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Landkreis (Landratsamt) Pfaffenhofen an der Ilm

Beschreibung
Eingezwängt zwischen dem Regierungsbezirk Schwaben im Westen und den Regierungsbezirken Niederbayern und Oberpfalz im Osten bildet der oberbayerische Landkreis Pfaffenhofen zusammen mit den Nachbarkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Eichstätt die Brücke nach Franken. Im Süden grenzt er an die Kreise Freising und Dachau. Über die A 9 und A 93 und die Bahnlinie München-Nürnberg ist der Landkreis an das überregionale Verkehrsnetz angebunden.
Landschaftsgeographisch ist der Landkreis vornehmlich durch das Tertiäre Hügelland geprägt, in seinem Norden durch das Tal der Donau, der mit Ilm und Paar auch die wichtigsten Flüsse des Kreisgebietes zufließen. Die tiefgründigen, z. T. lößüberdeckten Böden bieten gute natürliche Standortbedingungen für den Hopfenbau und einen intensiven Ackerbau. Fast das gesamte Kreisgebiet ist der Hallertau zuzurechnen, das mit einer Anbaufläche von 14.000 ha das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Erde ist. Die durchschnittliche Meereshöhe liegt um 450 m, der höchste Punkt mit 551 m in der Südwestecke des Landkreises in der Gemeinde Gerolshofen. Die Jahresdurchschnittstemperatur beläuft sich auf 8o C, die Niederschläge erreichen im Durchschnitt etwa 800 mm.
Die Kreisfläche ist zu 80 % land- und forstwirtschaftlich genutzt. In der Nutzung der Landwirtschaftsfläche, die 55 % umfasst, überwiegt der Ackerbau bei weitem. Das Ackerland-Grünlandverhältnis liegt bei 4,2 : 1. Betriebsbestimmende Leitkultur ist in vielen Fällen der Hopfen. Mit den Redensarten "Da Hopf is a Tropf", der "Der Hopfen will jeden Tag seinen Herrn sehen" und "Hopfen und Malz, Gott erhalt’s", ist das Risiko, die Arbeitsaufwändigkeit und die Bedeutung des Hopfenanbaues umschrieben. Im Landkreis Pfaffenhofen wird knapp die Hälfte des gesamten Hallertauer Hopfens erzeugt. Der Markt Wolnzach gehört neben Mainburg (Lkr. Kelheim) und Au (Lkr. Freising) zu den ältesten und bedeutendsten Hopfensiegelorten, Orten also, die nach dem Hopfenherkunftsgesetz das Recht haben, den Hopfen abzuwiegen und mit einem amtlichen Siegel zu versehen. In Wolnzach ist auch das weltbekannte Hopfenforschungszentrum Hüll der Gesellschaft für Hopfenforschung e. V., der auch der Freistaat Bayern angehört, vertreten durch die Landesanstalt für Landwirtschaft,. Ebenfalls in Wolnzach ist das Deutsche Hopfenmuseum beheimatet, das Geschichte und sonstiges Wissenswerte von der Sonderkultur Hopfen vorstellt. Ein zweites Hopfenmuseum, vereinigt mit einem Heimatmuseum, liegt in Geisenfeld. Nicht zuletzt sei erwähnt, dass in Wolnzach alljährlich die bayerische Hopfenkönigin gewählt wird.
Eine auch in der Hallertau zu findende Bauernhausform ist das Gredhaus (siehe Beschreibung des Lkr. Freising).
Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe liegt bei rd. 2000, ihre Durchschnittsgröße bei 20,16 ha, was auf eine klein- bis mittelbäuerliche Betriebsstruktur hinweist. Knapp 50 % hiervon sind Haupterwerbsbetriebe. Die Wachstumsschwelle liegt bei 50 ha LF.
Zum Waldanteil von 25 % gehören auch größere Forstflächen wie der Feilenforst um Geisenfeld. Auch der Natur- und Landschaftsschutz kommt im Landkreis zu seinem Recht. Besonders zu erwähnen ist das Naturschutzgebiet "Nöttinger Viehweide und Badertaferl" (Gmd. Geisenfeld), in dem Heideflächen wie auch typischer Auwald der Donauniederung zu finden sind. Auch Storch und Biber sind in diesem Gebiet heimisch.
Allgemein-, kultur- und agrargeschichtlich weist das Kreisgebiet wertvolle Zeugnisse in großer Dichte auf. An die Kelten und Römer erinnern die reichen Funde um Manching, wo bis etwa 50 v. Chr. die Hauptstadt der keltischen Vindeliker lag, später ein Römerkastell. In der Nachbargemeinde Vohburg wurden Überreste einer villa rustica gefunden. In dem keltisch-römischen Museum von Manching werden diese Zeitepochen wieder lebendig.
Im Mittelalter wurde Pfaffenhofen zu einem Kerngebiet bajuwarischer Siedlung. In dem nach ihnen benannten Ort Scheyern (Gmd. Scheyern) lag die Stammburg der Grafen von Scheyern. Nach ihrer Übersiedlung nach Wittelsbach (Lkr. Aichach-Friedberg), im Jahre 1119, überließen sie ihre Burg den bis heute dort ansässigen Benediktinern und benannten sich selbst nach ihrem neuen Wohnsitz. Von 1180 bis 1918 regierten die Wittelsbacher das Land Bayern. In der Fürstenkapelle des Klosters Scheyern hängen 20 wertvolle Tafelbilder zu ihrer frühen Geschichte. Älter und in die karolingische und romanische Stilepoche zurückreichend ist die Klosterkirche von Ilmmünster (Gmd. Ilmmünster). Aus den dem Chorherrnstift zugehörigen "Pfaffenhöfen" entstand Pfaffenhofen. Weitere bedeutende Klostergründungen waren die Benediktinerinnenklöster Geisenfeld und Hohenwart in den gleichnamigen Gemeinden, so dass man das Pfaffenhofener Gebiet mit Recht als eine benediktinische Landschaft bezeichnen kann. Das hinzukommende urbayerische Element aber wird verstärkt durch die Stadt Vohburg, eine bedeutende wittelsbachische Residenzstadt. Auf der Vohburg verlebte Herzog Albrecht III. von Wittelsbach (1438-1460) mit der schönen Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer glückliche Jahre, bevor sie auf Veranlassung seines Vaters in der Donau ertränkt wurde.
Im Gebiet um Pfaffenhofen ist auch ländliches Brauchtum noch lebendig. Nicht nur, dass bei festlichen Anlässen noch die althergebrachten Trachten getragen werden, auch die Verehrung des Hallertauer Hopfenheiligen St. Kastulus wird gepflegt. Eine ihm geweihte Wallfahrtskirche steht auf dem Kastlberg (Gmd. Rohrbach) neben einer uralten Linde. Eine volksmusikalische Spezialität aus der Hallertau ist der Zwiefache, ein Volkstanz mit wechselndem 3/4 - und 4/4- Takt.
Bedeutende Persönlichkeiten sind im Landkreis geboren, von denen einige beispielhaft erwähnt seien: der Mundartforscher und Verfasser des "Bayerischen Wörterbuchs" Andreas Schmeller (1785-1852) geb. in der Gemeinde Rohrbach, der Pfarrer Joseph Schlicht (1832-1917), Verfasser des volkskundlichen Standardwerks "Bayrisch Land und Bayrisch Volk", geb. in der Gemeinde Wolnzach und Joseph Maria Lutz (1893-1972), Verfasser von "Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies", eines Klassikers des bayerischen Volksschauspiels, geb. in Pfaffenhofen.
Von 1958 bis 1969 wirkte Dr. Hans Eisenmann (1923-1987), geb. im Nachbarlandkreis Freising, als Landrat in Pfaffenhofen, bevor er als Staatsminister für Ernährung, Landwirt-schaft und Forsten nach München ging und dort bis zu seinem Tode um den "Bayerischen Weg" kämpfte, dem Miteinander von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben als Gegenentwurf zu der Großlandwirtschaftspolitik des damals an führender Stelle der Europäischen Gemeinschaft stehenden Sicco Mansholt (1908-1995).
Der Landkreis Pfaffenhofen ist ein bedeutender Industriestandort. Im nördlichen Landkreis konzentriert sich die Erdöl- (Vohburg, Münchsmünster) und Flugzeugindustrie (Manching). In Pfaffenhofen werden Tabletten und Salben, in Jetzendorf Ski- und Bergschuhe hergestellt. Eng mit der Landwirtschaft verbunden ist der Baby- und Diätnahrungshersteller Hipp in Pfaffenhofen, ein Großabnehmer für organisch-biologische Erzeugnisse und die Fa. Wolf in Geisenfeld, die Hopfenpflückmaschinen produziert. Naturgemäß eine wichtige Rolle spielt die mittelständisch ausgerichtete Brauindustrie.
Neben den Städten Pfaffenhofen (23000 Einw.) und Vohburg (7100 Einw.), den Marktgemeinden Hohenwart (4200 Einw.), Manching (11200 Einw.), Reichertshofen (7300 Einw.) und Wolnzach (10800 Einw.) gehören zum Landkreis noch 12 Landgemeinden. Insgesamt leben in ihm auf einer Fläche von 760 qkm rd. 115.000 Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von 151 Einw./qkm entspricht.
Text: Prof. Dr. Alois Seidl
Literatur
-Unser Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm (Hrsg. v. Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm.)  1998
-Hailer, Willi:
Auf den Spuren des "Grünen Goldes". Streifzüge durch das Hallertauer Hopfenland Hohenwarth 2004