Suchsymbol

Erweiterte Suche

 Weitere Zugänge:
· Art der Organisation
· Sachgebiet
· Bundesland
· Regierungsbezirk
· Landkreis
· Landschaft
· Gemeinde
· Personen
· Biographien
 Sonderbereiche:
· Oberbayrische Almen
· AgrarKulturerbe in Europa
- AgrarKulturerbe-Preis

 Vorige Seite 

Landkreis (Landratsamt) München

Beschreibung
Der Landkreis München umschließt die gleichnamige Landeshauptstadt von Osten, Süden und Norden her. Eine Mehrzahl von Autobahnen und S-Bahnen des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) führen durch den Landkreis auf die Hauptstadt zu. Verkehrstechnisch zusammengehalten wird der Landkreis jedoch durch die Ostumgehung Münchens (A 99). Der Landkreis liegt zur Gänze im Ballungsraum München.
Naturräumlich ist der Landkreis München überwiegend der Münchener Schotterebene zuzurechnen, der südliche Landkreisteil reicht in das eiszeitlich geformte Moränengebiet des Alpenvorlandes. Dementsprechend steigt das Kreisgebiet von Norden (tiefster Punkt bei Unterschleißheim mit 471m) nach Süden an (höchster Punkt in der Gemeinde Schäftlarn mit 703 m). Die Jahresdurchschnittstemperatur nimmt von Norden nach Süden ab und beträgt im Mittel 7,70 C, die Jahresniederschläge nehmen in gleicher Richtung zu. Sie betragen im Durchschnitt 945 mm. Der hauptsächlich entwässernde Fluss ist die Isar mit ihren Nebenflüssen Moosach und Würm. Im Zuge der Isarkanalisierung wurde der Ismaninger Speichersee angelegt, der sowohl der Hochwasserregulierung und der Stromerzeugung wie auch der biologischen Abwasserreinigung dient. Außerdem hat sich das Speichergebiet zu einem Vogelparadies entwickelt.
Der Agrarlandanteil an der Landkreisfläche von 668 km2 beträgt 78,9 %, wobei 34,5 % auf die Landwirtschaftsfläche, 44,4 % auf die Forstfläche entfallen. In der regionalen Verteilung überwiegt die landwirtschaftliche Nutzung im Norden des Landkreises, die forstwirtschaftliche im Süden. Südlich von München liegen große zusammenhängende Forstgebiete (z. B. Forstenrieder Park, Hofoldinger Forst), die früher der königlichen Jagd dienten, heute grüne Lungen und Erholungsräume der Stadt München sind. In die Forstgebiete eingestreut sind die für den Süden des Landkreises charakteristischen Rodungsinseln (z. B. Hofolding im Hofoldinger Forst).
Im Landkreis München werden 567 Landwirtschaftsbetriebe mit der vergleichsweise hohen Durchschnittsfläche von rd. 34 ha bewirtschaftet. Dies weist auf eine mittel- bis großbäuerliche Betriebsstruktur hin. Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe ist 53,5 %, der der Beschäftigten in der Landwirtschaft an der Gesamtbeschäftigtenzahl 0,9 %.
Aus dem Ackerland : Grünlandverhältnis von 4,45 : 1 lässt sich ableiten, dass die Landwirtschaftsbetriebe vorwiegend ackerbaulich ausgerichtet sind. Der in der Fläche ausgedehnteste Betriebszweig ist der Sommergerstenanbau, die weitgehend als Braugerste an die Brauereien der Region geliefert wird.
Ein wichtiger Betriebszweig ist auch der Kartoffelbau, für den sich die leichten Böden der Schotterebene gut eignen. Bei größeren Betrieben sind teilweise Brennereien (im Landkreis bestehen derzeit 23) angeschlossen, die früher ausschließlich auf Kartoffelbasis arbeiteten, heute aber auch andere Ackerfrüchte brennen, beispielsweise Körnermais. Naturgemäß spielt auch der Feldgemüsebau eine nicht unbedeutende Rolle. Berühmt war der Weißkrautanbau im Umfeld von Ismaning, der heute allerdings auf etwa 25 ha geschrumpft ist.
In der Viehhaltung dominiert, vor allem im Süden des Landkreises, die Milchviehhaltung.
Die Siedlungsweise ist vornehmlich dörflich, wobei teilweise schon eine gewisse Verstädterung eingetreten ist. Es finden sich aber auch Weiler und Einöden. Die Hofbauweise geht von mehrfirstigen Anlagen in der Schotterebene zu den Einfirstanlagen des oberbayerischen Alpenvorlandes über. Ein schönes Beispiel für den letztgenannten Typ bietet der Sixthof zu Aying, seit 1978 als Heimathaus eingerichtet und allgemein zugänglich. Als früher vielfach vorhandenes Nebengebäude ist in Arget (Gmd. Sauerlach) der Argeter "Troadkasten" (Gebäude zur Getreideeinlagerung) erhalten. Der Wolfschneiderhof (Gmd. Taufkirchen), ein zweifirstiger Kleinbauernhof aus dem beginnenden 19. Jahrhundert, vermittelt einen Einblick in das karge Bauernleben dieser Zeit.
Unter Naturschutz gestellt sind zwei charakteristische Landschaftsformen der Münchener Schotterebene: Heide und Moor. Garchinger Heide, Fröttmaninger Heide und Mallertshofer Holz mit Heiden, größtenteils auf dem Gebiet der Stadt Garching liegend, bewahren Überreste einer großen Heidefläche nördlich von München. Das Naturschutzgebiet Kupferbachtal bei Unterlaus im Gemeindegebiet von Aying und in die Nachbarlandkreise hineinreichend, repräsentiert ein Kalkflachmoorgebiet.
Die Nordhälfte des Landkreises ist uraltes, in die vorgeschichtliche Zeit zurückreichendes Siedlungsgebiet, während die Rodungen in der waldreichen Südhälfte vornehmlich im 8. und 9. Jahrhundert durchgeführt wurden. Die vielen Orte auf -brunn (z. B. Grasbrunn, Putzbrunn) verweisen darauf, dass es zu aller erst notwendig war, einen Brunnen zu schlagen. In die Zeit der Christianisierung des Volksstammes der Bajuwaren führen uns Kirche und Marterkapelle St. Emmeran in Kleinhelfendorf (Gemeinde Aying) zurück, wo der Gründerbischof von Regensburg, St. Emmeran, den Martertod erlitten haben soll.
Von agrarhistorisch besonderem Interesse ist das Alte Schloss in Schleißheim (Gmd. Oberschleißheim) und das dort angeschlossene Gut. Hier hat von 1810 bis zu seinem Tode 1831Max Schönleutner, ein Schüler Albrecht Daniel Thaers, als Gutsadministrator gewirkt und ab 1822 auch die von Weihenstephan (Lkr. Freising) hierher verlegte Musterlandwirtschaftsschule geleitet. Seine Schüler ließen ihm folgenden Satz in seinen Grabstein meißeln "Ingenio segetes terra est subjecta recusans" (= Auch die saatenverweigernde Erde ist dem Geist untertan). Dies bewies Schönleutner, der Künder der rationellen Landwirtschaft in Bayern, auf dem Gutsbetrieb in Schleißheim, der nach seinen Worten die beiden Extreme der bodenbürtigen Unfruchtbarkeit enthält, "dürres Land und Sumpfboden". In der nahen Kirche von Hochmutting (Gmd. Oberschleißheim) liegt die Grabstätte Schönleutners. Heute ist das ehemalige Staatsgut Lehr- und Versuchsgut der Tierärztlichen Fakultät der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Im Alten Schloss in Schleißheim ist auch die "Sammlung zur Landeskunde Ost- und Westpreußens" (Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums) untergebracht, das auch agrargeschichtlich Interessantes aus diesem ehemals deutschen Landesteil enthält.
Neben dem Alten liegt das prunkvolle Neue Schloss, unter Kurfürst Max Emanuel (1679-1726) dem "Blauen Kurfürsten", dem Türkensieger, begonnen und unter König Ludwig I. (1825-1848) vollendet. Das kirchliche Gegenstück zu der vom Barock geprägten Schlossanlage ist die Rokokoklosterkirche des Benediktinerklosters Schäftlarn (Gmd. Schäftlarn) mit den Fresken und Stuckaturen des großen Wessobrunners Johann B. Zimmermann.
Trotz der Großstadtnähe ist im Landkreis auch noch bäuerliches Brauchtum lebendig. Beispiele sind der auf das Jahr 1460 zurückgehende Leonhardiritt in Siegertsbrunn und der Jahrmarkt in Keferloh (Gmd. Grasbrunn), verbunden mit einem großen Volksfest, das ehemals dem Münchner Oktoberfest gleichkam. An diese Tradition erinnert der "Keferloher", ein deckelloser, irdener Maßkrug.
Wirtschaftlich ist der Landkreis München nicht nur Zulieferbezirk für München, sondern hat eine eigene bedeutende Wirtschaftskraft. Dies geht aus der Tatsache hervor, dass der Kreis rd. 55.000 Arbeitsplätze mehr bietet als in ihm Erwerbstätige wohnen. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist der Bereich Bildung und Forschung. Neben der Bundeswehruniversität Neubiberg repräsentieren diesen Bereich die Einrichtungen der beiden Münchner Universitäten und sechs Institute der Max-Planck-Gesellschaft. Ein besonderer Kristallisationspunkt der Forschung ist der Forschungsreaktor München II der Technischen Universität München in Garching. Eine bedeutende Rolle spielt auch die Medienindustrie. Die Bavaria Filmstadt in Geiselgasteig (Gmd. Grünwald) zählt zu den größten Medienunternehmen Europas. Stark vertreten sind die Luft- und Raumfahrtindustrie, die Computerbranche und die Biotechnologie.
Der Landkreis München besteht aus 29 Gemeinden, darunter 2 Städten (Garching mit rd. 15.300 E. und Unterschleißheim mit rd. 26.000 E.). Insgesamt leben in ihm rd. 307.000 Menschen. Damit ist der Landkreis München der bevölkerungsreichste Bayerns. Die Einwohnerzahl je km2 liegt bei 460.
Text: Prof. Dr. Alois Seidl.
Literatur
-Landkreis München (Hrsg. v. Landkreis München.)  2006
-Schneider, Andreas:
Vielfalt im Landkreis München (Hrsg. v. Landratsamt München und Kreissparkasse München Starnberg.) München 2004
-Seidl, Alois:
Max Schönleutner - Künder der rationellen Landwirtschaft in Bayern In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 46 (1998), S. 135-147