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Landkreis (Landratsamt) Donau-Ries

Beschreibung
Dieser nördlichste Landkreis Schwabens hat bei 102 Menschen pro qkm rund 130.000 Einwohner in 44 Gemeinden. Seine Westgrenze ist zugleich Landesgrenze zu Baden-Württemberg. Der Landkreis ist mehrfaches Zusammenflussgebiet, denn neben den drei großen Strömen Donau, Lech und Wörnitz führen noch mehrere kleinere Flüsse Wasser heran, Jahrhunderte lang war diese Lage mit besonderer Hochwassergefahr verbunden. Die Donau teilt den Landkreis in zwei großräumige Naturlandschaften: auf ihrem Nordufer Mittelgebirgsregion mit den Juraformationen der Schwäbischen und Fränkischen Alb (400-600 m NN), auf ihrem Südufer das schwäbisch-bayerische Alpenvorland. Im Donautal liegt ein langgestrecktes Niedermoorgebiet, das Donauried. Im Laufe der Eiszeiten bildeten sich besonders im Lechmündungsgebiet über weiten Schotterfeldern moorige oder anmoorige Niederungen. Auf flankierenden Terrassen lagerte sich Löß ab.
Inmitten der Alb liegt eine landschaftliche und geologische Besonderheit, der 20-24 km weite und 80-100 m eingesenkte Meteoritenkrater des Nördlinger Rieses. Seit 150 Jahren wird diese auffällige Landschaftsform erforscht, mehrere Theorien über ihre Entstehung lösten sich ab, bis 1961 durch amerikanische Geologen im Zuge der Vorbereitungen für eine bemannte Mondlandung der heute gültigen Meteoriten-Theorie zum Durchbruch verholfen wurde. Danach traf vor 14.7 Mio. Jahren ein ca. 700 m dicker Meteorit mit einer Geschwindigkeit von vermutlich 30 km/sec die Erde und bohrte sich über einen Kilometer tief durch die Trias- und Juragesteine in den Kristallingesteinssockel. Die Auswurfmassen dieses Einschlags bedecken weite Teile der Alb (Riesalb). Durch den ungeheueren Druck des Meteoriten bildete sich ein neues Gestein, der Suevit ("Schwabenstein"), eine glashaltige Impaktbreccie. Der Meteorit selber verdampfte. Im Umkreis von 400 km erlosch alles pflanzliche und tierische Leben.
Heute gilt das Ries als zweite Kornkammer Bayerns, weil sich nach mehreren vorausgegangenen Umwandlungen der Kraterboden im Laufe der Eiszeit mit Löß bedeckte und so die heutigen fruchtbaren Ackerböden schuf. Das subozeanische Übergangsklima im Landkreis begünstigt zudem den Ackerbau. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt hier in den Tallagen 8 Grad, in den Höhenlagen 7,6 Grad, mittlere Vegetationsdauer 140-160 Tage, 700 mm Niederschläge fallen im Jahr, die meisten auf den Jurahöhen (777 mm), die geringsten ( 624 mm) im Riesbecken. Daher ist das Ries von jeher eine baumfreie Acker- und Wiesenlandschaft. Wald ist auch im übrigen Landkreis eher rar. Sein Flächenanteil von ca. 25 % liegt unter dem bayerischen Durchschnitt (= 35 %). Im Landkreis ist der Wald höchst ungleich verteilt, denn das Riesbecken ist extrem waldarm, ähnlich die mit Lößlehm bedeckten Hochterrassen der großen Flüsse und die Donau-Lech-Ebene. Zu mehr als 50 % bewaldet sind der nördliche Riesrand (Oettinger Forst), die Monheimer Alb und die schwäbische Riesalb. Landwirtschaft wird noch auf etwas über 3000 Höfen betrieben, über die Hälfte sind Nebenerwerbsbetriebe. Ackerbau bedeckt 75 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Weizen, Gerste und Mais sind die Hauptgetreidearten. Milchvieh wird noch gehalten, Rinder- und Schweinemast und eine weithin gerühmte Ferkelzucht werden mit Erfolg betrieben.
Zum Landkreis gehören Teile der Naturparks "Altmühltal" und "Augsburg Westliche Wälder". Geschützt sind 1 500 ha Heideflächen und Trockenbiotope sowie mehrere Feuchtgebiete, z.B. 140 ha in der "Mertinger Höll" und 100 ha in den "Lauterbacher Ruten". Über den Landkreis verteilt zählt man außerdem 109 einzeln geschützte Naturdenkmale.
Die Geschichte des Menschen beginnt im Landkreisgebiet noch in der Eiszeit. Die bekanntesten altsteinzeitlichen Funde sind die Schädelnester aus der Großen Ofnethöhle und der große Faustkeil von Mündling. In sämtlichen Rieser Höhlen und in den Sanddünen von Gosheim kamen charakteristische Kleingeräte der Mittleren Steinzeit zutage. Als in der Jungsteinzeit Menschen sesshaft wurden, waren das Riesbecken und die Terrassenränder des Donau- und Lechtals erstaunlich dicht besiedelt wie zahlreiche Funde von Steinklingen, Mahl- und Reibsteinen, Überreste von Schalen, Tellern und Becken sowie Bauspuren zeigen. Aus der Bronze- und der Eisenzeit sind mehr als tausend Grabhügel der Hallstattkultur und bei Ebermergen, Bühl und Wechingen Hortfunde mit Waffen, Gerät und Schmuck erhalten. Die Kelten hinterließen sieben heute noch sichtbare Viereckschanzen, wahrscheinlich zu einem oppidum gehörende Gebäudereste auf dem Burgberg bei Heroldingen und viele Spuren ihrer Eisenverhüttung, u.a. einen Barrenfund mit 135 kg Gewicht bei Kaisheim.
Ab 15 v. Chr. gelangten die Römer bis ans Südufer der Donau und errichteten dort feste Stützpunkte, z.B. das Kastell "Burghöfe" auf dem Mertinger Spitz. Im Landkreis erreichte die berühmte Via Claudia Augusta von Oberitalien her die Donau. Das römische Straßennetz lässt sich noch in der Führung der modernen Verkehrsachsen nachweisen, z.B. an einem auffallend geraden Stück der B15 zwischen Möttingen und Nördlingen. In den nächsten Jahrzehnten rückte die römische Nordgrenze allmählich bis an den Limes vor, der einige Kilometer nördlich der Landkreisgrenze am Nordhang des Hesselberges (Lkr. Ansbach) verlief. Mehr als hundert römische Gutshöfe sind bisher bekannt, die meisten davon im Ries. Der Name Ries geht auf die römische Provinzbezeichnung Raetia zurück.
Um 270 n. Chr. mussten die Römer den Limes aufgeben, das Land fiel in die Hände der germanischen Alamannen. Aus dieser Landnahmezeit sind bisher 50 Reihengräberfriedhöfe bekannt geworden. Ortsnamen auf -ingen und -heim gehen auf diese Zeit zurück. Bis Mitte des 5. Jahrhunderts waren die Alamannen im Ries und südlich der Donau unter ostgotischem Schutz fest etabliert. 496 kamen sie unter fränkische Herrschaft und wurden Teil des Stammesherzogtums Schwaben. Drei fränkische Gaue entstanden auf dem Gebiet des Landkreises. Einer davon, der Riesgau, wurde zur Grafschaft Oettingen. Die oettingische Herrschaft dauerte von 1141 ununterbrochen bis zur Mediatisierung 1806, allerdings im Laufe der Geschichte kompliziert durch Gebietsteilungen in verschiedene oettingische Linien, was sich im 16. Jahrhundert folgenschwer auf die konfessionelle Zugehörigkeit der Bevölkerung auswirkte. Heute gehören im Landkreis 70 % der Bevölkerung zur katholischen Kirche, evangelische Gebiete liegen im Ries um Nördlingen und um die Stadt Oettingen.
Im Lech-Donau-Winkel siedelten ausschließlich bayerische Leute, wodurch der Lech zur heute noch bestehenden Sprachgrenze zwischen Schwäbisch und Bayerisch wurde. Die Landeshoheit hier und in anderen Gebieten außerhalb des Riesbeckens wechselte im Laufe des Mittelalters über mehrere Grafengeschlechter schließlich zu verschiedenen wittelsbachischen Linien. 1505 wurden Teile des Landkreises dem neugegründeten Fürstentum Pfalz-Neuburg einverleibt, während andere Teile herzoglich-bayerisch blieben. Ein sehr wichtiger Landesherr war das Reich, dem die Reichsstädte Nördlingen (seit 1215) und Donauwörth (seit 1301) mit einem Teil ihres Umlandes (Reichspflege Werd) und die Reichsabtei Kaisheim zugehörten. Fünf weitere alte, heute recht kleine Städte machen den Landkreis zum städtereichsten in Schwaben. In Oberndorf regierten die Fugger seit 1533 ein Stück Land.
Das Kreisgebiet gehört zu den am schwersten heimgesuchten Gegenden Bayerns im 30-jährigen Krieg. Im unmittelbaren Vorfeld des Krieges war 1606 in der damals evangelischen Reichsstadt Donauwörth eine katholische Prozession gestört worden, woraufhin der Kaiser die Stadt in Reichsacht nahm und Maximilian von Bayern sie als Pfand besetzte. Der Sturm der Entrüstung, der sich daraufhin im protestantischen Lager erhob, lieferte den letzten Anlass zur Gründung jener politischen Bünde, die ab 1618 militärisch aufeinander prallten: evangelische Union und katholische Liga. Drei große Schlachten fanden hier statt: Rain (1632), Nördlingen (1634) und Alerheim (1645). Beim Wiederaufbau, gebietsweise gefördert durch den Zuzug Salzburger Exulanten, entstanden durch regelhafte Planung charakteristische Dorfanlagen, so die Rieser Angerdörfer Alerheim und Rudelstetten oder das rasterförmig angelegte Haufenwegedorf Oberndorf. Als späte Frucht des Wiederaufbaues kann man die landwirtschaftlichen Versuche des Fürsten Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein auf dem Möderhof in der Gemarkung Deiningen um 1780 ansehen.
Der Landkreis verfügt mit über 20 musealen Einrichtungen über die größte Museumsdichte in Schwaben, hinzu kommen über 50 Bodendenkmäler früherer Besiedelungszeiten. Agrarkulturelles Erbe bewahren die Heimatmuseen in Donauwörth, Oettingen, Wemding, Rain und Oberndorf, das Dorfmuseum in Mertingen, das schuleigene Heimatmuseum in Bäumenheim, das Landmaschinenmuseum Tagmersheim und vor allem das Rieser Bauernmuseum in Maihingen. Zu dessen Aufgaben gehört es, historisch wertvolle Gebäude, wie z.B. den Zehntstadel von Heroldingen, vor dem Verfall zu retten. Sorgsam erhaltene Rieser Bauernhäuser - für den nordschwäbischen Raum typische Wohnstallhäuser mit einer separat stehenden Scheune - sind z.B. noch zu sehen auf dem "Abtholzerhof" in Brachstadt, Gemeinde Tapfheim; auf dem Hof "Beim Dicken", in Herblingen, Gemeinde Fremdingen; auf dem Hof "Untermeier" in Löpsingen, Stadt Nördlingen; auch in Möttingen und Merzingen steht je ein Exemplar. Die einstige Wohlhabenheit der Landwirtschaft spiegelt ein Bauernhaus in Nittingen, Stadt Oettingen. Der katholische Pfarrhof in Birkhausen gehört zu den schönsten im Landkreis. An der Bruckmühle von 1762 in Harburg wurde die originale Putzlage wieder hergestellt. Das Kaisheimer Amtshaus in Huisheim von 1731 wurde nach seiner Sanierung zu einem beliebten Gasthaus.
Wie in allen Bauerngegenden Bayerns, so gibt es auch im Landkreis Donau-Ries uralte Wallfahrten. Die bekanntesten gehen seit 1692 zur Kirche "Maria Brünnlein zum Trost" in Wemding, der nach Altötting zweitgrößten Wallfahrtskirche Bayerns, zum "Heiligen Kreuz" in Donauwörth (seit 1028) und in die Klosterkirche Niederschönenfeld. Nur den Dörfern Bergheim und Forstweiler bekannt ist eine lokale Wallfahrt zur St. Blasius-Kapelle in Raustetten (erbaut 1690), der Heilige gilt auch als bäuerlicher Viehpatron. Alte Votivgaben aus zwei kleinen Leonhardwallfahrten gibt es in Fremdingen und Nördlingen zu sehen.
Reichhaltig ist die sakrale und profane Kunst in Kirchen und Schlössern des Landkreises. Sämtliche Stilepochen sind mit hervorragenden Werken vertreten. Eindrucksvollste romanische Bauwerke sind die Kirchen in Auhausen und Minderoffingen. Die bemerkenswerten gotischen Sakralbauten stehen alle in den Städten des Landkreises. Viele Landkirchen beherbergen aber Gemälde und Skulpturen aus dieser Zeit, so eine der frühesten Schutzmantelmadonnen in der Michaelskirche in Holheim; Wandfresken u.a. in den Kirchen in Bühl, Staudheim, Dornstadt; Tafelmalerei berühmter Künstler wie Hans Schäufelein (mehrere Orte) und Hans Holbein der Ältere (Klosterkirche Kaisheim). Eine reiche Fülle gotischer Madonnen steht selbst in abgelegenen Dorfkirchen. Im Renaissancestil gehalten sind kostbare Grabmäler und Epitaphien - auffallend viele in evangelischen Gotteshäusern auf dem Lande. Wie auch in anderen von der Gegenreformation berührten Gebieten Bayerns quellen die meisten katholischen Kirchen im Landkreis über von Barock- und Rokokoschmuck, besonders Klosterkirchen wie in Niederschönenfeld, Kaisheim, Donauwörth, Mönchsdeggingen und Maihingen. Die abgelegene Kirche in Warching birgt den schönsten spätbarocken Altar (1761) des Landkreises. In den Kirchen der Reformation finden sich nur wenige Kunstwerke dieser Stilepochen. Wunderschöne profane Bauten des Barock und Rokoko sind die Schlösser zu Oettingen, Hohenaltheim, Harburg, Reimlingen (Deutscher Orden), Lierheim und Oberndorf (Fugger). Der unbestreitbar schönste Residenzbau des Landkreises, zum Kloster Kaisheim gehörend, erhebt sich in Leitheim hoch über der Donau, eine der bedeutendsten Schöpfungen des süddeutschen Rokoko. Im Lande verstreut findet der Kunstfreund Säulen, Brunnen, Kalvarienberge, Ölberge, Feldkreuze und viele, oft sehr kostbar ausgestattete dörfliche Kapellen, z.B. eine Kalvarienkapelle in Wörnitzstein (1750). Aus dem 19. Jahrhundert stammen klassizistische Kirchenbauten in Maihingen, Amerdingen, Kleinerdlingen und eine evangelische Kirche in Aufhausen. Dem Historismus zuzurechnen ist die Kirche in Fremdingen. Auch einige Kirchenbauten der Moderne sind besuchenswert.
Text: Professor Dr. Joachim Ziche
Literatur
-Landkreis Donau-Ries. (Hrsg. v. Landkreis Donau-Ries.)  1991