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Landkreis (Landratsamt) Freising Beschreibung | |
Der oberbayerische Landkreis Freising liegt, wie der Nachbarlandkreis Erding, an der Nordostgrenze Oberbayerns zu Niederbayern hin. Bestimmend für die Verkehrslage ist der Großflughafen München, der zwischen Erding und Freising liegt. Über zwei Autobahnen (A 9 und A 92) und S-Bahn-Anschluss (Münchner Verkehrsverbund) ist der Landkreis an den Großraum München angebunden. Das Kreisgebiet liegt auf einer Meereshöhe von 405 bis 530 m, die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 7,7 ° C, der durchschnittliche Jahresniederschlag bei 815 mm. Der Hauptfluss des Landkreises ist die Isar, an der die Große Kreisstadt Freising und Moosburg als geschichtlich bedeutendste Orte liegen. Die Bezeichnung Große Kreisstadt besagt, dass die Stadt Freising vor der Gebietsreform 1972 kreisunmittelbar war. Links fließt die Amper zu, die zusammen mit der in sie einmündenden Glonn das größtenteils nordwestlich der Isar liegende Kreisgebiet entwässert. Im nördlichen Landkreisteil liegt das Quellgebiet der Abens. Isar und Abens sind Nebenflüsse der Donau.
Nach seiner erdgeschichtlichen Prägung lässt sich der Landkreis etwa zu 80 % dem nordwestlich der Isar gelegenen Tertiären Hügelland zurechnen, der restliche, von der Isar durchflossene Streifen ist eiszeitlich geformte Schotter- und Moorfläche. Sie gehört der Münchener Schotterebene und dem davor liegenden Niedermoorgebiet (Erdinger Moos, Freisinger Moos) an. Die Unterschiedlichkeit des natürlichen Standorts beeinflusst auch die landwirtschaftliche Nutzung, die 72 % der Kreisfläche umfasst (forstliche Nutzfläche: 21 %). Das größte zusammenhängende Forstgebiet ist der Kranzberger Forst, einst Weihenstephaner Klosterwald. Um das Kirchlein von Oberberghausen, dessen Ortsflur 1883 aufgeforstet wurde, breitet sich heute das Landesarboretum Kranzberger Forst aus. Das Ackerland : Grünlandverhältnis ist 4,4 : 1, was auf eine stark ackerbauliche Orientierung der Kreislandwirtschaft schließen lässt.
Die Landwirtschaft im Tertiären Hügelland weist zwei gänzlich unterschiedliche Erzeugungsschwerpunkte auf. Im nördlichen, der Hallertau zuzurechnenden Teil ist der Hopfen die landwirtschaftliche Leitkultur. Der tiefgründige, sandig-lehmige Boden ist dafür besonders geeignet. Mit Nandlstadt und Au liegen in diesem Gebiet zwei bedeutende Hallertauer Hopfensiegelorte. Im südlichen Teil wird vorwiegend Getreide-, Mais- und Hackfruchtbau, verbunden mit Veredlungswirtschaft (überwiegend Rindviehhaltung) betrieben.
Im Schotter- und Mooranteil dominieren Getreide-, Kartoffel- und Feldgemüsebau. Die Struktur der Landwirtschaft ist bei einer Betriebszahl von rd. 2000 und einer durchschnittlichen Betriebsgröße von rd. 25 ha als mittelbäuerlich anzusprechen. Von den Landwirtschaftsbetrieben werden etwa 40 % im Haupterwerb, der Rest im Zu- und Nebenerwerb bewirtschaftet. Die Siedlungsstruktur ist durch ein Gemisch von Dörfern, Weilern und Einöden gekennzeichnet. Eine typische Bauernhausform war der eingeschossige Blockbau mit Greddach (an der vorderen Traufseite über die Gred, einem schmalen, gepflasterten Laufgang, vorgezogenes Dach, auch "Gredhaus" genannt). Beispiele sind noch zu finden in Aiterbach, Anglberg, Dürnseiboldsdorf, Thann, Volkmannsdorf, Wolfersdorf (freundliche Mitteilung von Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge). Bemerkenswerte Zeugnisse bäuerlicher Baukultur sind in Obermarchenbach (Gmd. Haag a. d. Amper), wohin einige historisch wertvolle Bauernhäuser versetzt wurden, und in Anglberg (Gmd. Zolling) zu finden, wo ein hölzerner Getreidekasten aus dem 18. Jahrhundert steht.
Das Freisinger Land ist altes bäuerliches Kulturland, das schon in der Jungsteinzeit besiedelt war. Das bedeutendste und schönste Beispiel aus dieser Epoche ist der sog. Hochzeitsbecher von Murr bei Moosburg .Auch die Römerzeit hat ihre Spuren hinterlassen, unter anderem in einer villa rustica in Fahrenzhausen. Die Römer wurden von den Bajuwaren abgelöst. Die zahlreichen auf "-ing" endenden Ortsnamen verweisen auf diese frühmittelalterliche Siedlungsstufe.
In der weiteren politischen Geschichte kreuzten sich im Landkreis Freising zwei Machtzentren und kulturelle Einflusssphären: die des Fürstbischofs, der seinen Sitz am Freisinger Domberg hatte, und des Landesfürsten. Die Auseinandersetzung zwischen beiden um Zolleinnahmen führte 1158 zur Gründung der späteren Landeshauptstadt München. 1802 wurde das Fürstbistum Freising säkularisiert und dem bayerischen Staat einverleibt. Als politisches Machtzentrum hat damit Freising seine Bedeutung verloren, nicht jedoch als kultureller Kristallisationspunkt mit Diözesanmuseum und zahlreichen kunsthistorisch bedeutenden Bauten, insbesondere dem romanischen, später von den Gebrüder Asam barockisierten Dom.
In Sichtweite des Dombergs, als Schulzentrum(bis 1968 bestand dort auch eine philosophisch-theologische Hochschule) auch "Lehrberg" genannt, entstand auf dem nahen Weihenstephaner Berg, dem "Nährberg", ein agrarisches Bildungszentrum, in dem 1803 säkularisierten Benediktinerkloster Weihenstephan. Die agrarhistorisch bedeutendste Persönlichkeit, die dort gewirkt hat, ist Max Schönleutner (1778 - 1831), ein Schüler Albrecht Daniel Thaers. Er wurde zum Künder der rationellen Landwirtschaft in Bayern und zum Begründer des "Grünen Zentrums" Weihenstephan. Zu dessen Kernbereich zählen heute die Fachhochschule Weihenstephan, das Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München und die in Weihenstephan angesiedelten Einrichtungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. An den Hochschuleinrichtungen in Weihenstephan sind derzeit rd. 6000 Studenten eingeschrieben. Von Weihenstephan gingen wichtige agrartechnische und agrartechnologische Impulse aus. So gehen erste Anstöße zur Entwicklung einer Milchzentrifuge auf den Weihenstephaner Professor Alexander Prandtl (1840 - 1896) zurück. Seine Konstruktion wurde 1875 auf der Internationalen Molkereiausstellung in Frankfurt a. M. vorgestellt und ist heute im Deutschen Museum in München zu sehen. Eine weitere bahnbrechende Erfindung der Milchwirtschaft machte Dr. ing. Willi Fritz (1894 - 1949), der 1939 eine kontinuierlich arbeitende Butterungsmaschine entwickelte. Der zweite bedeutende agrartechnologische Sektor in Weihenstephan ist das Brauwesen. Internationalen Ruf genießt das bis heute bestehende Technische Büro, als Planungs- und Beratungsstelle für Bau- und Einrichtung von Brauereien und Mälzereien, dessen Gründer Prof. Theodor Ganzenmüller (1864 - 1937) die dampfbeheizte Braupfanne entwickelte. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist der von Prof. Richard Hansen (1912 - 2001) eingerichtete Staudensichtungsgarten. Dass Freising 2001 vom Verein Deutscher Rosenfreunde zur Rosenstadt gekürt wurde, unterstreicht die gartenbauliche Bedeutung des Grünen Zentrums.
Das zweite historisch bedeutsame Zentrum des Landkreises ist die Stadt Moosburg, das mit dem Kastulusmünster und dem darin aufgestellten gotischen Flügelaltar von Hans Leinberger auch kunstgeschichtliche Schätze bietet. Zur Stadt gehört auch der Ort Feldkirchen mit der dort seit 1903 bestehenden Saatzuchtwirtschaft Schweiger, die sich insbesondere auch mit der Braugerstenzüchtung befasst
Die Wirtschaftskraft des Landkreises entspringt heute nur noch nachrangig der Landwirtschaft. Sie wird vor allem getragen vom Dienstleistungssektor (Flughafen München, Grünes Zentrum Weihenstephan) und von einer breiten Palette des produzierenden Gewerbes (Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemische Industrie, Computerherstellung, Kosmetikindustrie, Ernährungsindustrie). Nur noch Geschichte als bedeutender Zweig der Schlepperindustrie sind die Schlüterwerke (1899 - 1993). Bezeichnend für die Wirtschaftskraft Freisings ist, dass der Landkreis zusammen mit dem Nachbarlandkreis Erding die niedrigste Erwerbslosenquote in der Bundesrepublik aufweist und jährlich um etwa 2000 Einwohner wächst. Sehr stark mit Industrie und Gewerbe durchsetzt sind die Gemeinden Hallbergmoos, Eching und Neufahrn im Süden des Landkreises. So trifft es sich gut, dass gerade in diesem Landkreisteil wertvolle natürliche Ausgleichsflächen liegen (Landschaftsschutzgebiet Freisinger Moos, Garchinger Heide, Echinger Lohe).
Die Landkreisfläche umfasst 800 km. Die Einwohnerzahl liegt derzeit bei rd. 180.000, was einer Bevölkerungsdichte von 225 Einwohnern pro qkm entspricht.
Text: Professor Dr. Alois Seidl. |
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Literatur | |
- | | Goerge, Rudolf; Heussler, Annegret; Neumair, Erwin: Landkreis Freising 2003 |
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- | | Seidl, Alois: 200 Jahre agrarische Bildung und Forschung in Weihenstephan In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 50 (2002), S. 1- 16. |
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- | | Siepmann, Martin; Siepmann Brigitta: Im Herzen Altbayerns - Die Landkreise Erding und Freising Dachau 2001 |
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