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Heimatmuseum Geretsried

Beschreibung
Geretsried ist eine Stadt der Heimatvertriebenen. Der Ort bestand bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts aus einer bescheidenen Einöde. Erst im Jahr 1938 gewann dieses Gebiet im "Wolfratshausener Forst" an Bedeutung, als hier Rüstungsbetriebe angesiedelt und die dazugehörigen Unterkünften für die Arbeiter errichtet wurden. Nach der Ankunft der ersten Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland im April 1946 dienten die Bunker und Baracken als erste Notunterkünfte. 1950 konnte die Gemeindegründung stattfinden, der 1970 die Stadterhebung folgte.
Das in den oberen Räumen des Rathauses befindliche Heimatmuseum der Stadt Geretsried zeigt eine große Sammlung von Objekten aus dem Besitz der einstigen Heimatvertriebenen, deren großes Verdienst nach der Vertreibung der sofortige Aufbau der Gemeinde Geretsried war. Der Sammlungsbestand des Museums möchte v. a. auf die kulturellen Wurzeln dieser Gründungsgeneration hinweisen, die aus dem Sudetenland, aus Ungarn, Siebenbürgen und Schlesien stammte. Deshalb setzt sich die Dauerausstellung vorwiegend aus Objekten und Erinnerungsstücken der alten Heimat zusammen. Durch sie wird ein Einblick in die weit verbreitete, traditionsreiche Kultur der Deutschen in den ehemaligen Ostgebieten vermittelt.
Den weitaus größten Raum des Museums nimmt die Kultur des Egerlandes ein. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs traf im April 1946 in Geretsried ein Vertriebenentransport aus Graslitz ein, dem Ort, der seit Jahrhunderten durch seinen Holz- und Blechblasinstrumentenbau bekannt war. Eine Auswahl an Musikinstrumenten soll daran erinnern. Den Graslitzern folgten die Tachauer aus dem südlichen Egerland, deren Holzindustrie teilweise in Geretsried wiederaufgebaut werden konnte. Verschiedene Produkte aus "Patterln " zeugen davon. An die wirtschaftliche Bedeutung des Egerlands mit den weltberühmten Kurorten Karlsbad, Marienbad und Franzensbad erinnern zahlreiche Trinkbecher, Gläser, Porzellanprodukte sowie Bädersouvenirs.
Auch die Sammlung der Donauschwaben ist reich bestückt: Geräte aus der Landwirtschaft, dem Weinbau sowie Keramikerzeugnisse und Haushaltsgeräte der ländlichen Bevölkerung werden dargestellt. Ein Modell zum Keltern des Traubenmosts lässt die jahrhundertealte Tradition des Weinbaus erahnen. Daneben präsentiert eine große Trachtengruppe die Kleidung aus Pusztavám, dem Ort, mit dem Geretsried seit 1990 eine Städtefreundschaft geschlossen hat.
Einen Schwerpunkt der Siebenbürger Abteilung bildet die Darstellung unterschiedlicher Trachten, die sich durch ihre Farben und Formen in spezielle gesellschaftliche Zusammenhänge und Regionen einordnen lassen. Mehrere prächtig bestickte Kirchenpelze und Schmuckstücke zeugen von deren einstiger kultureller Blütezeit. Zu den Textilien zählen auch die bekannten Leinenstickereien, die ebenfalls recht zahlreich als dekorative Wandbehänge zu betrachten sind. Mehrere Fotos und Modelle von Kirchenburgen vermitteln einen Einblick in die ehemaligen Herrschaftsverhältnisse.
Die schlesische Abteilung widmet sich dem oberschlesischen Bergbau, der durch Bergmannstrachten und Bergmannsgerät veranschaulicht wird. Eine Auswahl an Geschirr enthält Beispiele der bekannten Bunzlauer Ware, die bereits seit dem 14. Jahrhundert hergestellt wurde. Der Museumsbesucher findet sowohl das bekannte Braunzeug als auch "geschwämmeltes" Geschirr vor. Zahlreiche Zeugnisse aus dem Bereich der Volksfrömmigkeit runden diesen Bestand ab. Darüber hinaus veranschaulichen viele Fotos, Urkunden, persönliche Dokumente, Briefe, Geldscheine und Schriftzeugnisse den historischen Hintergrund der Heimatvertriebenen mit den jeweiligen Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
Neben der bisherigen Sammlung von Exponaten aus der "Alten Heimat" werden nun auch die Kapitel "Rüstungsbetriebe/Weltkrieg", "Flucht und Vertreibung", "Lager und Barackenleben" sowie die "Notzeit" und die "Aufbaujahre" bis in die Gegenwart dargestellt werden. Auch dem älteren Ortsteil Gelting wird eine eigene Abteilung gewidmet. Durch moderne Multimedien und museumspädagogische Aktionen soll dem Besucher ein attraktives Angebot an Information und Unterhaltung geboten werden.