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Landkreis (Landratsamt) Landshut

Beschreibung
Der Landkreis Landshut liegt im Herzen Altbayerns. Er dehnt sich rund 50 Kilometer von Ost nach West und ebenso weit von Nord nach Süd über das geologisch einheitliche Tertiäre Hügelland in Höhen von 367-525 m über NN. Durchzogen wird dies Hügelland von vielen Wasserläufen: im Süden von der kleinen und großen Vils und der Bina, in der Mitte von der Isar, im Norden von der großen und kleinen Laaber. Sie streben alle der Donau zu. Charakteristisch ist der reizvolle Wechsel von Wiesen, Feldern und kleinen Bauernwäldern auf den Kuppen der Hügel.
In 35 Gemeinden wohnen fast 150 000 Menschen. Schwerpunkte sind die Landstädte Rottenburg und Vilsbiburg und die Märkte Ergolding, Altdorf und Essenbach. Wie eine langgezogene Insel liegt die kreisfreie Stadt Landshut, Niederbayerns Regierungshauptstadt (über 60 000 Einwohner), mitten im Kreisgebiet. In der Südhälfte des Landkreises gibt es viele Weiler und Einöden, im Norden herrschen größere Dörfer vor. Die Hauptverkehrsadern (A92 und B15) folgen den Routen uralter Handelsstraßen.
Der Landkreis gehört zu den wirtschaftlichen Spitzenregionen in Europa, deren Zukunftsfähigkeit hervorragend beurteilt wird. Seine Wirtschaftskraft beruht vor allem auf dem Fahrzeugbau. Die Landwirtschaft ist mit 4,4% an der Bruttowertschöpfung beteiligt, immerhin noch deutlich stärker als im landesweiten Mittel (Bayern 1,3%). Sie findet im Landkreis überwiegend günstige Produktionsbedingungen vor: durchschnittliche Ackerzahlen von 55 Punkten, durchschnittliche Jahrestemperatur 7,3 Grad Celsius, Niederschlagsmenge von Nord (700 mm) nach Süd (750 mm) steigend. Die Viehhaltung (Mastbullen, Mastschweine, Milchvieh) ist stark auf Export gerichtet. Der Ackerbau (Mais, Weizen, Gerste) erzeugt das nötige Viehfutter, Grünland ist von geringerer Bedeutung. Einige Standorte auf den Hochterrassen der Isar haben Lössböden wie im Gäuboden und bauen auch Feldgemüse an. Im nördlichen Landkreis wird auf 1150 ha Hopfen erzeugt. Im Mittel bewirtschaftet ein Landshuter Landwirt knapp 30 ha. Der Anteil der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beträgt etwa 9% und ist somit deutlich höher als im Landesdurchschnitt.
Wie in kaum einem anderen Gebiet Deutschlands haben in Landshut Bauern seit Jahrtausenden aus ursprünglicher Natur eine immer noch weithin intakte Kulturlandschaft geschaffen. Das belegen 66 Naturdenkmäler, vier Landschaftsschutzgebiete und acht geschützte Landschaftsbestandteile, ein Naturschutzgebiet von europaweiter Bedeutung (Vogelfreistätte Mittlere Isarstauseen) und zwei Naturschutz-Großprojekte (Moor- und Wiesenbrüterschutz; Trockenbiotop).
Bauern sorgten auch dafür, dass der heutige Landkreis Landshut über Jahrtausende eine der am dichtesten besiedelten Gegenden Mitteleuropas war. Um 5600 v. Chr. wanderten die ersten Bauern (Linienbandkeramiker) ein und besetzten die Lössböden auf den Hochterrassen der Flüsse. Diese überaus frühe Besiedlung hat dazu geführt, dass der Landkreis zu den archäologisch am besten erforschten Gebieten Europas zählt. In Altdorf hat sich der Originalboden eines Dorfes der Linienband-Keramiker (5700-5000 v.Chr.) erhalten. In jeder Gemeinde des Landkreises wurden Zeugnisse der florierenden Landwirtschaft der Jungsteinzeit entdeckt wie Getreide-Vorratsgruben und Körner von Erbsen, Einkorn und Emmer. Auf der Grundlage einer stabilen Landwirtschaft erblühte bald auch eine Hochkultur, die Oberlauterbacher Kultur, benannt nach einem Fundort im Landkreis Landshut. Einer ihrer um 4800 v. Chr. datierten Sonnen-Tempel, ein aus Holz errichteter Rundbau, wurde bei Viecht gefunden. Nach einer bei Altheim entdeckten Jungsteinzeit-Festung ist die Altheimer Kultur (3800-3200 v.Chr.) benannt. Die ältesten Hinweise auf die Nutzung von Pferden in Süddeutschland fanden Archäologen bei Ergolding (Zaumzeug-Teile). Großartige Zeugnisse der Kunst einheimischer Bronzeschmiede (ab 2300 v.Chr.) wurden aus Hügelgräbern an vielen Orten im Landkreis geborgen. In der Urnenfelderzeit (1300-750 v.Chr.) wurden große Fluchtburgen angelegt, deren Spuren sich bei Duniwang oder Schlossberg erhalten haben. Zu den wertvollsten frühkeltischen Funden aus dem Landkreis zählt das prächtige Kollier aus rund 500 Bernstein-Perlen, mit dem eine Fürstin der Hallstatt-Zeit (750-450 v.Chr.) in einer Talaue bei Niedererlbach bestattet wurde. Die Kelten errichteten im Landkreis eine ganze Kette ihrer berühmten Viereckschanzen. In Ergolding und Essenbach haben sich in zwei der vielen Landgüter, die die Römer (nach 15 v.Chr.) im Landkreis anlegten, auf Tonscherben Autogramme aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus erhalten. Ein kompletter römischer Ziegelbrennofen aus Essenbach steht heute in einem Museum außerhalb des Landkreises. Von den Bajuwarengräbern aus der Völkerwanderungszeit sind heute so viele erforscht, dass sogar eine gesicherte Aussage darüber möglich geworden ist, wie der Stamm der Bayern entstanden ist. Anhand der Funde aus den großen Reihengräberfunden im Landkreis (Ergolding, Altheim, Altdorf, Viecht) lässt sich deutlich ablesen, wie sich aus den verschiedenen Schmuckstückformen der zahlreichen Germanenstämme unterschiedlichster Herkunft schon sehr bald ein neuer, charakteristisch bajuwarischer Stil entwickelte und damit die ungebrochene Staatstradition der Bayern begann. Für den Historiker fassbar wird das Gebiet des heutigen Landkreises erstmals im frühen Mittelalter: sechs Orte aus dem Landkreis werden im 8. Jahrhundert (erstmals 773 n. Chr.) in Urkunden genannt. Besonders die Heimatmuseen in Altdorf, Ergoldsbach und Essenbach dokumentieren diese frühe Geschichte des Landkreises.
1300 Baudenkmäler betreut die Untere Denkmalschutzbehörde im Landkreis. Bei den profanen Baudenkmälern spannt sich der Bogen von mächtigen Wehrburgen (z.B. Schlösser in Kronwinkl, Bruckberg, Hofberg bei Oberköllnbach) und barocken Schlossanlagen des landsässigen Adels (z.B. Neufraunhofen, Kapfing, Ast, Hohenthann, Weihenstephan) bis zu ursprünglichen Bauernhäusern wie z.B. ein Ensemble von sechs Hafneranwesen in Bödldorf (Kröninger Geschirr, beste Dokumentation dieses landwirtschaftlichen Nebenerwerbs im Heimatmuseum in Vilsbiburg) oder ein kürzlich restauriertes Kleinbauernanwesen aus dem 17. Jahrhundert in Wifling.
Unter den sakralen Baudenkmälern - im Landkreis Landshut gibt es über 300 Kirchen - finden sich kunsthistorische Raritäten aus allen Epochen: schlichte romanische Kirchen (z. in Berndorf), gotische Gotteshäuser (z.B. Geisenhausen), Barock- und Rokokokirchen mit aufwändiger Ausstattung, z.B. Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Heiligenbrunn bei Hohenthann oder Dreifaltigkeitskirche bei Aham und als ganz außergewöhnliches Bauwerk die Dorfkirche von Dietelskirchen im Jugendstil.
Wie in anderen niederbayerischen Landkreisen gibt es auch in Landshut eine ganze Reihe bemerkenswerter Wallfahrtskirchen. Eine typisch bäuerliche Kirche ist die dem Heiligen Leonhard gewidmete Kirche in Oberotterbach bei Rottenburg (um 1750); der wenig bekannten, aber in der Umgebung populären Heiligen Korona ist in Koppenwal bei Rottenburg eine Kirche geweiht. Ein alter Votivbrauch, der vorzugsweise an Wallfahrtsorten von Heiligen geübt wurde, die im Martyrium enthauptet worden sind, ist in der Wallfahrtskirche St. Theobald zu sehen: eine Weihegabe in Form eines Tongefäßes, das menschliche Gesichtszüge aufweist und in der Regel unten geöffnet ist. Eine aktive Wallfahrtskirche, dem Hl. Salvator geweiht, mit einem sehenswerten Deckenfresko von 1769 findet man in Binabiburg. Im Chor der Dorfkirche St. Maria in Herrngiersdorf bei Rottenburg steht ein strahlender Akanthusaltar, der 1701 in Landshut geschnitzt wurde.
Die Geschichte der Bauernbefreiung des 19. Jahrhunderts in Bayern ist verbunden mit dem Namen des Grafen Maximilian Joseph von Montgelas (1759-1838), der das damals rückständige feudale Bayern nach französischem Vorbild modernisierte. Der berühmte Reformer liegt im Landkreis Landshut, in der Gruft der sehenswerten Kapelle im Schloss Aham begraben. Zeugnisse der Landtechnik des 19. Jahrhunderts (u.a. Dampfpflüge) bewahrt das Agrarbildungszentrum in Schönbrunn, Stadt Landshut. Bäuerliche Geräte sammeln auch Privatpersonen und Traditionsvereine (z.B. Heimatmuseen in Vilsheim und Niederaichbach, "Geschichtsboden" in Buch am Erlbach).
Text: Prof. Dr. Joachim Ziche
Literatur
-Landkreis Landshut. Eine Informations- und Image-Broschüre des Landsratsamtes Landshut (2. Aufl.). (Hrsg. v. Landkreis Landshut.) Landshut 2005
-Markmiller, Fritz/Spitta, Wilkin:
Dorfkirchen in Niederbayern. Regensburg 1996