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Hofgut Wickstadt Beschreibung | |
Eigentümer: Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim
Sitz der Gräflichen Verwaltung: Schloss Assenheim
Pächter: Clemens Lischka
Verwalter: Sven Schäfer
Gemeinde: 61194 Stadt Niddatal Kreis: Wetteraukreis Bundesland: Hessen
Einwohnerzahl im Jahr 2009: Niddatal 9.268 E Assenheim 3.850 E, Wickstadt ca. 50 E
Landwirtschaft!. Fläche: 300 ha
Waldfläche: 300 ha
Ständige Arbeitskräfte in der Landwirtschaft: 2,5 AK
Hauptprodukte: Getreide, Zuckerrüben und Industrie-Alkohol
Ev. Kirche: Assenheim
Kath. Kirche St. Nikolaus: Wickstadt
Kath. Wallfahrtskirche Maria Sternbach
Besonderheiten:
Geschlossene Hofanlage an der Nidda
Barockes Herrenhaus von 1793
Mittelalterlicher Pfortenturm
Geschichtlicher Abriss:
Das Hofgut Wickstadt liegt in der Wetterau, einer sehr fruchtbaren Gegend Oberhessens, die noch heute durch viele ehemalige Adelsbesitzungen und Klöster gekennzeichnet ist, so dass Michael Keller von der "Adelslandschaft Wetterau" sprechen konnte. Wickstadt geht zurück auf einen Klosterhof des Zisterzienserklosters Arnsburg in der Wetterau, das 1174 vom Ministerialengeschlecht der Münzenberger gegründet wurde. Da der Zisterzienserorden Eigenwirtschaft seiner Klöster verlangte, kam es auch von Arnsburg aus zur Gründung zahlreicher landwirtschaftlicher Großbetriebe, nach dem französischen Wort für Scheune (grange) "Grangien" genannt, die dem Orden Wohlstand brachten. Die bekanntesten Grangien von Arnsburg waren Güll, Kolnhausen und Wickstadt. Auch das Wickstadt benachbarte Dorf Sternbach, dessen Kirche heute noch als Wallfahrtsort einsam im Walde steht, wurde in die Grangie Wickstadt einbezogen.
Als die klösterliche Eigenwirtschaft durch die wachsende Geldwirtschaft an Bedeutung verlor, wurden die Grangien bis auf Rest-Klosterhöfe aufgeteilt und an Einzelpächter zu Landsiedelrecht vergeben. Bei der Säkularisation 1803 fiel Arnsburg mit seinem gesamten Besitz an das Haus Solms, das den Neugewinn unter seinen vier Familienzweigen aufteilte. Dabei kamen Dorf und Rest-Hof Wickstadt an das Haus Solms-Rödelheim. 1806 verlor Solms-Rödelheim durch die Mediatisierung seine Stellung als Reichsfürst und geriet durch die Kriegskosten und neuen Steuern in eine finanziell verschlechterte Lage. Daher entstand in der Rödelheimer Rentkammer der Plan, das ganze Dorf Wickstadt dem Rest-Klosterhof einzuverleiben, um mit dem so entstehenden neuen Gutshof ein profitables Pachtobjekt zu gewinnen.
Um dies Ziel zu erreichen, wurden den Wickstädter Bauern die Höfe gekündigt; die vollständige Dorf-Niederlegung erfolgte in den Jahren 1820-31. Möglich wurde die Maßnahme durch ungünstige Pachtkontrakte für die Wickstädter Bauernstellen, die noch von den Mönchen stammten. Diese Verträge enthielten keinen Anspruch auf Rückerstattung von Investitionskosten und keine Angabe über die Dauer der Pacht. Jeder Pächter konnte nur so lange auf seiner Stelle sitzen, „ solange es Hochwürden gefällig sein wird". Auch Einsprüche des katholischen Pfarrers und Klagen vor hessischen Gerichten boten keine Rettung, da es sich bei den Wickstädter Verträgen weder um Erbpacht- noch um Zeitpachtverträge handelte.
Dennoch bleibt die Niederlegung von Wickstadt, die für die Bauern, die auf den Schutz ihrer Herrschaft vertraut hatten, völlig unerwartet kam, ein fremdes Element in der Herrschaft von Solms-Rödelheim, das eher an ostelbische Verhältnisse erinnert.
Das Hofgut Wickstadt ist bis heute Pachtbetrieb, während das ehemalige Dorf Wickstadt verschwunden ist. Die bekanntesten Pächterfamilien waren Heil, Chelius und Lorberg. Die Wickstädter Bauern konnten, da sie nicht mehr im Besitz ihrer Hofstellen waren, nicht mehr von der Grundentlastung Mitte des 19. Jahrhunderts profitieren. Durch besondere Umstände kam es aber auch zu keinen Landabgaben von Wickstadt nach den beiden Weltkriegen trotz verschiedener Siedlungsgesetze.
Text: Dr. Alix Johanna Cord (1. März 2011) |
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Literatur | |
- | | Cord, Alix: Gutswirtschaft in der Wetterau. Das Hofgut Wickstadt (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 157). Darmstadt-Marburg 2009 |
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