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- AgrarKulturerbe-Preis

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Biographie

Andreae, Bernd, Prof. Dr.
Agrarwissenschaftler
(17. April 1923 - 15. Januar 1985)
Mecklenburg war die Wirkungsstätte hervorragender und bekannter Agrarwissenschaftler und Landwirte wie z.B. dem in Pohnstorf geborenen Professor Lorenz Karsten wie auch Johann Heinrich von Thünen auf Tellow und seinen Freunden und Nachbarn, den Pogges. Hier soll von einem in Mecklenburg weitgehend unbekannten Mecklenburger Agrarwissenschaftler des 20. Jahrhunderts die Rede sein.
Bernd Andreaes Wurzeln reichen nach Frankfurt, wo sein Urgroßvater Abraham (Brami) Andreae (1819-1875) als Sohn eines wohlhabenden Großkaufmanns geboren wurde. Brami, der am Polytechnikum Karlsruhe Maschinenbau studierte, trat nach Studienreisen in Deutschland und England 1843 als Chefkonstrukteur in die Maschinenfabrik der Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie in Buckau ein. Im wirtschaftlichen Krisenjahr 1848 reiste Brami Andreae nach Nordamerika, wo er in den USA die damals leistungsfähigste Steuerungseinrichtung für Dampfmaschinen von George H. Corliss kennenlernte. Später war er in der Zuckerindustrie Mexikos, auf Kuba und in St. Louis, Missouri, USA tätig. 1858 kehrte er nach Buckau zurück, wo er technischer Direktor der Vereinigten Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie wurde. Dort baute der Firmengründer Rudolf Ernst Wolf 1862 seine ersten Lokomobile. Wolf und Andreae machten das Unternehmen zu einem der führenden Maschinenbaubetriebe in Deutschland, dessen Erzeugnisse weltweit einen guten Ruf genossen.
In Magdeburg wurde Bramis Sohn Paul (1858-1916) geboren. Paul wurde Landwirt und pachtete das Gut Dudendorf in Mecklenburg unweit Bad Sülze (heute Kreis Nordvorpommern). 1885 kaufte er das Gut von seinem Gutsherrn Baron Siegmund Wilhelm Friedrich Waitz von Eschen, dessen Familie es seit 1765 besessen hatte. Paul führte alsbald auf Dudendorf neuzeitliche Landtechnik ein und modernisierte die Brennerei. Andreae gehörte 1902 mit Heinrich Ludwig Graf von Bassewitz-Dalwitz und Helmut von Prollius-Stubbendorf zu den Gründern der Rahm-Butterei GmbH in Dettmannsdorf-Kölzow. Als junger Gutsbesitzer heiratete er 1886 Margaret Blohm, die 1865 auf dem nahen Rittergut Viecheln geboren worden war. Sie gehörte zur weit verzweigten Familie Blohm, aus der der in Thürkow bei Teterow beheimatete Agrarwissenschaftler Dr. Dr. h.c. Georg Blohm und der Mitbegründer der Hamburger Werft Blohm & Voss stammen. Beider Sohn Brami (geb. 1891) übernahm Dudendorf nach dem frühen Tod seines Vaters 1916 und setzte die erfolgreiche Führung des Gutes fort. Mit seiner Frau Ilse Freiin von Brandenstein hatte er drei Kinder. Das mittlere war Bernd Andreae, der am 17. April 1923 in Rostock das Licht der Welt erblickte.
Bernd wuchs auf dem väterlichen Gut Dudendorf auf. Zusammen mit der Schwester Inge (geb. 1922) und dem 1926 geborenen Bruder Jochen wurde er dort bis 1936 durch einen Hauslehrer unterrichtet. Dann besuchte er das Gymnasium in Bad Doberan. Nach dem Abitur 1941 wurde er eingezogen und kämpfte u. a. in der 6. Armee in Russland. 1944 geriet er in der Schlacht um Monte Cassino in Italien in amerikanische Kriegsgefangenschaft und kam in ein Lager in Crossville, Tennessee. Dort nutzte Bernd Andreae die Möglichkeit eines Fernstudiums an der Universität von Minnesota.
Als er 1946 nach Deutschland zurückkam, war der Bruder Jochen gefallen, Vater Brami am 1. Mai 1945 von den Russen erschossen, Dudendorf für ihn verloren, Mutter Ilse und Schwester Inge hatten in Wendessen im heutigen Niedersachsen Zuflucht gefunden. Seine Jugendliebe Gisela Freiin von Reibnitz, die er in ihrer Zeit als Haustochter auf Gut Grammow nahe Dudendorf kennengelernt hatte, fand er im hessischen Büdingen wieder. Dort heirateten die beiden im selben Jahr. Bernd, der hoffte, dass Dudendorf eines Tages in den Besitz der Familie zurückkehren würde, entschied sich daher, einen landwirtschaftlichen Beruf zu ergreifen. Nach Abschluss einer 1946 bei Göttingen begonnenen landwirtschaftlichen Ausbildung studierte er ab 1947 Landwirtschaft an der Universität Göttingen und promovierte dort 1952 bei dem Betriebslehrer Emil Woermann mit der Dissertation "Fruchtfolgen und Fruchtfolgesysteme in Niedersachsen". Andreae blieb an der Universität Göttingen und arbeitete als wissenschaftlicher Assistent am Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre. 1955 legte er die Arbeit „Die Feldgraswirtschaft in Westeuropa. Standortfragen, Formen, Probleme und Entwicklungstendenzen“ vor, mit der er sich habilitierte. In dieser Zeit wurden seine drei Kinder geboren. 1957 war Andreae Dozent an der Universität Göttingen, 1960 übernahm er die Professur für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Dahlemer Fakultät für Landbau der Technischen Universität Berlin. Andreae war damals der jüngste ordentliche Professor dieser Hochschule. Später war er auch deren jüngster Dekan. Bis 1972 war Andreae Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre und bis 1978 geschäfts-führender Direktor des neu entstandenen Instituts für Agrarbetriebs- und Standortökonomie.
Der Agrarwissenschaftler und -geograph Andreae, der seine ganze Berufszeit der Forschung und Lehre widmete, veröffentlichte 291 Beiträge und Aufsätze in der Fachpresse in elf Sprachen wie auch 33 Fachbücher, von denen neun in vier Sprachen übersetzt wurden. Zu ihnen gehört „Agrargeographie. Strukturzonen und Betriebsformen in der Weltlandwirtschaft“ (1977). Als gefragter Experte lernte er auf zwölf außereuropäischen Studienreisen fast alle Kontinente, besonders Afrika kennen. Wissenschaftliche Erkenntnisse überprüfte Andreae immer wieder in der Praxis und suchte stets das Gespräch mit landwirtschaftlichen Fachkräften. Er beriet u. a. Staaten der arabischen Welt über Verfahren des Zuckerrüben- und Zuckerrohranbaus. 1968 wurde er von der Universität Gießen mit dem 1964 gestifteten Eilhard Alfred Mitscherlich-Preis ausgezeichnet.
Bernd Andreae starb am 15. Januar 1985 in Berlin.
Text: Dr. Angelika Halama, Geographin
Literatur und Quellen:
Böhm, Wolfgang (1997): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Pflanzenbaus. München.
Gerber, Theophil (2004): Persönlichkeiten aus Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Veterinärmedizin: Biographisches Lexikon. Band 1: A-L. Berlin.
Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 1983.
Schriftliche Mitteilungen des Sohnes Hubertus Andreae vom Frühjahr 2008.