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Landkreis (Landratsamt) Groß-Gerau Beschreibung | |
Im Winkel zwischen der Mündung des Mains in den Rhein liegt der Landkreis Groß-Gerau. Das nördliche Kreisgebiet gehört zum Rhein-Main-Tiefland. Südlich der Kreisstadt erstreckt sich das Ried, ein Teil der nördlichen Oberrhein-Tiefebene. Hier liegt in einer Schleife des Altrheins das Naturschutzgebiet "Kühkopf-Knoblochsaue" mit 2.378 ha. Die Bodenerhebungen liegen meist unter 100 m über NN Das Klima ist mild.
Im Westen stellt der Rhein die natürliche Grenze zum Land Rheinland-Pfalz. Im Osten grenzt der Kreis an die die Stadt Offenbach und den Landkreis Darmstadt-Dieburg. Im Norden liegen die Städte Wiesbaden und Frankfurt sowie der Main-Taunus-Kreis. Im Süden liegt der Kreis Bergstraße. Seit 1832 heißt der Verwaltungsbezirk Kreis Groß-Gerau und hat im Verlauf der Geschichte seine Grenzen kaum verändert, auch die Kreisreform in den frühen siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat er fast unverändert überstanden.
Der Landkreis ist 453 Quadratkilometer groß und hat 253.000 Einwohner. Das sind 558 Einwohner pro qkm und damit gehört der Kreis zu den am dichtesten besiedelten ländlichen Regionen Hessens. Die Einwohner leben in 14 Gemeinden mit 30 Ortsteilen, die Besiedlung ist städtisch. Der Anteil nichtdeutscher Bürger ist mit 17,4 Prozent - das sind ca. 44.000 Menschen - beachtlich hoch. Integrationsprobleme sind kaum vorhanden, die gute Arbeitsmarktlage unterstützt die Integration.
Verkehrsmäßig ist das Gebiet sehr gut erschlossen, mehrere Autobahnen wie die A 67, die A 60, die A 3 sowie die Bundesstraßen 42, 44 und 486 sowie die Wasserstraßen Rhein und Main sorgen dafür. Hinzu kommen viele Pipelines für den Öl - und Gastransport. Im Norden, außerhalb des Kreisgebietes, liegt der Flughafen Rhein-Main. Damit ist der Kreis auch ein Wirtschaftsstandort erster Güte. Die Autoindustrie (Opel) sitzt in Rüsselsheim.
Aufgrund dieser Struktur ist die Konkurrenz um Flächen sehr groß. Für die vielen Bauvorhaben aller Art müssen Ausgleichsflächen für den Naturschutz geschaffen werden. Die Landwirtschaft ist hier aber wegen des milden Klimas und der fruchtbaren Böden sowie der Marktnähe außerordentlich produktiv. Etwa 90 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Böden liegen im Ried. das sind fruchtbare alluviale Böden, die restlichen 10 Prozent sind arme Sandböden im Rodgau im nordöstlichen und östlichen Teil des Kreises.
Die Betriebsstruktur ist mittelbäuerlich, wobei die Haupterwerbsbetriebe vorherrschen. Von den 386 Betrieben werden 60 Prozent im Haupterwerb und 40 Prozent im Nebenerwerb bewirtschaftet Das ist die Umkehrung der sonst in Hessen vorherrschenden Struktur. 83 Betreibe sind kleiner als 10 Hektar. 125 Betriebe weisen 10 bis 30 ha auf. 128 Betriebe sind größer als 50 ha, davon 33 größer als 100 ha. Auf den 14.700 ha Ackerland werden gut 3.000 ha Weizen angebaut, 2.400 ha Sommergeste sind ein beachtlicher Anteil. hinzu kommen 1.500 ha Zuckerrüben. Vor zwei Jahren wurde die dortige Zuckerfabrik geschlossen. Der Getreideanteil liegt hei nur 57 Prozent. Das ist der geringste Anteil in Hessen.
Das Gebiet Hessisches Ried, das sich bis zur Landesgrenze nach Baden-Württemberg im Süden über den gesamten Kreis Bergstraße erstreckt, ist Beregnungsgebiet. Dort, wo die Böden fruchtbar und das Klima mild sind, wächst alles, wenn der Landwirt das Wasser in der Hand hat. Das ist in diesem Gebiet durch frühzeitige Gründung von Beregnungsverbänden der Fall. Das Wasser ist zum Teil Grundwasser, das vom östlich gelegenen Odenwald zum Rhein strömt, zum Teil aber auch Wasser, das aus der fließenden Welle des Rheins entnommen und aufbereitet wird. Über Versickerungsbrunnen wird es dem Grundwasser wieder zu geführt. Das alles, um Schäden an Gebäuden und Anlagen durch Absenkung des Wasserspiegels zu vermeiden.
Im gesamten Gebiet wird Spargel als Markenzeichen der Region und Feldgemüse angebaut. Das führt zu einer hohen Wertschöpfung bei den Betrieben. Die Vermarktung erfolgt über verschiedene Großmärkte, aber auch in der Direktvermarktung.
Bei ca. 2.200 ha Grünland kann die Rinderhaltung im Kreis keine große Rolle spielen. Die Statistik weist 2.500 Rinder, davon 550 Milchkühe auf. Einige Bullenmastbetriebe auf der Basis von Mais sind vorhanden. Etwa 6.000 Schweine, davon 900 Zuchtsauen, werden gehalten. Die dichte Besiedlung erschwert die Ausweitung dieses Betriebszweiges wie auch in den anderen südhessischen Landkreisen.
Etwa ein Viertel der Fläche des Landkreises ist mit Wald bestanden, vor allem im Nordosten auf den schwächeren Böden. Dort stehen vor allem Kiefern, aber auch Eichen und Buchen. Aber auch entlang des Rheins und des Mains sind umfangreiche Auenwälder zu finden. Grundwasserabsenkungen, die wegen des starken Wasserverbrauches der Gemeinden und der Beregnungslandwirtschaft vorkamen, lassen vor allem die Eichenwälder leiden. Hinzu kommen wegen des günstigen Klimas immer wieder Kalamitäten wie Maikäfer. Eichenprozessionsspinner und anderen Forstschädlinge.
Touristisch ist das Kreisgebiet gut erschlossen. Wassersport, aber auch Wanderungen in den Wäldern, Radsport sowie ein umfangreiches kulturelles Angebot in den Gemeinden machen den Kreis, der wie andere südhessische zu den kaufkräftigsten Regionen Deutschlands gehört, zu einem lebenswerten Landstrich.
Text: Dr. Konrad Graß |
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