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Lahn-Dill-Kreis

Beschreibung
Der Lahn-Dill-Kreis wurde 1979 endgültig aus dem früheren Dill-Kreis und Teilen des Kreises Wetzlar gebildet, nachdem ein Konstrukt mit der Stadt Lahn (Gießen und Wetzlar) an den Protesten der Bevölkerung gescheitert war (siehe Beschreibung des Kreises Gießen.) Der Kreis umfasst heute 1.066 Quadratkilometer und hat 258.000 Einwohner. Das entspricht 242 Einwohnern je qkm in 23 Städten und Gemeinden mit ca. 85 Ortsteilen. Der Kreis grenzt im Westen an das Bundesland Rheinland-Pfalz, im Norden an Nordrhein-Westfalen.
Das Gebiet des Lahn-Dill-Kreises, vom Westerwald und den Ausläufern des Rothaargebirges bis in den Hintertaunus und in die Randzone der Wetterau reichend, weist als Mittelgebirgslandschaft Höhenlagen bis 672 m auf. Etwa 50 Prozent des Kreisgebietes sind bewaldet, 95 Prozent der Fläche als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.
Die Wirtschaftsstruktur wird traditionell durch die Metallindustrie, die Optik, das Handwerk und das verarbeitende Gewerbe bestimmt. Die Landwirtschaft spielt eher eine untergeordnete Rolle. Das ist an der Betriebsstruktur, an den Erträgen und an der Größe der Schutzgebiete zu erkennen.
Der Lahn-Dill-Kreis hat neben dem Biedenkopfer Land, das zum Landkreis Marburg gehört, die ungünstigsten Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Die mittleren Ertragsmesszahlen der Gemeinden streuen von 23 bis 46, im Mittel 34. Die Böden sind größtenteils flachgründig und ertragsarm. Die geologische Grundlage bildet im Westewald der Basalt, in den übrigen Höhenlagen verschiedene Schiefergesteine.
Der hohe Waldanteil besteht zu je zwei Fünfteln aus Buche und Fichte, der Rest aus anderen Bestockungen wie Eiche und Kiefer. Nur 36 Prozent der Kreisfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Über 60 Prozent davon als Grünland. Damit ist dieser Landkreis der grünlandstärkste Kreis Hessens. Der Anteil geht bis zu mehr als 80 Prozent im Hohen Westerwald.
Im Landkreis gibt es (bezogen auf das Jahr 2008) noch ca. 850 Betriebe, die 22.300 Hektar Landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaften, davon 9.100 ha Ackerland. Angebaut wird überwiegend Weizen mit 6.000 ha, Sommergerste mit 1.500 ha und Raps mit ca. 1.000 ha. Das Ertragsniveau liegt deutlich unter dem Landesmittel, z. B. bei Weizen mit 55 dt je ha zu 70 dt oder bei Sommergerste 29 zu 50 dt/ha. Die Rapsernte liegt im Referenzjahr gleichauf.
Etwa 600 Betriebe haben eine Betriebsfläche von unter 30 Hektar. über 50 ha sind es nur 134. Ausgewiesen sind 130 Ökobetriebe. Der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe liegt bei fast 86 Prozent. Es gab hier immer genügend Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft. Die Nutztierhaltung spielt eine untergeordnete Rolle. Trotz des hohen Grünlandanteiles werden nur 2.500 Milchkühe im Kreisgebiet gehalten, insgesamt aber 13.700 Rinder. Der Anteil der Mutterkühe ist hoch. Die Jahresstatistik weist nur 2.700 Mastschweine und 250 Zuchtsauen aus.
In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwunges beginnend Mitte der 1950er Jahre und bis in die 1980er Jahre des vorigen Jahrhunderts war dieses Gebiet, in dem Realteilung herrscht, gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an Sozialbrache, der im damaligen Dillkreis bei 17 Prozent bei Grünland und bis 27 Prozent beim Ackerland lag. Die Landessregierung hat damals große Anstrengungen unternommen, um die Sozialbrache aufzufangen. Es wurden Auffangbetriebe gegründet, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Inzwischen sind die absoluten Grenzertragsböden aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen und aufgeforstet worden oder zu Naturschutzflächen umgewidmet. Die Landwirte, die das nicht wollten, haben die Flächen oft ohne Pachtzahlungen übernommen und bewirtschaften sie extensiv weiter.
Im angrenzenden Siegerland und sicher auch im Dillgebiet gab es früher die so genannte Haubergswirtschaft. Hier wurden die Eichenschösslinge nach 5 bis 7 Jahren geerntet. Aus der Rinde wurde Gerberlohe zum Gerben der Tierhäute gewonnen und zwischen die Eichenreihen einige Jahre extensiv Roggen für die menschliche Ernährung angebaut. Diese Art der extensiven Nutzung von Grenzertragsböden ist inzwischen verschwunden.
Verkehrsmäßig ist der Landkreis gut erschlossen, die A 45 und die A 480 verbinden mit den großen Zentren, einige Bundesstraßen durchqueren den Kreis, ebenso verschiedene Regionalbahnen.
Touristisch bietet der Lahn-Dill-Kreis viel. Da sind die unter Landschaftsschutz gestellten Wandergebiete und der Wassersport auf der Lahn. Eine Vielzahl von Burgen und Schlössern rundet das Bild ab.
Text: Dr. Konrad Graß