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Historische Kräuterkammer der Reichstadt Apotheke Beschreibung | |
Die historische Kräuterkammer der Reichsstadt Apotheke wurde vermutlich um das Jahr 1720 in Auftrag gegeben und war lange Zeit die Offizin.
Sie steht unter Denkmalschutz und ist wohl der einzig barocke Raum im Bopfingen. Trotz mehrmaligen Umzugs ist sie bis heute im Wesentlichen unverändert erhalten Letztmalig wurde sie 1968 restauriert und gleichzeitig in der Apotheke ein passender Raum für sie angebaut. Seither steht sie wieder im Erdgeschoß des Gebäudes. Die Dielen des Fußbodens sind mit handgeschmiedeten Nägeln befestigt. Ein Deckengemälde findet verschiedene Deutungen: Ist es Aurora, die Göttin der Morgenröte, flankiert von zwei Engeln auf einer Quadriga? Oder ist es Athene, begleitet von Nike mit der Lanze und einem Engel mit Posaune? Auf dem Wagen steht eine kräftige Figur mit einer Keule. Stellt diese Asclepios, den Heilgott der Griechen, dar? Oder ist es Zeus, der Göttervater? Vielleicht suchen wir heute auch zu viele Deutungen hinter dieser Darstellung.
Die Wände sind vorn und hinten durch Tür und Fenster unterbrochen. Aller Wahrscheinlichkeit war die Tür früher die Eingangstür zur Apotheke und das Fenster war einmal die Durchgangstür zu den hinteren Räumen des Gebäudes. Die Wände sind bis auf Unterbrechungen vollkommen mit Schubladen ausgefüllt, die von 1 bis 292 durchnumeriert sind. Die Zahlen sind mit Blattgold überzogen, wie auch die Zierleisten und heben sich dadurch von der hellblauen Grundfarbe des Holzes ab. In der Mitte der Seitenwände sind zwei flache Regale ohne Schubladen ausgespart. Diese wölben sich, entsprechend dem Stilgesetz des Barock, schwach vor und werden an den Seiten durch korinthische Kapitelle betont.
In den Regalen stehen alte Holzbüchsen mit lateinischer Aufschrift, die oft noch gefüllt sind. Hier entdecken wir manche Rarität aus vergangenen Jahrhunderten, wie z. B. Lapis Lyncis, den Luchsstein eines getrockneten Pilzhuts, der als blutstillendes Mittel verwendet wurde. Ein altes, viereckiges Glas enthält pulverisierte Hirnschale und auch ein Köpfchen des ägyptischen Erdkrokodils, aufbewahrt in Lavendelblüten, ist noch vorhanden.
Das Geheimnisvolle, das in der alten Apotheke immer hervorgehoben wurde, ist unterstrichen durch einen Menschenschädel, ein paar Tierknochen und einen in Spiritus aufbewahrten Blinddarm.
Besonders wertvoll sind die Arbeitsgeräte, wie Drogenschneidebrett, Hackmesser zum Zerkleinern von Hölzern, ein alter eiserner Mörser, Handwaagen und alte Gewichtssätze, als Besonderheit ein Nürnberger Mikroskop (1720) und alte Retorten.
Diese Kräuterkammer wurde bis 1970 als Aufbewahrungsort für Drogen genutzt und strömte den geheimnisvollen Duft einer alten Apotheke aus. Heute erzählt sie als Privatmuseum von der Geschichte dieser Apotheke. Viele alte Bücher und Manuale sind eine Fundgrube für Pharmaziehistoriker. |
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