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- AgrarKulturerbe-Preis

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Landratsamt (Landkreis) Rottal-Inn

Beschreibung
Zwischen Inn und Donau liegt im südlichsten Niederbayern der Landkreis Rottal-Inn. Die namengebende Rott durchfließt ihn auf 80 km Länge und mündet dann in den Inn. Das Land wurde seit dem 10. Jahrhundert als Rottgau bezeichnet, was in den letzten 120 Jahren zu Rottal vereinfacht wurde. Das Tal gehört zum tertiären Hügelland Südbayerns mit 340 bis 550 m NN. Seine Böden in den Flusstälern sind alluvialer, in den Hügeln diluvialer Herkunft, überwiegend Lehme, die einen vorzüglichen Ackerbau ermöglichen. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 8° C, der Niederschlag bei 800 mm im Jahr. Diese günstigen natürlichen Verhältnisse machten das Rottal seit dem Neolithikum vor 7000 Jahren zu einem Bauernland. Später siedelten hier 500 Jahre lang die Römer, bei den Bajuwaren förderten besonders die Klöster, aber auch der Adel die Landwirtschaft und das zugehörige Handwerk. Es entstand die noch heute vorhandene Einöd- und Weilerflur mit Waldstücken, die die Bauern an den für den Feldbau weniger günstigen Stellen stehen gelassen hatten. Rottal-Inn ist heute das an Streusiedlungen reichste Gebiet Deutschlands, rund 2600 Ortschaften zählen zum Landkreis. Die Bevölkerungsdichte ist mit 79 Einwohnern/ km2 gering. Größere urbane Zentren und industrielle Anlagen fehlen. Die Rottaler Bauern brachten es über die Jahrhunderte hinweg zu besonderen Leistungen im Ackerbau und in der Tierzucht. Die Gegend war lange wegen ihrer Pferdezucht berühmt. Der Maisanbau in Bayern hat hier eine seiner Wurzeln. Die Landwirtschaft prägt immer noch das Gesicht des Landkreises, obwohl ihre volkswirtschaftliche Bedeutung zurück gegangen ist und heute nur noch rund 5% der erwerbstätigen Bevölkerung dort beschäftigt sind. Der Stolz der Rottaler auf ihre bäuerliche Tradition ist dennoch weitum bekannt und drückt sich in reger Brauchtumspflege aus. Davon profitiert auch das agrarkulturelle Erbe.
Viele niederbayerische Vierseithöfe stehen unter Denkmalschutz und sind auch dank gerne gewährter öffentlicher Förderung noch gut erhalten. Ein Teil dieser Höfe ist bis ins 13., 14. und 15. Jahrhundert urkundlich nachweisbar. Im niederbayerischen Bauernhofmuseum Massing sind die Gebäude (Stockhaus, Rottaler Bauernhaus, Eckflezhaus) mehrerer typischer Rottaler Bauernhöfe die vom Verfall bedroht waren, zu einem einmaligen Ensemble vereint worden, das seit seinen Anfängen im Jahre 1965 weit über Niederbayern hinaus bekannt geworden ist. Im Markt Arnstorf konnte ein Beispiel für ein Handwerkeranwesen, das Alt-Arnstorf-Haus, als Museum erhalten werden. Bäuerliche und handwerkliche Einrichtungsgegenstände, Trachten und Arbeitsgeräte bewahren auch die heimatkundlichen Museen in Hebertsfelden, Massing, Pfarrkirchen und Simbach. In Malgersdorf steht ein speziell den Bauern und Handwerkern gewidmetes Museum. Landwirtschaftliche Zeugnisse aus der industriellen Zeit zeigt das Landmaschinenmuseum in Rimbach.
Das Rottal ist übersät mit dörflichen Sakralbauten. In der offenen Feldflur findet man überall Feldkreuze, Gedenktafeln (Marterl) und kleine Hofkapellen, viele von umliegenden Bauern errichtet und bis heute erhalten oder manchmal sogar mehrfach neu errichtet. Besonders erwähnenswerte Beispiele sind die Kapellen bei Amsham ("Schachakapelle"), Postmünster ("Hustenmutterkapelle") und Eglgessing ("Madlkapelle"). Über 200 Kirchen und größere Kapellen gibt es im Landkreis Rottal-Inn, viele davon sind Wallfahrtskirchen. Sie beherbergen oft Hunderte von Votivbildern, an denen man die Sorgen und Nöte der bäuerlichen Bevölkerung über die Jahrhunderte ablesen kann. Die Spätgotik war die baufreudigste Epoche und später die Neugotik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Herauszuheben sind die Wallfahrtskirchen zur "Schmerzhaften Mutter Gottes" auf dem Gartlberg bei Pfarrkirchen, "Mariä Heimsuchung" in Anzenberg, "St. Ägidius" in Schildthurn, "St. Alban" in Taubenbach, "St. Salvator" in Heiligenstadt, "St. Erasmus" in Heiligenberg und die in privatem bäuerlichem Eigentum befindliche Hölzlbergkirche "St. Georg" bei Asenham. Zum AgrarKulturerbe sind auch Keltenschanzen, mittelalterliche Fliehburgen und Ringwälle zu zählen, die heute - wie wohl auch damals - im Wald versteckt liegen und als Bodendenkmäler geschützt sind. Sie zeugen von kriegerischen Auseinandersetzungen, die die wehrlosen Bauern immer wieder über sich ergehen lassen mussten. Ein besonders auffallendes Denkmal aus der politischen Geschichte des Rottaler Bauernlandes steht in Reschdobl bei Egglham. Es erinnert an die 4000 Opfer der Bauernschlacht bei Aidenbach vom 8. Januar 1706, eine Episode aus dem Spanischen Erbfolgekrieg, in dem Bayern an der Seite Frankreichs gegen das Haus Habsburg und seine Verbündeten um das Erbe des kinderlos gestorbenen spanischen Königs stritten.
Zum literarischen AgrarKulturerbe zählt auch das "Stubenberger Liederbuch". Entstanden um 1800 enthält es rund 700 Kirchen- und Volkslieder in niederbayerischer Mundart. Es wird in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt. Volksmusik wird im Rottal heute immer noch besonders gepflegt. Zahlreiche Trachtenvereine halten althergebrachtes bäuerliches Brauchtum in Ehren. Hoch in Ehren steht auch heute noch der "bäuerliche Herrgott" St. Leonhard. An mehreren Orten finden alljährlich Leonhardiritte statt, bei denen Ross und Reiter gesegnet werden.
Text: Professor Dr. Joachim Ziche
Literatur
-Bad Birnbacher Heimathefte (seit 1991). (Hrsg. v. Putz, Josef (Hg.).)  
-Heimat an Rott und Inn. Jahresfolge einer heimatkundlichen Schriftenreihe für das Obere Rottal. (Hrsg. v. Haushofer, Josef (Hg.).) Eggenfelden 
-Baumgartner, Georg:
Kunstführer: Kunst und Kultur im Landkreis Rottal-Inn. Pfarrkirchen 1988
-Eder, Erich/Hochholzer, Adolf u. a.:
Der Landkreis Rottal-Inn, hg. im Auftrag des Kreistages.  1975
-Markmiller, Fritz/Spitta, Wilkin:
Dorfkirchen in Niederbayern. Regensburg 1996
-Seitz, Oskar:
Rottaler Bauernland im Umbruch. Wirtschaft und Schule. Pfarrkirchen 1992