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Landkreis (Landratsamt) Ebersberg

Beschreibung
Der Landkreis Ebersberg liegt im Osten der Landeshauptstadt München, noch in deren weiteren Einzugsbereich. Er grenzt in breiter Linie an den Landkreis München an. Durch die A 94 und die von Erding (S 2) und Ebersberg (S 4) herkommenden Schnellbahnen ist er an die Landeshauptstadt, durch die A 99 an deren Ostumgehung angeschlossen. Durch die Bahnlinien München-Rosenheim, München-Wasserburg und München-Mühldorf ist der Landkreis sehr gut an das überregionale Bahnnetz angebunden.
Die Naturlandschaft des Kreises ist durch die alpine Vergletscherung geformt, im Besonderen durch den Isar- und den Inngletscher. Dabei ist die kleinere, nordwestliche Hälfte noch der Münchener Schotter- und Moorlandschaft zuzurechnen, die größere südöstliche Hälfte der hügeligen Jungmoränenlandschaft. Die Meereshöhe des Kreisgebietes liegt etwa zwischen 500 und 600 m, der höchste Punkt ist mit 638 m über NN der Obermaierberg (Gmd. Oberpframmern). Die hauptsächlich entwässernden Flüsse sind die Glonn, die der Mangfall, und die Attel, die dem Inn zufließt. Im Norden des Kreises, um Markt Schwaben, entspringt die Sempt, die ins Erdinger Moos abfließt. Wichtige stehende Gewässer sind der Steinsee mit dem benachbarten, unter Naturschutz stehenden Kitzlsee (Gmd. Moosach) und der ebenfalls naturgeschützte Egglburgersee (Stadt Ebersberg).
Die landwirtschaftlichen Erzeugungsbedingungen sind durch die naturlandschaftlichen Voraussetzungen geprägt. So finden sich im nordwestlichen Landkreisteil vorwiegend Acker-, in dem südöstlichen Teil überwiegend Grünlandnutzung. Auf das gesamte Kreisgebiet bezogen ist das Ackerland-Grünlandverhältnis mit 1,4:1 nahezu ausgeglichen. Die Bodengüte weist eine hohe Bandbreite auf, ist im Durchschnitt jedoch als mittel einzustufen. Die durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen bewegen sich zwischen ca. 1100 und 1250 mm, von Nord nach Süd zunehmend, die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 7,2 Grad C. Die Agrarfläche umfasst 90 % der Landkreisfläche, was auf den trotz Großstadtnähe ländlichen Charakter des Kreises verweist. Der Anteil der Landwirtschaftsfläche liegt bei 53 %, der der Forstfläche bei 37 %, wobei der rd. 9.000 ha große Ebersberger Forst, einen Schwerpunkt bildet. Dieser stand früher in kurfürstlichem und klösterlichem, heute überwiegend in Staatseigentum. Der Abt der damaligen Benediktinerabtei Ebersberg erließ für den klösterlichen Anteil Ende des 13. Jahrhunderts eine der frühesten Forstordnungen, die Ebersberger "Jura memoralia" oder "Forstlehen und Forstrecht". Am Rande des Ebersberger Forstes liegt das "Museum Wald und Umwelt Ebersberg", das einen guten Einblick in die Geschichte der Waldnutzung und die Bedeutung des Waldes für die Umwelt gibt.
Im Kreisgebiet werden etwa 1.050 Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaftet, wovon etwa 55 % Haupterwerbsbetriebe sind. Die Durchschnittsgröße der Betriebe liegt bei rd. 25 ha, was auf eine mittelbäuerliche Agrarstruktur schließen lässt. Die in der Land- und Forstwirtschaft Beschäftigen stellen 4,4 % der Erwerbstätigen insgesamt. Schwerpunkte der Bodenproduktion sind der Getreidebau (Weizen- und Sommergerste) und Maisanbau, insbesondere Silomaisanbau. In dem zur Münchener Schotterebene zu rechnenden Anteil spielt auch der Anbau von Kartoffeln eine bedeutende Rolle, die z. T. über die 15 im Landkreis bestehenden Kartoffelbrennereien verwertet werden. Die Tierhaltung konzentriert sich vor allem auf die Rinderhaltung mit Schwerpunkt Milchviehhaltung.
Die Besiedlung war in der Jungsteinzeit, der Kelten- und Römerzeit nur punktuell. Ein Beispiel für jungsteinzeitliche Siedlung bietet das Quellgebiet der Glonn (Markt Glonn). Südlich von Poing verlief eine römische Heer- und Handelsstraße, die Augsburg mit Wels/OÖ verband. Ein Abzweig der Römerstraße führt zu römischen Gutshöfen (villae rusticae), die 2004 im Gemeindegebiet von Poing bei Bauarbeiten entdeckt wurden. Erst mit der bajuwarischen Siedlung setzte eine umfangreichere Rodungstätigkeit in dem noch weitgehend von Wäldern und Mooren bedeckten Land ein. Die zahlreichen auf -ing endenden Orte bestätigen das. Das heutige ländliche Siedlungsbild wird geprägt von einem Nebeneinander von Dörfern, Weilern und Einöden.
Die Wirtschaftsstruktur des Landkreises ist mittelständisch geprägt. Dabei liegt der Westen und Norden des Kreisgebietes noch im Verdichtungsraum München. Siedlungsschwerpunkte in diesem Bereich sind Poing, Markt Schwaben, Kirchseeon, Vaterstetten und Zorneding. Ein im Verhältnis zur Gesamtarbeitnehmerzahl des Landkreises hoher Pendlersaldo bestätigt die Orientierung zum Wirtschaftsstandort München hin. Der Landkreis hat aber auch eine hohe eigenständige Wirtschaftskraft. Ein Musterbeispiel hierfür ist die Gemeinde Poing, deren Bevölkerung sich seit 1985 verdoppelte und auf nunmehr 13.000 Einwohner angewachsen ist. In Poing sind mit den Firmen OCE Printing Systems GmbH (Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen) und Stahlgruber Otto Gruber GmbH & Co KG (Automobiltechnik) die zwei größten Arbeitgeber des Landkreises angesiedelt. Mit der 1918 gegründeten Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht in Grub, heute als Institut für Tierzucht in die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft eingegliedert, liegt in Poing auch ein wichtiges landwirtschaftliches Bildungs- und Forschungszentrum.
Der Landkreis Ebersberg umfasst 21 Gemeinden, die z. T. zu Verwaltungsgemeinschaften zusammengefasst sind. Darunter sind zwei Städte (Ebersberg, Grafing bei München) und drei Marktgemeinden (Glonn, Kirchseeon, Markt Schwaben). Die mit rd. 21.000 einwohnerstärkste Gemeinde ist Vaterstetten, unmittelbar an der Grenze zum Landkreis München und als Wohnsiedlung dorthin orientiert. Die beiden nahe zusammenliegenden Städte Ebersberg und Grafing bei München bilden in der Strukturplanung einen zentralen Doppelort, der zusammengerechnet rd. 23.000 Einwohner aufweist.
Ebersberg ist als Kreisstadt auch kultureller Mittelpunkt. Die ehemalige Klosterkirche St. Sebastian birgt mit der reich stukkierten Sebastiani-Kapelle und der spätgotischen Stiftertumba aus Salzburger Rotmarmor zwei kunstgeschichtliche Kleinodien. Aus kunstgeschichtlicher Sicht ebenfalls besuchenswert ist die Kirche St. Pankratius in Emmering wegen des Deckengemäldes des Wessobrunner Künstlers Johann B. Zimmermann und der Kreuzigungsgruppe des Landshuter Bildschnitzers Hans Leinberger. Eine bedeutende, im Kern gotische, Burganlage ist Elkofen (Stadt Grafing).
Allgemeingeschichtlich von Interesse ist der Ort Hohenlinden am Rande des Ebersberger Forstes, wo die französischen Truppen 1800 die vereinigten Bayern und Österreicher vernichtend schlugen. Die weitere Folge war der Friede von Lunéville, der zur Abtretung der links-rheinischen Gebiete an Frankreich führte. Die Entschädigung für diese Gebietsverluste wurde gemäß Reichsdeputationshauptschluss von 1803 durch die Säkularisation der geistlichen Fürstentümer und klösterlichen Grundherrschaften und die Mediatisierung der Reichsstädte geregelt.
Als bedeutende Persönlichkeiten mit enger Beziehung zum Bauernstand seien Baron Otto von Feury (1906-1998) und Lena Christ (1881-1920) genannt. Baron von Feury, Gutsbesitzer auf Thailing (Gmd. Steinhöring) war von 1955 bis 1977 Präsident des Bayerischen Bauernverbandes. Zusammen mit dem damaligen Landwirtschaftsminister Dr. Hans Eisenmann kämpfte er für den "Bayerischen Weg", dem Miteinander von Haupt-, Zu- und Nebenerwerbsbetrieben als Gegenentwurf zur Großlandwirtschaft. Lange vor v. Feury hatte Joseph Ritter von Hazzi (1768-1845), Schlossherr und Gutsbesitzer auf Elkofen (Stadt Grafing), als Vorstand des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern (siehe Landeshauptstadt München), der Vorläuferorganisation des Bayerischen Bauernverbandes, bedeutende agrarpolitische Akzente vor allem in der Forstpolitik und in der Landeskultur gesetzt. Für die Dichterin Lena Christ, geboren in Glonn, war der Bauernstand, dem sie nie zugehörte, der aber doch Gegenstand ihrer Sehnsucht war, der gesellschaftliche Bereich, in dem sich ihre Dichtung bewegte. Es gelang ihr eine sprachlich und inhaltlich vortreffliche Schilderung der bäuerlichen Lebenswelt um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Der Landkreis Ebersberg hat 125.000 Einwohner auf 549,3 qkm, was einer Bevölkerungsdichte von 227 Menschen je qkm entspricht.
Text: Prof. Dr. Alois Seidl
Literatur
-Der Landkreis Ebersberg. Raum und Geschichte. (Hrsg. v. Kreissparkasse Ebersberg.) Ebersberg 1982
-Jahrbücher des Historischen Vereins für den Landkreis Ebersberg e. V.  
-Nutzungen, Wandlungen und Gefährdungen des Ebersberger Forstes (Redaktion: W. Freitag). (Hrsg. v. Kreissparkasse Ebersberg.) Ebersberg 1990
-Unser Landkreis Ebersberg. (Hrsg. v. Landratsamt Ebersberg.) Ebersberg 1993
-Urff, W. von:
Landkreis Ebersberg. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Forschungs- und Sitzungsberichte Bd. 214.  2002