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Landkreis (Landratsamt) Dachau Beschreibung | |
Der Landkreis Dachau liegt im westlichen Oberbayern zu Schwaben hin. Er grenzt unmittelbar an die Landeshauptstadt München, zu deren Einzugsbereich er zu rechnen ist. Über die Autobahnen A 8, A 99 und A 92 ist der Landkreis von Süden her an den Großraum München und an das Fernstraßennetz angeschlossen. Über einen S-Bahnanschluss (Münchner Verkehrsverbund) ist auch eine Schnellverbindung per Bahn nach München gewährleistet.
Die durchschnittliche Höhe über NN liegt bei 500 m, die Jahresniederschläge betragen im Durchschnitt 750 mm, die Jahresdurchschnittstemperatur ist 7,9 Grad C. Das Kreisgebiet wird von zwei Landschaftsformen geprägt: dem Tertiären Hügelland mit seinen schweren Lehmböden und der im Dachauer Moos auslaufenden Münchner Schotterebene. Am Rande des Moores, schon ins Hügelland überleitend, liegt von der Amper durchflossen, die Große Kreisstadt Dachau. So wie die Amper im Süden, entwässert die Glonn im Norden das Dachauer Land. Beide Flüsse eilen, vereint ab Allershausen bei Freising, der Isar zu. Am Nordrand des Kreisgebietes liegt das Quellgebiet der Ilm, die, wie die Isar, der Donau zufließt.
In der Landwirtschaft, die noch einen Erwerbstätigenanteil von 3,7 % stellt, herrscht der Ackerbau mit 84 % Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) vor (Ackerland - Grünlandverhältnis = 5,2:1). Hauptsächliche Ackerfrüchte sind Getreide einschl. Körnermais und Ackerfutter, vorwiegend Silomais. Der Ölfruchtanbau mit überwiegendem Rapsanteil ist laufend gesteigert worden und liegt heute bei etwa 10 %. Auf den Schotter- und Moorböden werden auch in bedeutendem Umfang Kartoffeln angebaut, vor allem Stärkekartoffeln.
Vorherrschend in der Tierhaltung, die insgesamt stark zurückgegangen ist, ist die Rindviehhaltung.
Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe über 2 ha liegt bei 1070, was bei einer LF von rd. 38.000 ha einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 35 ha entspricht. Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe ist 55 %. Die Wachstumsschwelle liegt bei 50 ha, d. h. die Betriebe über 50 ha nehmen zu, die darunter ab.
Dem charakteristisch eigenständigen Bauernschlag des Dachauer Landes hat der Dichter Ludwig Thoma in "Agricola" ein Denkmal gesetzt.
Der Landkreis Dachau umfasst eine Gebietsfläche von 579 qkm. Trotz der Großstadtnähe werden 87 % hiervon land- (71 %) und forstwirtschaftlich (16 %) genutzt. Einen hohen Stellenwert nimmt der Natur- und Landschaftsschutz ein. Geschützt sind vor allem Restflächen des Dachauer Mooses, das seit seiner Kultivierung Anfang des 19. Jahrhunderts weitgehend landwirtschaftlich genutzt wird, und weitere Moorflächen und Flussauen. Insgesamt sind 6,2 % der Landkreisfläche unter Natur- und Landschaftsschutz gestellt, 2,2 % sind darüber hinaus ausgewiesene Biotopflächen. Letztere umfassen vor allem Röhrichte, seggen- und binsenreiche Nass- und Feuchtwiesen, nährstoffarme Magerrasen, naturnahe Fluss- und Bachabschnitte sowie Verlandungen an stehenden Gewässern.
Für die Siedlungsstruktur ist eine Mischung von Dörfern, Weilern und Einzelhöfen kennzeichnend, für die Gehöftformen das Nebeneinander von ein- und mehrfirstigen Höfen bis zum Vierseithof. Ein charakteristischer Bauernhausschmuck, freilich nur vereinzelt bewahrt, sind die Dachauer Haustafeln. Es sind dies im Regelfall in Kalksteinplatten eingemeißelte und bemalte Flachreliefs mit religiösen Motiven (z. B. bäuerliche Schutzpatrone wie St. Leonhard oder Gnadenbilder einer nahe gelegenen Wallfahrt), die seitlich der Eingangstür zum Wohnhaus in die Wand eingelassen sind. In ähnlicher Weise wurden auch Mörtelplastiken gestaltet und angebracht. Eine weitere Besonderheit sind die schmuckvollen Taubenhäuser. Für sie ist in einem privaten Bauernhofmuseum in Ebersbach, Gmd. Weichs, sogar ein Taubenhausarchiv eingerichtet. Im Markt Altomünster ist in einem ehemaligen Brauerei- und Mälzereigebäude ein Brauerei- und Kutschenmuseum untergebracht.
Das Dachauer Land ist kulturträchtiger Boden. Die Besiedlung reicht in die vorgeschichtliche Zeit zurück. An die Römerzeit erinnern die Überreste von römischen Gutsbetrieben (villae rusticae) in den Gemeinden Erdweg und Pfaffenhofen a. d. Glonn. In der bajuwarischen Frühzeit gehörte das Kreisgebiet zum Huosigau, benannt nach einem bedeutenden bajuwarischen Adelsgeschlecht. Eines der ältesten baugeschichtlichen Zeugnisse ist die romanische Basilika auf dem Petersberg in der Gemeinde Erdweg. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft liegt die Kath. Landvolkshochschule Haus Petersberg. Aus dem Mittelalter stammen auch zwei bedeutende Klöster: das Birgittenkloster Altomünster mit seiner Rokokokirche von Johann Michael Fischer und das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Indersdorf mit seiner stilvoll barockisierten romanischen Pfeilerbasilika.
Bedeutende weltliche Bauten sind das Schloss Dachau mit der prächtigen Renaissance-Holzdecke und angeschlossenem Hofgarten und Schloss Haimhausen, eine Schöpfung des französischstämmigen Münchener Hofbaumeisters Francois Cuvilliés.
Eine agrargeschichtlich interessante siedlungs- und herrschaftsgeschichtliche Entwicklungsform stellen die Hofmarken dar, die im Dachauer Land gehäuft auftreten. 27 geistliche und weltliche Hofmarken gab es im Kreisgebiet. Der Agrarhistoriker Friedrich Lütge kennzeichnet sie als "auf halbem Wege der Entwicklung stehen gebliebene Gutsherrschaft". Es handelt sich dabei um geschlossene Herrschaftsgebiete mit niederer Gerichtsbarkeit. Sie bildeten vielfach die Vorstufe späterer Gemeinden. Als typisch bayerische Entwicklung wurden die letzten von ihnen 1848 aufgelöst.
Die größten Siedlungen des Landkreises sind die Kreisstadt Dachau mit rd. 40.000 und die Gemeinde Karlsfeld mit rd. 18.000 Einwohnern. Dachau blickt auf eine lange Geschichte zurück, war eine bevorzugte Sommerresidenz der Wittelsbacher und stark besuchte Malerkolonie, leider auch Standort eines der ersten Konzentrationslager in der NS-Zeit. Karlsfeld, unmittelbar an München angrenzend, ist demgegenüber eine junge Siedlung, die mit der Urbarmachung des Dachauer Mooses entstand und nach dem 2. Weltkrieg durch den Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen stark anwuchs. Maßgebend hierfür waren die großen Industriebetriebe im benachbarten München-Allach (MAN, MTU, Krauss-Maffei). Aber auch Karlsfeld selbst ist ein bedeutender Wirtschaftsstandort (Elektronik, Münzprägung, Kosmetik, Medizintechnik).
Eine große Bedeutung für den gesamten Landkreis hat die Zulieferbranche für die Automobilindustrie, Maschinenbau und Umwelttechnik. Trotz des starken Gewerbebesatzes besteht, eine Folge der Nähe Münchens, ein Pendlersaldo von rd. 22.000 Personen. Die Erwerbstätigenzahl insgesamt beträgt rd. 46.000 Personen.
Der Landkreis besteht aus 17 Gemeinden, davon eine Stadt (Dachau) und zwei Märkte (Markt Altomünster und Markt Markt Indersdorf), und hat 135.000 Einwohner. Die Einwohnerzahl je km2 liegt somit bei 233.
Text: Professor Dr. Alois Seidl |
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Literatur | |
- | | Amperland. Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck. Dachau 1965 ff. |
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- | | Dachauer Hefte. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. (Hrsg. v. Comité International de Dachau, Brüssel.) Dachau 1985 ff. |
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- | | Landkreis Dachau (Hrsg. v. Landkreis Dachau.) Dachau 2005 |
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- | | Liebhart, Wilhelm: Huosigau, Landgericht und Landkreis Dachau. In: Schönere Heimat 95 (2006), S. 67-74. |
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- | | Schäfer, Bärbel/Siepmann, Martin: Bilder aus dem Dachauer Land. Dachau 2003 |
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