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Christian-Albrechts-Universität Kiel, Ökologie-Zentrum Kiel (ÖZK), Bork, Hans-Rudolf, Prof. Dr.

ProjektDie Entwicklung der Flur Reddersknüll bei Albersdorf seit der Jungsteinzeit
BeschreibungWie hat sich die Landschaft um Albersdorf in den vergangenen 6 000 Jahren verändert? Wie wirkten Ackerbau und Tierhaltung auf die Böden? Diese Fragen wurden vom Ökologiezentrum der Christian-Albrechts-Universitätzu Kiel (CAU) in Zusammenarbeit mit dem AÖZA beantwortet. Im Jahr 2001 wurden in der vor Ihnen liegenden Delle der Flur Reddersknüll 7 bis zu 20 Meter lange und über 2 m tiefe Gräben geöffnet und untersucht. Proben wurden entnommen und im Labor analysiert, Holzkohlen im Leibniz-Laborder CAU datiert. Die Ergebnisse sind bemerkenswert. In zwei Gräben fanden sich in einer Tiefe von 1 m 4 Feuerstellen. Die Grabenwände zeigen, dass die Feuer in Gruben entfacht wurden, die 1 m breit und bis über 0,5 m tief ausgehoben worden waren. Die Gruben hatten die Form einer Halbkugel. Holzkohle, im Feuer zerborstene Feuersteine und Quarzite sowie vom Feuer geröteter Sand zeugen noch heute von den Wirkungen der großen Hitze. Zwischen den Steinen lagen Bruchstücke von Keramik. Datierungen des verbrannten Holzes anhand der Kohlenstoff-14-Methode ergaben ein Alter der Feuerstellen von etwa 2 500 Jahren. Damit wurden die Gruben in der ausklingenden Bronzezeit oder in der beginnenden Eisenzeit angelegt. Aufgrund der großen Hitze können wir ausschließen, dass die Zubereitung von Mahlzeiten der Grund der Feuer war. Möglicherweise wurden die Feuersteine durch die Hitze gezielt zerkleinert, um die entstandenen Splitter zu Werkzeugen verarbeiten zu können. Wahrscheinlicher sind nach Auffassung des Landesarchäologen Prof. Dr. Joachim Reichstein kultische Handlungen, die das Erzeugen von Geräuschen durch das Zerbersten der Steine und das Erzeugen heller Gesteinssplitter zum Ziel hatten. Hierfür spricht auch die linienhafte Anordnung der Gruben. Einige Dezimeter tiefer findet sich eine zweite, ältere Generation von flachen, kastenförmigen Gruben. Zwar bleibt der Grund für die Anlage der älteren Gruben im Dunklen, jedoch konnte das Alter ermittelt werden: Sie wurden etwa vor 5 500 Jahren in der Jungsteinzeit angelegt. Zur gleichen Zeit entstand in 200 m Entfernung das eindrucksvolle Langbett. Die kastenförmigen, jungsteinzeitlichen Gruben könnten mit einer Siedlung in Verbindung stehen, die heute nicht mehr existiert. Mögliche Überreste wurden in den vergangenen Jahrtausenden vollständig abgetragen. Nach der Verfüllung der älteren, jungsteinzeitlichen Gruben wurde die Delle wahrscheinlich beweidet. Dadurch veränderte sich die Vegetation. Heiden entwickelten sich und der Boden verarmte stark. Diese Versauerung führte zur Bildung eines Podsols – des unfruchtbarsten Bodens der Region. Auch nach der Anlage der jüngeren, spätbronzezeitlichen oder früheisenzeitlichen Gruben führte Beweidung zur Verarmung des Standortes, zur Entwicklung von Heidevegetation und zur Bildung eines Podsols. Dieser zweite Podsol hat sich in Material gebildet, das zuvor – vor der Anlage der schwarz verfüllten Gruben – während vieler Gewitterregen von den Hängen in die Delle gespült worden war. Dieser Spülvorgang kann nur im Ackerland stattgefunden haben. Damit ist ein früher Ackerbau nachgewiesen. Holzkohleflitter, die in diesen Sanden lagen, wurden in die ältere Bronzezeit datiert. Damit ist eine dritte Besiedlungsphase für den Standort nachgewiesen. Den oberen halben Meter nehmen Sande ein, die nahezu 2 500 Jahre alt sind. Dieses jüngste Material ist seitdem ebenfalls versauert, ein dritter, allerdings schwacher Podsol hat sich entwickelt. Schon diese wenigen Details belegen die faszinierende Geschichte des Standortes.