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Landkreis (Landratsamt) Erding Beschreibung | |
Der oberbayerische Landkreis Erding liegt zwischen dem Regierungsbezirk Niederbayern im Nordosten und dem Landkreis München im Südwesten. An seiner nordwestlichen Grenze zu Freising hin, im Erdinger Moos, liegt der Großflughafen München. Von daher kommt dem Landkreis eine verkehrstechnische Zentralfunktion in Bayern zu. Er gehört im weiteren Sinne zum Großraum München.
Der Landkreis liegt auf einer Meereshöhe von 430 bis 630 m und bildet die Wasserscheide zwischen den Donaunebenflüssen Isar, Vils und Inn. Zahlreiche kleine Flüsse und Bäche entwässern das Kreisgebiet. Goldach, Dorfen, Sempt und Strogen fließen nach Norden in die Isar, die Isen nach Osten in den Inn. Im Osten des Kreises liegt auch das Quellgebiet der Vils.
Das Erdinger Land ist Bauernland. 76,9 % der Landkreisfläche werden landwirtschaftlich, 13,1 % forstwirtschaftlich genutzt. Im Landkreis wirtschaften derzeit etwa 2.200 landwirtschaftliche Betriebe, von denen rund die Hälfte Haupterwerbsbetriebe sind. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag 2004 bei 26,4 ha, was auf mittelbäuerliche Betriebsstruktur schließen lässt. Das Ackerland-Grünland-Verhältnis beträgt 3,2:1. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 7,80 Grad C, die durchschnittlichen Jahresniederschläge liegen bei 826 mm.
Der Landkreis gliedert sich in drei Naturlandschaften mit spezifischen landwirtschaftlichen Erzeugungsrichtungen.
Im westlichen Kreisgebiet liegt das Erdinger Moos, ein großes Niedermoor, das am Nordsaum der Münchener Schotterebene entstand. Theodor Freiherr von Hallberg-Broich (1768-1862) legte 1826 einen Plan zur Trockenlegung des Moores vor. Nach ihm ist der in der Nähe des Flughafens gelegene Ort Hallbergmoos benannt. Um die Mitte des Jahrhunderts errichteten Münchener, Freisinger und Erdinger Brauereien Schwaigen zur Torfgewinnung und für die Weidewirtschaft. Damit begann der Einstieg in die Kultivierung. Der spätere Ausbau der Isar zur Gewinnung von Elektroenergie brachte eine starke Absenkung des Grundwasserspiegels, so dass das Erdinger Moos seinen Moorcharakter weitgehend verlor. Immerhin findet der Weißstorch noch einen Lebensraum.
Auf den kalkreichen Moorböden liegen die traditionellen Anbaugebiete von Kartoffeln, Feldgemüse und Gewürzpflanzen. Als Feldgemüse wurde ursprünglich vor allem Kraut, als Gewürzpflanze die Pfefferminze angebaut. Heute ist die Palette breiter geworden.
Der Norden und Nordosten des Kreises gehört zum Tertiären Hügelland. Hier, im sog. Holzland, das heute aber auch landwirtschaftlich geprägt ist, herrschen die Futterbaubetriebe vor.
Der Süden und Südosten sind eiszeitlich geprägt mit Moränengürteln und vorgelagerten Schotterflächen, überdeckt mit Geschiebelehm und teilweise auch mit Löss. Dies sind die besten Böden des Landkreises, Grundlage für intensiven Marktfruchtbau mit Weizen, Körnermais, Braugerste, Zuckerrüben und Raps. Im übrigen finden sich auch hier viele Futterbau- und Veredelungsbetriebe.
Die vorherrschenden Ackerfrüchte sind Getreide, insbesondere Winterweizen, und Mais, vor allem Silomais. In der Viehwirtschaft dominiert die Rindviehhaltung.
Agrarkulturelles Erbe wird in der Kreisstadt Erding gepflegt. Ein Wohnstallhaus aus dem 18. Jahrhundert ist das Kernstück des dortigen Bauernhausmuseums. Besonders bemerkenswert ist ein Getreidekasten aus dem 16. Jahrhundert. Das ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammende, strohgedeckte Hirtenhaus in Bergham südlich von Altenerding ist das älteste bäuerliche Wohngebäude im Erdinger Land. Erwähnenswert sind auch die besonders schönen Taubenhäuser, die im Kreisgebiet zu finden sind.
Geschichtlich und kulturgeschichtlich gesehen ist der Kreis Erding bairisch-wittelsbachisches Kerngebiet. Die Stadt Erding, eine Neugründung des 13. Jahrhunderts, sollte Gegengewicht sein zum nahen fürstbischöflichen Freising und Brückenort zwischen den wittelsbachischen Residenzstädten München und Landshut. Die zweite Stadt im Kreisgebiet ist Dorfen, eine altbayerische Kleinstadt mit historischem Stadtkern, Heimat des Dichters Josef Martin Bauer ("So weit die Füße tragen").
Das Erdinger Land ist ein kirchenreiches Land mit schönen Beispielen aus allen Stilepochen. Da ist St. Zeno in Isen mit dem kunstvollen romanischen Portal, die Friedhofskirche in Wartenberg mit ihrem wertvollen gotischen Flügelaltar und viele Rokokokirchen. Ein besonders schönes Beispiel hiefür ist die Wallfahrtskirche Maria Thalheim.
Den wirtschaftlichen Schwerpunkt des Landkreises stellt das Dienstleistungsgewerbe dar, repräsentiert vornehmlich durch das Dienstleistungszentrum Großflughafen. Hinzu kommen das Rechenzentrum Amadeus und das 1999 eröffnete Thermalbad. Einen wichtigen Zweig stellt auch das produzierende Gewerbe dar, vertreten durch Polstermöbel- und Ziegelindustrie, aber vor allem auch durch das mittelständische Handwerk.
Eine Verbindung zur Landwirtschaft hin stellt das Braugewerbe dar. Den Namen von Stadt und Landkreis international bekannt gemacht hat dabei das Erdinger Weißbräu.
Die steigende Wirtschaftskraft hat freilich das Gesicht des Landkreises schon verändert. Es ist zu wünschen, dass der ländliche Charme nicht verloren geht.
Die Landkreisfläche beträgt 870 qkm, die Einwohnerzahl 120.000, was einer Bevölkerungsdichte von 138 entspricht.
Text: Professor Dr. Alois Seidl. |
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Literatur | |
- | | Erdinger Land. (Hrsg. v. Kreisverein für Heimatschutz und Denkmalpflege Landkreis Erding e. V..) o.O. o.J. |
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- | | Landkreis Erding. (Hrsg. v. Landkreis Erding.) Erding 2004 |
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