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Landkreis (Landratsamt) Regensburg

Beschreibung
Der Landkreis ist ein "Drei-Flüsse-Land", denn hier vereinigen sich Naab und Regen mit der Donau. Eine so günstige Lage hat schon immer Menschen verlockt, sich anzusiedeln. Überall sind frühgeschichtliche, keltische, römische, germanische Reste im Boden zu finden. Die politische Bedeutung des Kreisgebietes hing immer von der Stadt Regensburg ab, die von jeher ihr Umland dominierte. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie aufgrund ihrer Eigenschaft als Freie Reichsstadt und als Sitz des Immerwährenden Reichstages innerhalb des Kreisgebietes, das wittelsbachischer Besitz war, fast als ein Fremdkörper empfunden. Erst 1810 kam Regensburg zu Bayern und verlor so seine politische Bedeutung. Nach dem 2. Weltkrieg erlebte die Stadt einen rasanten wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Zu Recht behauptet der Landkreis: "Hier hat Zukunft eine Heimat". Heimat ist er für rund 182 000 Einwohner in 41 Gemeinden. Noch prägen 2500 landwirtschaftliche Betriebe die Landschaft.
Das Gebiet ist deutlich geprägt von der Jahrhunderte langen Herrschaft der Römer, den Gründern der Stadt Regensburg. In den Wirren der Völkerwanderung ging zwar vieles unter, was die Römer kultiviert hatten, aber Regensburg blieb politischer Mittelpunkt Altbayerns. Hier regierten seine Herzöge, die Agilolfinger, bis Karl der Große sie 788 entmachtete. Regensburg wurde daraufhin Hauptstadt des ostfränkischen Reiches. Bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts hielt sich deswegen ausgedehntes Königsgut im Raum Regensburg. Die Regensburger Kirche kam durch Schenkung von König und Adel und durch Tauschgeschäfte in den Besitz großer Ländereien, so z.B. die ausgedehnten Forste im Norden und Osten der Stadt.
Im 12. Jahrhundert beginnt der Aufstieg der Wittelsbacher. Zielstrebig erwerben sie Vogteien, also Verwaltung von Kircheneigentum, heiraten geschickt und erben von Adelsfamilien, die im Mannesstamm ausstarben. So setzen sie sich überall im Donauraum durch, nur nicht in Regensburg. Das hat die Herrschaftsverhältnisse im Landkreis vom 13. bis zum 19. Jahrhundert stark beeinflusst. Ab 1255 beginnen die Landesteilungen der Wittelsbacher. Von nun an folgt auf Teilung Vereinigung, dann wieder Teilung, aus der Zersplitterung wird, die irgendwann wieder in Zusammenfügung mündet. "Die Geschichte des Landkreises Regensburg zu schreiben, heißt für eine bestimmte Epoche vor allem, die Fäden der wittelsbachischen Teilungspolitik entwirren", heißt es treffend im Landkreisbuch von 1994. Erst 1777 vereinigt Kurfürst Karl Theodor die verschiedenen Landesteile und beendet damit die herrschaftliche Zersplitterung in Bayern.
Zu diesem einheitlichen Territorialstaat gehört auch das Umland der Stadt Regensburg. Die Stadt war schon lange von allen Seiten eng von wittelsbachischem Land umschlossen gewesen. Regensburg hatte nie ein nennenswertes an die Stadt angrenzendes Territorium. So ist die Geschichte des Landkreises nicht zuletzt dadurch geprägt, dass sein natürlicher Mittelpunkt über viele Jahrhunderte in Gegnerschaft zu seinem Umland gedrängt wurde. Da Regensburg reich war, kaufte es sich überall im Land Burgen und übernahm Pfandschaften über Ländereien, um über den Kirchenbesitz hinaus zu einem größeren Herrschaftsgebiet zu kommen. Die Wittelsbacher versuchten, Regensburg durch einen langen Wirtschaftskrieg zu bezwingen, aber der Kaiser hielt stets seine Hand über der Stadt. 1542 wird Regensburg protestantisch, was die Stadt endgültig zu einem "Pfahl im Fleische" des katholischen wittelsbachischen Territorialstaats werden ließ.
Zwei wichtige Ereignisse der Napoleonzeit spielen im Landkreis: 1809 die Schlacht von Eggmühl, in der die Habsburger eine schwere Niederlage erlitten, und 1806 die Unterzeichnung der Rheinbundakte im berühmten Rondell-Zimmer auf Schloss Wörth, einem der am reichsten ausgestatteten weltlichen Prunkräume der Region. Damit wurde das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation besiegelt. Dass eines der bekanntesten deutschen Nationaldenkmale, die Walhalla, der Tempel des Ruhmes, 1830-42 so nahe bei Wörth errichtet wird, hat auch darin seine Gründe.
Fast die Hälfte des 1 400 qkm umfassenden Kreises steht unter Landschafts- oder Naturschutz. Die Liste der Naturdenkmäler ist schier endlos. Das bekannteste Denkmal ist die tausendjährige Wolfgangseiche bei Neueglofsheim. Vielfalt ist das besondere Kennzeichen des Landkreises. Hier treffen Gesteine aus allen geologischen Zeitaltern aufeinander: Gneise, Granite und Porphyre aus dem Erdaltertum, Karbonate aus dem Erdmittelalter, Molassesedimente aus der Erdneuzeit. Infolgedessen haben wir heute drei sehr unterschiedliche Landschaften vor uns: Vorwald, Jura, Gäuboden.
Der Vorwald ist der westlichste Ausläufer des Bayerischen Waldes und erreicht im Kreis Regensburg noch Höhen von 480-550 m, einzelne Kuppen steigen auf über 600 m an (Jahresdurchschnittstemperatur unter 7 Grad C, Niederschlag um 800 mm). Die Landwirtschaft ist hier auf Milchviehhaltung ausgerichtet. Die ehemals herrschende Hofmarksstruktur lässt sich noch an der Siedlungsweise ablesen: Große Hofmarksorte (z.B. Adlmannstein), Pfarrdörfer (z.B. Brennberg), größere Weiler (z.B. Forstmühle). Neben der Masse der kleinen Höfe hat sich eine Reihe von Gutsbetrieben erhalten (z.B. Hauzendorf, Kürn, Karlstein, Wolfersdorf). Das Kreisheimatmuseum Altenthann bietet einen Einblick in die einstige bäuerliche Welt des Vorwaldes.
Vom europäischen Jurabogen umfasst der Landkreis nördlich der Donau die Oberpfälzer Alb. Infolge des überwiegend aus Kalken, Dolomiten und Mergeln bestehenden Untergrundes haben sich hier charakteristische Oberflächenformen gebildet wie Karren, Rinnen, Dolinen, Karstquellen, Trockentäler und Höhlen (z.B. "Räuberhöhle" bei Etterzhausen). Auf den Hochflächen herrschte immer Wassermangel, weshalb die größeren Siedlungen in den tief eingeschnittenen Tälern (Naabtal, Laabertal) liegen, wo sogar genug Wasser vorhanden war, um Hammer- und Papiermühlen zu betreiben, von denen noch mehrere erhalten sind. Einzig die Stadt Hemau konnte sich aufgrund eines besonderen Wassersystems (Sieberbach) auf der Hochfläche halten.
Der Gäuboden liegt südlich der Donau und gehört geographisch schon zum Alpenvorland (Jahresdurchschnittstemperatur 8 Grad C, Niederschlag knapp 600 mm). Er gliedert sich in die ruhige Landschaft des Tertiären Hügellandes, das bajuwarische Altsiedelland schlechthin wie die zahlreichen Ortsnamen auf -ing, -heim, -hofen, -kofen bezeugen und den Dungau, Teil der Kornkammer Altbayerns. Mächtige Löss- und Lösslehmauflagen bilden die Basis eines intensiven Ackerbaues, gebietsweise sogar Feldgemüsebaues, mit geringer Viehhaltung. Größere Höfe herrschen vor. Beispiele für restaurierte Gutshöfe stehen z.B. in Seppenhausen (erbaut 1609) und in St. Johann bei Pfatter.
Über alle drei Landschaften verstreut findet der Wanderer Denkmäler aller Art. Der Lappersdorfer Denkmalwanderweg bietet Gelegenheit, manche davon kennen zu lernen. Marterln und Wegkreuze erzählen meist eine eigenartige Geschichte, z.B. das Winzerer Kreuz, das Saemmer-Kreuz, das Ettl-Wegkreuz. Ein bekanntes Steinkreuz ist das Harreshofer Steinkreuz. Auch Grenzsteine erzählen Geschichte, z.B. der "Lazarus"-Grenzstein, auf dem eine Klapper, ein Klingelbeutel und gekreuzte Schlüssel zu erkennen sind, er weist auf Landbesitz eines ehemaligen Leprahauses hin. Gruselige Geschichten um erschossene Jäger und Wilderer stecken oft hinter Jagddenkmälern wie dem Jagermarterl im Kreuther Forst. Kleine Feldkapellen zeugen vom religiösen Sinn der früheren Bewohner, z.B. das "Tannerl" oder die Watzlick-Kapelle. Heutigen Betrachtern eigenartig erscheinen die Arma-Christi-Kreuze, von denen mehrere im Landkreis erhalten oder nach verwitterten Vorgängern neu geschnitzt worden sind, z.B. das Baiernkreuz bei Lappersdorf.
Im Regensburger Gebiet zählt man mehr als 80 Burgen, ein Hinweis auf seine bewegte Geschichte. Freilich haben die Burgen nicht alle gleichzeitig existiert. Ein Beispiel für eine herzogliche Burg ist Kallmünz, eine klassische Ritterburg aus dem 13. Jahrhundert, im 30-jährigen Krieg zerstört, danach nicht mehr aufgebaut und als Steinbruch benutzt. Wörth und Donaustauf sind ausgedehnte Bischofsburgen. Zentraler Verwaltungsplatz innerhalb der umgebenden Rodungsinseln war z.B. Brennberg. Ministerialenburgen standen in Lichtenberg, Heilsberg, Ehrenfels. Die Niederungsburgen im Gäuboden gingen in Gutshöfen (z.B. Sünching) und Schlössern auf oder wurden vollständig abgetragen und eingeebnet. Nur die Burg Wolfsegg im Jura wurde wieder hergestellt, ein gotischer Bautyp, heute als Museum genutzt, in dem auch die Landwirtschaft dargestellt wird. Unter dieser Burg liegt eine ausgedehnte Höhle mit 520 m Ganglänge, eines der wenigen großen Höhlensysteme der Oberpfalz.
Zu den kunsthistorischen Schätzen des Landkreises zählen viele Kirchen und mehr als ein Dutzend Schlösser. Höhepunkt im Reigen der Schlösser ist Alteglofsheim, an dem die berühmtesten Bauleute des spätbarocken18. Jahrhunderts mitwirkten: Francois Cuvilliés, Johann Baptist Zimmermann, die Gebrüder Asam. Ab 1992 restauriert beherbergt es heute die dritte Bayerische Musikakademie. Schloss Wörth ist in weiten Teilen ein Renaissancebau; Schloss Sünching, eine ungewöhnliche Achteckanlage, ist ein Meisterwerk des Rokoko; Schloss Köfering, ein prächtiges Wasserschloss, stammt aus dem 18. Jahrhundert. An der Naab liegen stattliche Mühlen- und Hammerwerksgüter, die Schlosscharakter haben, so in Heitzenhofen (16. Jh.), Traidendorf (frühbarocker Ausstattungsprunk) und Rohrbach.
Kirchenbauten gibt es aus allen Stilepochen. In Penk im Naabtal hat sich ein romanisches Wehrkirchlein erhalten, aus der Rieglinger Kirche stammt ein spätromanischer Christus, der im Diözesanmuseum aufbewahrt wird. Die romanische Kreuzhofkapelle bei Barbing soll als Sammelpunkt für donauabwärts aufbrechende Kreuzzügler gedient haben. Wie fast überall in der Oberpfalz ist nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges von den gotischen Kirchenbauten wenig übriggeblieben. Als Kleinod mittelalterlicher Architektur ist die Kirche des ehemaligen Klosters Adlersberg bekannt. Gotische Fresken kamen an mehreren Orten zum Vorschein, z.B. in der Pfarrkirche Lerchenfeld. Spätgotisch ist die dem Schifferpatron St. Nikolaus geweihte Kirche in Pfatter. Heute überwiegen Barock- und Rokoko-Ausstattungen, in Wallfahrtskirchen wie Maria Hilf bei Beratzhausen, Maria Schnee bei Aufhausen und Hl. Dreifaltigkeit in Eichlberg (1711) sowie in Klosterkirchen wie Pielenhofen (1739) und Frauenzell (1795). Die Wallfahrtskirche Mariaort zeigt schon den Stil des frühen Klassizismus.
Eine agrarhistorische Besonderheit ist der Regensburger Weinbau. Vermutlich von römischen Händlern und Legionären des 3. und 4. Jahrhunderts begründet sind es ab 700 die Klöster, die sich hier engagieren. Man baute vor allem rote Trauben an. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts beginnt der Niedergang des Weinbaus an den südwärts geneigten Donauhängen, staatliche Förderung blieb aus, Weingärten und Weinbaumethoden verwilderten. Heute sind die verbliebenen 4 ha eine liebenswerte Rarität. Die Bacher Weinpresse, vermutlich von 1551, war bis 1960 in Betrieb und ist dort heute noch zu sehen. Ein in der historischen Bauforschung bekanntes Beispiel für den frühen Natursteinbau an bäuerlichen Gebäuden ist das Dorf Matting an der Donau. Auch aus der neueren Zeit werden mit der Landwirtschaft verbundene Bauten bewahrt, z.B. ein Baywa-Lagerhaus in Obertraubling.
Text: Prof. Dr. Joachim Ziche
Literatur
-Landkreis Regensburg: das große Heimatbuch der südlichen Oberpfalz. (Hrsg. v. Baumann, Maria/Brandl, Wolfgang (in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Regensburg).) Regensburg 1994
-Fendl, Josef:
Wegbegleiter durch Geschichte und Kunst im Landkreis Regensburg - Der Gäuboden. Regensburg o. J.
-Lämmel, Karl Heinz:
Wegbegleiter durch Geschichte und Kunst im Landkreis Regensburg - Der Vorwald. Regensburg o. J.
-Motyka, Gustl:
Wegbegleiter durch Geschichte und Kunst im Landkreis Regensburg - Der Jura. Regensburg o. J.