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Heimatkundliche Sammlung Vareler Windmühle Beschreibung | |
Die fünfgeschossige Holländer Kappenwindmühle wurde im Jahre 1847 im Auftrag des letzten Vareler Grafen, Gustav Adolf von Bentinck, erbaut. Den Bauauftrag erhielten der Mühlenzimmermeister Peter Janßen de Boer aus Loyerberg (Rastede) und der Bauunternehmer und Zimmermeister Johann Bohlken (Varel).
Nach Auflösung der Herrschaft Varel ging die Mühle im Jahre 1858 in Privatbesitz über. In ihren Ausmaßen ist sie der größte Galerieholländer in Deutschland. Die Gesamthöhe beträgt gut 30 Meter, bis zur Galerie sind es 15,50 m, bei aufrecht stehendem Flügel beträgt die Höhe 39 Meter. Die Flügel mit einer Länge von 24 Metern können eine Leistung von 100 PS entwickeln. Die Holzkonstruktion mit ihren ungewöhnlichen Abmessungen wurde aus Hölzern der Ostseeländer hergestellt. Sie zeugt von hervorragender Zimmermannskunst. Der Unterbau besteht aus 552 m Klinkermauerwerk, das in Bodenhöhe 1 m stark ist. Die Baukosten beliefen sich auf 11.000 Thaler Gold.
Das Werk war als Roggen- und Weizenmühle eingerichtet. Es hatte früher vier große Mahlgänge. Sie enthält den größten bei Mühlen dieses Typs überhaupt bekannten Mahlstein mit einem Durchmesser von 2,05 m bei einem Gewicht von 4 Tonnen. Außerdem waren noch zwei Pellgänge zur Herstellung von Graupen installiert. Heute sind noch drei Mahlgänge und ein Pellgang vorhanden.
Im Jahre 1919 erhielt die Mühle zwei wesentliche Verbesserungen. Die Handeinstellung für die Windrichtung (Mühlensteert) wurde durch eine automatische Einrichtung (Windrad) ersetzt. Dadurch erhielt die Mühle ihr heutiges Aussehen. Das Windrad mit einem Durchmesser von 4,50 m dreht die reetgedeckte Kappe mit den beiden Flügelpaaren immer gegen die jeweilige Windrichtung. Die Flügel erhielten zum gleichen Zeitpunkt anstelle der Segeltuchbespannung verstellbare Jalousien. Die Mühle war bis zum Jahre 1965 in Betrieb. Sie wurde 1972 von der Stadt Varel erworben und mit großem Kostenaufwand instand gesetzt. Seitdem ist sie voll betriebsfähig und kann während der Besichtigungszeit in vollem Lauf erlebt werden.
Der Heimatverein Varel e. V. hat das Mühlengebäude mit einer heimatkundlichen Sammlung ausgestattet. In großer Zahl werden Exponate aus Handwerk, Fischerei, Landwirtschaft, bäuerlicher Haushalt, Ziegelindustrie, Imkerei, Flachsbearbeitung usw. gezeigt, die die Entwicklung des hiesigen landwirtschaftlich geprägten Wirtschaftsraumes in den letzten 300 Jahren dokumentieren. Ferner sind Abteilungen mit Geräten und Bildmaterial über den Friesensport (Boßeln, Klootschießen, Schleuderball) sowie über Sturmfluten, Entstehung des Jadebusens und über Deichbau zu sehen.
In der auf dem Mühlenhof befindlichen Remise und in der benachbarten Scheune sind in großer Zahl landwirtschaftliche Ackergeräte, Fahrzeuge usw. ausgestellt. In zwei weiteren Abteilungen können Antriebs- und Produktionsmaschinen sowie Werkzeuge aus früheren Vareler Handwerks- und Industriebetrieben besichtigt werden. Vollständig eingerichtete Werkstätten des Stellmachers, Schusters und Schmiedes komplettieren die Sammlung. Eine Dampfmaschine und eine große Tabakschneidemaschine können die Besucher in Funktion erleben.
Zwei Hansa-Wagen, Baujahr 1919 und 1924, die aus der Vareler Automobilproduktion stammen, sowie ein funktionstüchtiger Lanz-Bulldog aus dem Jahre 1938 gelten als weitere Prunkstücke der Sammlung. |
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Literatur | |
- | | Buchtmann, Hans-Georg u. a.: Varel Windmühle. Führer durch die Mühle und durch die heimatkundliche Sammlung. (Hrsg. v. Heimatverein Varel e. V..) In: Vareler Heimathefte, Heft 2 Varel 1988 |
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