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Landkreis Berchtesgadener Land (Landratsamt) Beschreibung | |
Der Landkreis Berchtesgadener Land ist der südöstlichst gelegene Landkreis Deutschlands und Bayerns. Wie eine Klammer umschließt er den Großraum Salzburg. Der Landkreis lässt sich landschaftlich und topographisch in drei verschiedene Gebiete unterteilen: das voralpine Gebiet um Freilassing und Laufen, das mittelgebirgige um Bad Reichenhall und das hochalpine um Berchtesgaden. Dem entspricht eine ebenso dreigeteilte, jahrhundertelange territorialgeschichtliche Zuordnung zum Fürstbistum Salzburg, zum Herzogtum bzw. Kurfürstentum Baiern sowie zur Fürstpropstei Berchtesgaden. Die Hauptflüsse sind die Saalach und die teilweise im Königssee entspringende Berchtesgadener Ache, die beide der Salzach zufließen.
Im Herzen des südlichen, hochalpinen Teils, zu Füßen des 2713 m hohen Watzmanns, des höchsten Gipfels der Berchtesgadener Alpen, liegt der Königssee. Die Erschließung dieses Teils geht auf die Rodungstätigkeit des Berchtesgadener Augustiner-Chorherrenstifts zurück, das später zur reichsunmittelbaren Fürstpropstei erhoben wurde. Im Zuge der Säkularisation wurde das Stift aufgelöst, 1809 wurde das Gebiet der Fürstpropstei an Bayern angegliedert.
Im Mittelpunkt des mittleren Teils liegt Bad Reichenhall, die Kreisstadt an der Saalach. Sie war seit jeher bayerisch, was durch das hier errichtete herzogliche Salzproduktionsmonopol unterstrichen wurde. Bad Reichenhall war der Ausgangspunkt der ersten Soleleitung, in der bis 1912 Sole nach Traunstein gepumpt wurde. Seit 1846 ist Bad Reichenhall als Soleheilbad anerkannt. Mittelpunkt ist das Gradierwerk, das mit seiner salzhaltigen Luft heilend auf kranke Bronchien wirkt. Hauptort des voralpinen Teils ist die Grenzstadt Laufen an der Salzach, bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Fürstbistum Salzburg und damit zum Rupertiwinkel gehörend. Bis zum Aufkommen der Eisenbahn war Laufen der Exporthafen für das fürstbischöfliche Salz, das auf flachen Booten (Plätten) salzachabwärts befördert wurde. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts kam der Schiffsverkehr zum Erliegen und der Berufsstand der Schiffer und Schopper (Schiffsbauer) war zum Aussterben verurteilt. Ebenfalls diesem Landkreisteil gehört die Stadt Freilassing zu, der bayerische "Vorort" von Salzburg, an der hier die Grenze bildenden Saalach gelegen.
Kennzeichnend für die Aufteilung der Landkreisfläche nach Nutzungsarten ist der hohe Wald- und Gebirgsanteil. Der Anteil nicht nutzbarer Gebirgsflächen (Unland) liegt bei 18%, der ebenfalls weitgehend dem Gebirge zuzurechnende Waldanteil bei 49%. Die Landwirtschaftsfläche umfasst 25% der Kreisfläche. Die Spanne der Jahrdurchschnittstemperatur reicht von 5,50 C bis 7,50 C, die der durchschnittlichen Jahrniederschläge von 950 bis 1900 mm, jeweils von Süden nach Norden ansteigend.
Grundsätzlich sind zwei verschiedene landwirtschaftliche Erzeugungsgebiete und Betriebstypen zu unterscheiden. Das Gebiet der ehemaligen Fürstpropstei ist gekennzeichnet durch ungünstige natürliche Ertragsvoraussetzungen und Nebenerwerbslandwirtschaft. Wohl saßen die Bauern bereits ab 1377 zu Erbrecht auf ihren Betrieben (Lehen), aber diese trugen im Regelfall den Familienunterhalt nicht. Zuerwerbsquellen, vielfach auch Haupterwerb, waren die Tätigkeit im Salzbergbau und in der Forstwirtschaft. Für Verleger (Großhändler) als Auftraggeber wurden auch Schnitzarbeiten und Holzwaren (z. B. Spanschachteln, Spielzeug) in Heimarbeit gefertigt.
Anders in dem nördlich der Autobahn München-Salzburg liegenden Landkreisteil, der grob dem erwähnten Rupertiwinkel zugerechnet werden kann. Hier ist eine bäuerliche Landwirtschaft mit stattlichen Bauernhöfen zu finden.
Im Vordergrund steht in beiden Teilen die Tierzucht, deren Grundlage der hohe natürliche Grünlandanteil ist, wobei die Almwirtschaft eine bedeutende Rolle spielt. Das Ackerland-Grünlandverhältnis liegt dementsprechend bei 1: 5. Da die Almwirtschaft Höhen bis 2000 m erreicht, wird diese auch geteilt betrieben. Die niedriger gelegenen Almen (Niederleger) werden dabei zuerst, dann die mittelhoch (Mittelleger) und schließlich die hochgelegenen Almen (Hochleger) bestoßen. Als Rindviehrasse war vor allem das Pinzgauer Vieh verbreitet, das jedoch zwischenzeitlich weitgehend dem deutschen Fleckvieh gewichen ist. Neben der Landwirtschaft spielt heute der Betriebszweig "Urlaub auf dem Bauernhof" eine wichtige Rolle. Über ein Drittel der Betriebe bieten diese Möglichkeit an.
Als bauliche Besonderheiten im Berchtesgadener Land seien die Zwiehöfe und die Rundumkaser erwähnt. Erstere finden sich neben den im Alpenraum typischen Einfirsthöfen und bestehen aus zwei voneinander getrennten Gebäuden, wobei der eine Wohnteil mit Vorratsräumen, der andere Stall und Scheune umfasst. Die Zwiehöfe (Paarhöfe) sind auch im Pinzgau und Pongau verbreitet. Die Rundumkaser sind Almhütten (Kaser), die aus dem Bedürfnis entstanden sind, dem Vieh Schutz und Unterstand zu geben. So haben sich Almen entwickelt, bei denen die eigentliche Almhütte mit Wohn- und Arbeitsräumen rundum vom Stallteil umgeben ist.
Um die reichhaltige Natur zu schützen, die schon der Botaniker und Landwirtschaftsgelehrte Franz von Paula Schrank (1747-1835) in seiner "Flora Berchtesgadensis" beschrieb, wurde der National- und Alpenpark Berchtesgaden errichtet.
Der Wirtschaftsstandort Berchtesgadener Land ist stark von Tourismus und Kurbetrieb geprägt. Über 70% der Erwerbstätigen sind im Dienstleistungsbereich tätig. Das Kapital, aus dem dieser Erwerbszweig schöpft, ist die landschaftliche Schönheit. Da ist der viel besuchte Königssee mit St. Bartholomä, das Gerner Tal mit der Wallfahrtskirche Maria Gern. Da ist das Dorf Anger, tatsächlich ein Angerdorf, von König Ludwig I. als schönstes Dorf Bayerns bezeichnet. Ganz in der Nähe, am gleichnamigen See, liegt die ehemalige Klosterkirche von Höglwörth, ein schönes Beispiel des bairischen Rokokos. Da ist aber auch der Obersalzberg, von Adolf Hitler rücksichtslos als Privatwohnsitz erkoren. Das sind freilich nur herausgegriffene Beispiele.
Kulturgeschichtliche Mittelpunkte sind Berchtesgaden mit seiner romanisch und gotisch geprägten Fürstpropstei und Laufen. Die mächtige gotische Pfarr- und Stiftskirche Mariä Himmelfahrt, die älteste gotische Hallenkirche Süddeutschlands, zeugt von einstigem Reichtum. Die zu ihr führende Straße ist dem Barockmaler Johann Michael Rottmayr (1654-1730) gewidmet, dem berühmtesten Sohn der Stadt, der zum kaiserlichen Hofmaler aufstieg. In Wien sind seine Werke u. a. im Schloss Schönbrunn und im Palais Liechtenstein zu bewundern.
Der Landkreis Berchtesgadener Land hat eine Fläche von 840 qkm mit 101 000 Einwohnern. Die Bevölkerungsdichte beläuft sich somit auf 120 Einwohner qkm.
Text: Professor Dr. Alois Seid |
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Literatur | |
- | | Das Salzfass. Heimatkundliche Zeitschrift des Historischen Vereins Rupertiwinkel. (Hrsg. v. Historischer Verein Rupertiwinkel.) Tittmoning 1922 ff. |
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- | | Unser Landkreis Berchtesgadener Land. Geschichte, Kultur, Landschaft, Bevölkerung, Verwaltung und Finanzen. München 1977 |
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- | | Dieck, Alfred: Sagen, Märchen und Geschichten um Karlstein im Landkreis Berechtesgadner Land. Karlstein 1975 |
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- | | Schrank, Franz von Paula: Baierische Flora, zum bequemen Gebrauch als Taschenbuch in tabellarischer Form gebracht. Mit einigen Änderungen und Verbesserungen. Regensburg 1793 |
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- | | Seethaler, Susanne: Ehemalige Fürstpropstei der Augustiner-Chorherren Berchtesgaden. In: Albayerische Klöster und ihre Legenden, S. 55-59. München 2003 |
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- | | Werner, Paul: Der Zwiehof des Berchtesgadener Landes (= Arbeitsheft 15 des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege). München 1983 |
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