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Landkreis (Landratsamt) Garmisch-Partenkirchen

Beschreibung
Der Landkreis liegt im äußersten Süden des Regierungsbezirks Oberbayern an der Grenze zu Österreich und grenzt im Westen an den Regierungsbezirk Schwaben. Verkehrsmäßig ist er durch die A 95, die von München her in das Kreisgebiet führt, und durch die Bahnlinie München-Garmisch-Partenkirchen-Innsbruck gut an die Hauptstränge des überregionalen Verkehrs angeschlossen.
Vom Norden her reicht in das Kreisgebiet noch der Pfaffenwinkel herein, geprägt durch die besonders in der Vergangenheit gegebene kulturelle Ausstrahlung der dortigen Klöster. Im Süden liegt das Werdenfelser Land, das Jahrhunderte lang in enger Verbindung mit dem Hochstift Freising stand und bis 1802 ein wichtiger Teil des dortigen Fürstbistums war. Das Werdenfelser Land umfasst auch das Wettersteingebirge, Deutschlands höchsten Gebirgsstock.
Das Kreisgebiet lässt sich in vier Tallandschaften gliedern: das obere Isartal, das Loisachtal, das Ammertal und das Staffelseegebiet. Entlang der genannten Täler schoben sich in der Eiszeit Gletscher über das Land. Vom Hochgebirge her kommend hinterließen sie bei ihrem Rückzug nach der letzten Eiszeit die heutige Seen- und Moränenlandschaft. Auch das Bett des Staffelsees, des größten Sees im Landkreis, wurde dabei ausgeschürft. Die Isar mit der ihr zufließenden Loisach und die Ammer sind die hauptsächlich entwässernden Flüsse. Der höchstgelegene Punkt im Landkreis ist die Zugspitze, mit 2962 m Deutschlands höchster Gipfel.
Die Land- und Forstwirtschaft des Landkreises wird durch die gegebenen klimatischen und topografischen Bedingungen bestimmt. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt zwischen 6,6 Grad C im Voralpen- und 5,5 Grad C im Alpenraum. Die durchschnittlichen Jahresniederschläge reichen von 1300 bis 1900 mm. Im Verein mit der zum Gebirge hin zunehmenden Hängigkeit lassen diese Standortvoraussetzungen Grünland- und Waldwirtschaft zu den Hauptzweigen der Agrarwirtschaft werden.
Die landwirtschaftliche Nutzung besteht nahezu ausschließlich in Grünlandnutzung. Die Grünlandwirtschaft, die auch eine bis zu 1800 m ansteigende Almwirtschaft einschließt, ist mit Rinderhaltung und Schafhaltung verbunden. Die vorherrschende Rinderrasse ist das Höhenfleckvieh, aber auch das hier bodenständige Murnau-Werdenfelser Vieh wird gezüchtet, allerdings nur mehr vereinzelt. Eine bedeutende Rolle spielt die Bergschafhaltung. Ungefähr 350 Betriebe halten über 6.500 Schafe. Eine Pflanzstätte der Pferdezucht ist das Haupt- und Landgestüt Schwaiganger (Gmd. Ohlstadt), das auf eine über 1000jährige Geschichte im Dienste der Pferdehaltung und -zucht zurückblicken kann.
Infolge des hohen Gebirgsanteils (Ammergebirge, Wettersteingebirge, Vorderer Karwendel, Estergebirge) verbleibt für die landwirtschaftliche Nutzung nur ein Gebietsanteil von 25 %. In ihn teilen sich etwa 1.000 Landwirtschaftsbetriebe, von denen jedoch nur etwa ein Drittel im Haupterwerb wirtschaftet.
Der Waldanteil, vornehmlich Bergwald, liegt bei 49 %. In den ausgedehnten Wäldern befinden sich auch großflächige ehemals landesherrliche Jagdgebiete.
Der Natur- und Landschaftsschutz umschließt 51,2 % der Kreisfläche, vor allem Gebirgs- und Moorflächen sowie Flussläufe. Das Naturschutzgebiet Murnauer Moos umfasst das größte, weitgehend ursprüngliche Moorgebiet Mitteleuropas. Die Ammerschluchten (NSG Ammerschlucht an der Eschelsbacher Brücke, Gmd. Bad Bayersoien; NSG Ammerschlucht Scheibum, Gmd. Saulgrub) stellen naturschutzlich interessante Flusslandschaften dar. Im Gebirge liegen die Naturschutzgebiete "Ammergebirge", "Karwendel und Karwendelvorgebirge" und das im Wettersteingebirge liegende Schutzgebiet "Schachen und Reintal". Die genannten Gebirge sind den nördlichen Kalkalpen zuzurechnen und zeichnen sich insbesondere durch seltene Pflanzen- (z.B. Eibe und Zirbe, seltene Enzianarten, Edelweiß) und Tierarten (z.B. Steinbock, Steinadler, Birkhuhn) aus. Besondere Anziehungspunkte des Naturschutzgebietes "Schachen und Reintal" sind darüber hinaus das Jagdschloss König Ludwigs II. und der Alpenpflanzengarten des Botanischen Gartens München.
Eine landschaftliche Besonderheit sind die Buckelwiesen, ebenfalls eine Hinterlassenschaft der Eiszeit. Da sie für die Bewirtschaftung hinderlich waren, wurden sie vielfach eingeebnet. Restflächen bei Mittenwald stehen unter Naturschutz (NSG Buckelwiesen am Geißschädel, NSG Buckelwiesen am Plattele).
Als musealer Bewahrungsort des Agrarkulturerbes ist das Freilichtmuseum Glentleiten (Gmd. Großweil) von besonderer Bedeutung. Dort sind Haus- und Hoftypen aus ganz Oberbayern zu sehen.
Das ländliche Brauchtum weist vorchristliche (z.B. Schellenrühren in Mittenwald) wie vor allem christliche Elemente (z.B. Passionsspiele Oberammergau, Fronleichnamsprozession auf dem Staffelsee) auf.
Die Besiedlung des Kreisgebietes reicht bis in die vorgeschichtliche Zeit zurück. Spuren keltischer Siedlung, insbesondere in und um den Staffelsee (Insel Wörth, Gmd. Seehausen am Staffelsee) sind mehrfach zu finden. Auf die Römer verweisen ebenfalls viele Funde, aber auch Ortsnamen (z.B. Partanum, Partenkirchen). Der Ortsname Wallgau zeigt auf, dass auch nach dem Untergang des Römerreiches noch eine romanische ("welsche") Restbevölkerung unter den germanischen (bajuwarischen und alamannischen) Neusiedlern verblieben ist. Das Kreisgebiet war immer auch Durchgangsgebiet nach Italien. Eine wichtige Handelsverbindung, die sogenannte Rottstraße, führte von Augsburg über den Brenner nach Venedig. Mittenwald, Garmisch-Partenkirchen, Oberammergau und Murnau waren wichtige Umschlagplätze.
Vorherrschende Wirtschaftszweige waren in der Vergangenheit Land- und Forstwirtschaft. Seit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs wurde dieser zum tragenden Wirtschaftsbereich, auf dem Lande als "Urlaub auf dem Bauernhof". Aus dem Holzreichtum einerseits und den kargen agrarwirtschaftlichen Existenzbedingungen andererseits erwuchsen Handwerk und Kunsthandwerk als Quellen des Zuerwerbs. Holzschnitzerei (Zentrum: Oberammergau) und Geigenbau (Zentrum: Mittenwald) haben sich zu bedeutenden Erwerbszweigen entwickelt. Wirtschafts- und agrargeschichtlich bedeutsame Zweige waren daneben die Glasherstellung mit der dadurch angeregten Hinterglasmalerei (Zentren: Bad Kohlgrub und Murnau) und die Wetzsteinindustrie (Zentren: Unterammergau und Ohlstadt). Den Vertrieb all dieser Erzeugnisse übernahmen in der vorindustriellen Zeit vielfach sogenannte Verleger.
Der Landkreis weist hohen Kulturreichtum und viele Zeugnisse geistigen Schaffens auf. Ein architektonischer und geistlicher Glanzpunkt ist das Benediktinerkloster Ettal, von Kaiser Ludwig dem Bayern im 14. Jahrhundert gegründet, 1803 aufgehoben und 1900 wiederbesiedelt. Zu Recht berühmt ist auch Schloss mit Park Linderhof (Gmd. Ettal), das König Ludwig II. erbauen ließ und wo er sich besonders gerne aufhielt. Eine liebenswerte Kunstform ist die Lüftlmalerei, eine Freskotechnik, die zum Schmuck der Häuserfassaden angewendet wurde. Ein berühmter Vertreter dieser Kunstrichtung war Franz Seraph Zwinck (1748-1802), der auf dem Oberammergauer Anwesen "Zum Lüftl" lebte. Weitere bedeutende Künstler, die im Kreisgebiet geboren wurden oder lebten waren beispielsweise der Dichter Ludwig Thoma (1867-1921), geb. in Oberammergau, der Maler Friedrich August von Kaulbach (1850-1920), der seine Sommerresidenz in Ohlstadt hatte und dort auch starb, der Musiker Richard Strauss (1864-1949), der in Garmisch lebte und arbeitete. Die Malerin Gabriele Münter (1877-1962) und andere Mitglieder der Gruppe "Blauer Reiter" sind eng mit Murnau verbunden.
Der Landkreis besteht aus 22 Gemeinden, darunter 3 Märkte (Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald, Murnau), charakteristischerweise keine Stadt. Der Kreisort Garmisch-Partenkirchen ist heute touristischer Mittelpunkt des Landkreises. Hauptanziehungspunkte sind der Berg- und Wintersport, touristisch bedeutsame Einrichtungen das Olympiastadion mit Sprungschanze und die Zugspitzbahn. Der Raum Garmisch- Partenkirchen verfügt aber auch über einige den Agrarsektor berührende Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Angeführt seien die 1900 errichtete Zugspitz-Wetterstation, das Institut für Atmosphärische Umweltforschung, das Institut für Vogelkunde und im nahen Grainau die Akademie Bayerischer Genossenschaften. Die Marktorte Mittenwald und Murnau ergänzen den Kreisort zu einem touristischen Dreigestirn.
Von wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung ist die Zugehörigkeit des Landkreises zur Euregio Zugspitze-Wetterstein-Karwendel, womit die Brücke zum österreichischen Bundesland Tirol geschlagen ist.
Der Landkreis hat rd. 87.000 Einwohner, was bei einer Kreisfläche von 1.012 qkm eine Einwohnerdichte von 86 je qkm ergibt.
Text: Prof. Dr. Alois Seidl
Literatur
-Landkreis Garmisch-Partenkirchen (Hrsg. v. Landkreis Garmisch-Partenkirchen.)  2006
-Mohr, Löwe, Raute. Schriftenreihe. (Hrsg. v. Verein für Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte im Landkreis Garmisch-Partenkirchen.)  
-Veröffentlichungen. (Hrsg. v. Historische Vereine Murnau am Staffelsee und Oberammergau.)  
-Wünnenberg, Rolf:
Werdenfels, Ammergau, Staffelsee. Gauting 1977