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Landkreis Mühldorf am Inn (Landratsamt)

Beschreibung
Der Landkreis Mühldorf am Inn liegt im nordöstlichen Oberbayern an der Grenze zu Niederbayern. Der bestimmende Hauptfluss ist der Inn, an dem auch die Kreisstadt liegt. Links fließen Isen und Rott zu. Sie entwässern zusätzlich den größeren, nordwestlich des Inns liegenden Landkreisteil. Die Isen bildet die Trennlinie zwischen dem erdgeschichtlich älteren Tertiären Hügelland und der jüngeren eiszeitlich geformten Terrassen- und Moränenlandschaft. Im Vorfeld der Endmoränen des Inngletschers und auch im Tertiären Hügelland finden sich ausgedehnte Lößflächen mit besten Voraussetzungen für intensiven Ackerbau. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 7.90 C, die jährliche Niederschlagsmenge bei rd. 890 mm. Das Ackerland - Grünlandverhältnis liegt bei 2,1:1. Der Kreis Mühldorf hat auch einen guten Ruf als Pflegestätte der Tierzucht, insbesondere der Rindviehzucht. Mühldorf ist Sitz des Zuchtverbandes für Fleckvieh Oberbayern-Ost, der 2004 sein hundertjähriges Bestehen feiern konnte. Der Bedeutung der Rindviehhaltung entsprechend liegt der Anteil des Feldfutterbaues, vor allem Silomaisanbaues, an der Ackerfläche bei rd. 40%. Insgesamt nimmt die Landwirtschaftsfläche 62 % der Kreisfläche ein, die Waldfläche 21 %, wobei der Mühldorfer Hart ein großes, geschlossenes Waldgebiet darstellt. Die Struktur der Landwirtschaft ist, so weit es sich um landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe handelt, als mittelbäuerlich einzustufen. Das Mühldorfer Gebiet ist bekannt für die stattlichen Bauernhöfe, meist Vierseithöfe, vielfach in Einöden und Weilern liegend. Vereinzelt sind Bundwerk und Windbrunnenanlagen zu finden.
Das Kreisgebiet ist uralter, bereits in prähistorischer Zeit besiedelter Kulturboden. Erst in jüngster Zeit kam bei Kraiburg ein sehr schöner römischer Mosaikboden zutage. Die in der Völkerwanderungszeit einsetzende bajuwarische Besiedlung ist durch das in Weiding (Gmd. Polling) ausgegrabene Gräberfeld belegt. Die hohe Zahl patronymischer Ortsnamen auf -ing, wie auch die Ortsnamen auf -heim (-ham) weisen auf eine frühe germanische Landnahme in diesem bairischen Kerngebiet hin. Denkwürdig ist auch die Schlacht bei Ampfing zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen von Österreich 1322, die letzte Ritterschlacht auf deutschem Boden. Auf der Seite des Bayern hat sich der Überlieferung gemäß der Ritter Seyfried Schweppermann besonders hervorgetan, wofür ihn der Kaiser nach gewonnener Schlacht so auszeichnete: "Jedem Mann ein Ei, dem braven Schweppermann aber zwei." Die nahe Schweppermann-Kapelle in Wimpasing erinnert an diese Schlacht. Aber nicht nur mit den Habsburgern auch mit den Fürstbischöfen von Salzburg mussten sich die bayerischen Herzöge immer wieder auseinandersetzen. Fast über 1000 Jahre hin bis 1802 war die Stadt Mühldorf Salzburger Enklave. So ist es nicht verwunderlich, das die Stadt kulturell von dort geprägt ist. Mühldorf war für die Salzburger Fürstbischöfe ein wichtiger Verkehrs- und Handelsplatz. Dass die Stadtpfarrkirche dem hl. Nikolaus, dem Schifffahrtsheiligen, geweiht ist, verweist auf die frühere Bedeutung der Innschifffahrt. Heute ist Mühldorf ein ebenso bedeutender Eisenbahnknotenpunkt. Die Stadt ist auch ein schönes Beispiel für die Inn-Salzach-Bauweise mit ihren typischen Blendfassaden.
Weitere wichtige Siedlungsplätze im Kreisgebiet sind die Städte Neumarkt-St. Veit und Waldkraiburg. Neumarkt-St. Veit, das Eingangstor zum Rottal, liegt im kulturellen Ausstrahlungsbereich von Niederbayern - Landshut. In dem ehemaligen Benediktinerkloster St. Veit, 1803 säkularisiert, hat Ritter Maximilian Speck von Sternburg (1776-1856) auf Einladung König Ludwig I. ein Mustergut für Elektoralschafzucht (hochfeine Merinozucht) eingerichtet. Dieses bestand bis 1858. Heute ist Neumarkt-St. Veit eine mittelständisch geprägte Geschäfts- und Handwerkerstadt.
Mit rd. 25 000 Einwohnern die größte Stadt ist Waldkraiburg, nach dem 2. Weltkrieg auf ehemaligem Rüstungsgelände im Mühldorfer Hart errichtet. Dort wurde zwischen 1937 und 1943 ein Zentrum der Rüstungsindustrie mit riesigen unterirdischen Hallen und einem unter-irdischen Bahnhof aufgebaut. Unter anderem wurde hier der Düsenjäger Me 262 hergestellt. Wichtige wirtschaftliche Säulen der in diesem Gelände errichteten und vorwiegend von Flüchtlingen und Vertriebenen besiedelten Stadt sind die chemische und metallverarbeitende Industrie, sowie Bekleidungs- und Keramikherstellung. Der größte Arbeitgeber im Landkreis ist eine Niederlassung des Nestlékonzerns und der Hochwald-Nahrungsmittelkette in Weiding.
Dass der Landkreis Mühldorf ein kulturträchtiges Gebiet ist, beweisen viele Burgen, Schlösser, Klöster und Kirchen. Beispielhaft erwähnt seien Haag, mit dem mächtigen Bergfried, Jettenbach, das Stammschloss der Grafen von Törring-Jettenbach, Egglkofen, einst Sitz des Freiherrn Maximilian von Montgelas (1759-1838), des Schöpfers des modernen Bayern, und das Wasserschloss Schwindegg. Die Innklöster Au am Inn und Gars am Inn sind schöne Beispiele für bayerisches Barock und Rokoko. Von den vielen Dorfkirchen sei Pürten heraus gegriffen, mit seinen in Tracht dargestellten lebensgroßen Votivfiguren aus Wachs. Nicht unerwähnt dürfen zwei gotische Kunstwerke bleiben: die in der Tradition der "schönen" Salzburger Madonnen stehende Taufkirchener Madonna, heute im Kreisheimatmuseum, und der gotische Altar von Altmühldorf.
Der Landkreis hat eine Fläche von 805 qkm und 111.000 Einwohner, was einer Einwohnerdichte/qkm von 138 entspricht. Der Kreis Mühldorf ist Mitglied der EuRegio Inn-Salzach.
Text: Professor Dr. Alois Seidl.
Literatur
-Das Mühlrad - Beiträge zur Geschichte des Inn und Isengaues. (Hrsg. v. Geschichtsverein Heimatbund Mühldorf (Hg.).) Mühldorf am Inn 1951 ff.
-Unser Landkreis Mühldorf am Inn. (Hrsg. v. Landkreis Mühldorf am Inn (Hg.).) Mühldorf am Inn 1997