Suchsymbol

Erweiterte Suche

 Weitere Zugänge:
· Art der Organisation
· Sachgebiet
· Bundesland
· Regierungsbezirk
· Landkreis
· Landschaft
· Gemeinde
· Personen
· Biographien
 Sonderbereiche:
· Oberbayrische Almen
· AgrarKulturerbe in Europa
- AgrarKulturerbe-Preis

 Vorige Seite 

Landkreis (Kreisverwaltung) Sankt Wendel

Beschreibung
Der Landkreis St. Wendel ist ein Landkreis des Bundeslandes Saarland und setzt sich zusammen aus sieben Gemeinden (Freisen, Marpingen, Namborn, Nohfelden, Nonnweiler, Oberthal, Tholey) und einer Stadt (St. Wendel). Zusammen mit dem Landkreis Merzig bildet er den nördlichen Teil des Bundeslandes. Geographisch gesehen gehört der größte Teil des Landkreises zum Nahebergland. Im Norden hat er noch Anteil an den Ausläufern des Hunsrücks. Die typische Mittelgebirgslandschaft, die mit den Fließgewässern Blies, Nahe, Prims und Oster sowie deren Nebenbächen von vielen Kerbtälchen durchzogen ist, zeigt sich als besonders struktur- und abwechslungsreich. Große Teile des Landkreises St. Wendel liegen im Naturpark Saar-Hunsrück. Der hohe Flächenanteil an Landschaftsschutzgebieten, Naturschutzgebieten und an dem europäischen Schutzgebietsnetzwerk Natura-2000 belegt darüber hinaus das große Potential an unterschiedlichsten Biotopstrukturen. Die Höhenlage reicht von ca. 250 m bis 695 m ü. NN. Auf einer Gesamtfläche von 476,14 qkm leben 93.578 Einwohner (Stand September 2006). Dies ergibt eine Bevölkerungsdichte von 197 Einwohnern je qkm.
Der Landkreis St. Wendel ist eine Grünlandregion. Die mittlere Jahresniederschlagsmenge liegt bei 900 mm, die Jahresmitteltemperatur bei 8,8 ° C. Die Bodenwertzahlen bewegen sich zwischen 25 bis 55 BP. Insgesamt werden noch 314 Betriebe mit mehr als 2 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche statistisch erfasst. Diese bewirtschaften zusammen 16.512 ha. Im Einzelnen ergibt sich folgende Aufteilung: 143 Betriebe mit im Durchschnitt 8,6 ha wirtschaften im Hobby- bzw. Zuerwerbsbereich. Im Nebenerwerb, mit durchschnittlich 33,5 ha sind 53 Betriebe erfasst. Schließlich sind im Haupterwerb noch 118 Betriebe tätig. Diese bewirtschaften 82% der landwirtschaftlichen Nutzflächen (55 mit durchschnittlich 161,6 ha, 63 mit durchschnittlich 115 ha). Derzeit wirtschaften ca. 3,5 % der Betriebe nach den Richtlinien eines ökologischen Anbauverbandes (Bioland, Demeter), wobei auch ca. 3,5 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen von diesen Betrieben genutzt werden. Das Verhältnis zwischen Ackerland und Grünland liegt bei 7.503 ha Ackerland und 9.009 ha Grünland. Die Nutzung des Ackerlandes teilt sich auf in 5.000 ha Getreide, 450 ha Raps, 600 ha Silomais (Rest wird als Stilllegung etc. geführt). Die Nutzung der Flächen erfolgt im Bundesvergleich sehr extensiv, d.h. mit einem relativ niedrigen Viehbesatz pro Flächeneinsatz und einem relativ geringen Einsatz an Mineraldüngern und Pflanzenschutzmitteln. Im Rahmen eines Kulturlandschaftsprogrammes werden ca. 50 % des Grünlandes so bewirtschaftet, dass dies einem Großviehbesatz von 1,4 Einheiten pro ha entspricht. In den letzten 25 Jahren hat sich als Schwerpunkt die Rindviehhaltung entwickelt. Die natürlichen Standortbedingungen (Klima, Böden) bieten nicht die Voraussetzungen, um mit den besseren Ackerbauregionen in Deutschland konkurrieren zu können. Bislang konnte der Bracheanteil noch dadurch aufgefangen werden, dass fast alle aufgegebenen Flächen von den wachsenden Betrieben übernommen wurden. Im Bereich der Viehhaltung dominiert heute die Rindviehhaltung mit Schwerpunkt Milcherzeugung. Die Anzahl der Rinderhalter liegt bei ca. 208 Betrieben. Insgesamt stehen in den Ställen im Landkreis St. Wendel 14.802 Rinder, davon sind ca. 3.660 Milchkühe, 1.672 Ammen-/Mutterkühe und der Rest sind Mastbullen und Jungtiere. Die ca. 61 Milchviehhalter erzeugen jährlich ca. 23,8 Millionen kg Milch (Haupterwerbsbetriebe mit 300.000 bis 900.000 kg Milchkontingent). Im Vergleich dazu gab es im Jahr 1992 noch 167 Milchviehhalter. In ca. 147 Betrieben findet Fleischerzeugung (Bullenmast, Mutterkuhhaltung) statt. Dies geschieht oft auch in Verbindung mit Direktvermarktung. Neben der Rindviehhaltung existieren auch ca. 20 Betriebe, die sich in größerem Umfang der Schweinehaltung mit Zucht und Mast widmen. Insgesamt werden ca. 3.635 Schweine gehalten, davon sind 284 Zuchtsauen. Die Schafhaltung konzentriert sich auf ca. 7 größere Herden, neben denen es noch ca. 80 Hobbyschafhalter mit durchschnittlich je 10 bis 12 Schafen gibt. Dies ergibt insgesamt ca. 4.100 Schafe. Neben den in geringerer Anzahl vorhandenen Ziegen (ca. 800), die v.a. im Hobbybereich gehalten werden, leisten diese wertvolle Dienste bei der Pflege der Kulturlandschaft (z.B. Streuobstwiesen). Zum Thema der Hofnachfolge ist folgendes zu sagen. Nahezu 45 % der landwirtschaftlichen Betriebsleiter ist über 45 Jahre alt. Davon haben derzeit nur knapp 21 % einen gesicherten Hofnachfolger, d.h. in den übrigen Betrieben ist die Hofnachfolge noch nicht gesichert (41 %) oder trotz fortgeschrittenen Alters des Betriebsleiters noch ungewiss (38 %). Deutlich erkennbar ist jedoch, dass mit zunehmender Betriebsgröße (über 100 ha) die Bereitschaft zur Hofnachfolge sehr viel höher ist, nämlich 44 %. Dies bedeutet, dass in Zukunft immer mehr kleinere Betriebe aufgeben werden.
Die Geschichte des Gebietes, das heute den Landkreis St. Wendel bildet ist sehr bewegt. Vor 1800 gehörte es ständig wechselnden Herrschaften an. Die Entscheidungen des Wiener Kongresses, die Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkrieges mit den daraus resultierenden Gebietsaufteilungen ordneten die Verhältnisse immer wieder neu. Die jetzt vorliegende Form ergab sich mit der Gebiets- und Kreisreform von 1974. Jüngstes Ereignis war im Jahr 2003 die Eingliederung einer Straße des Ortsteils Haupersweiler der Gemeinde Freisen in das Ortsgebiet von Herchweiler der Verbandsgemeinde Kusel in Rheinland-Pfalz.
Wirtschaftlich gesehen befindet sich der Landkreis St. Wendel im Vergleich zu allen 439 deutschen Landkreisen ganz weit vorne. Eine Studie des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung aus dem Jahr 2005 sieht den Landkreis St. Wendel bezogen auf die Kaufkraftattraktivität auf dem fünften Platz. Bemerkenswert ist dabei, dass vor allem das Wachstum der Kaufkraft bundesweit für diese Platzierung den Ausschlag gab. Die Arbeitsmarktzahlen für das Jahr 2006 belegen mit einer Arbeitslosenquote von 6,9% (Landesdurchschnitt: 9,9 %, Durchschnitt Westdeutschland: 9,1 %) die gute Arbeit der langjährigen Aktivitäten im Bereich der Wirtschaftsförderung. Der Landkreis St. Wendel hat seit dem 1. Januar 2005 im Rahmen des so genannten Optionsmodells als einziger Landkreis im Saarland die Verantwortung für die Betreuung der Langzeitarbeitslosen übernommen.
Zu den wichtigen Industrieunternehmen zählen das Werk der Fresenius-Medizintechnik in St. Wendel, die Firma Hörmann, die Bauelemente herstellt, in den Gemeinden Freisen und Nohfelden/Eckelhausen, das Systeminstandsetzungswerk in St. Wendel und die Industriewerke Schwarzerden, die sich beide mit der Instandsetzung und Wartung von Militärfahrzeugen beschäftigen, sowie auch beispielsweise das Gartengerätewerk der Firma Wolf. Ergänzt wird dies durch eine breite Palette von mittelständigen Betrieben.
Die Entwicklung einer touristischen Infrastruktur ist bereits seit den 1960er Jahren wichtig zur Schaffung attraktiver Freizeitangebote im Landkreis St. Wendel. Der wohl wichtigste Baustein ist der Bostalsee, der als künstlich geschaffener Stausee über eine Wasserfläche von 120 ha verfügt. Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1979 hat er sich zu einem der größten Wassersportzentren im südwestdeutschen Raum entwickelt. Der 7 km lange Rad- und Wanderweg, ein Strandbad und ein Campingplatz runden das Angebot ab. Das jährlich wechselnde Veranstaltungsprogramm bietet praktisch für jeden Geschmack etwas Passendes. Weitere touristische Angebote: Sommer-Rodelbahn am Peterberg bei Braunshausen sowie Sternwarte auf dem Peterberg, der keltische Ringwall von Otzenhausen ("Hunnenring"), keltisch-römische Ausgrabungen im Varuswald bei Tholey, Nostalgie-Fahrten mit alten Eisenbahnzügen auf der stillgelegten Ostertaltrasse, ein dichtes Netz von bestens erschlossenen Wander- und Radwanderwegen (neu: St. Wendeler Pilgerwege und ab Sommer 2007 Premiumwanderwege), Segelflugzentrum in Marpingen, Golfen auf dem Heidehof in Eisen und dem Wendelinus Golfpark in St. Wendel sowie zahlreiche Museen, die sich u.a. mit Brauchtum, traditionellem Handwerk, Dorfgeschichte, Ausgrabungsfunde aus Vor- und Frühgeschichte oder geologischen Funden (Achate in Oberkirchen und Freisen) beschäftigen, runden das Angebot ab. Das Kunstzentrum Bosener Mühle mit seinem umfangreichen Kreativprogramm, das internationale Steinbildhauersymposium in St. Wendel mit der Straße der Skulpturen sowie das Mia-Münster-Haus in St. Wendel, das regelmäßig neben den Dauerausstellungen auch Wechselausstellungen mit moderner Kunst zeigt, sind besondere Höhepunkte im Bereich Kunst und Kultur. Erwähnt werden sollen aber auch die Kirchen und Kapellen im St. Wendeler Land, die alle ihre eigene Geschichte erzählen. So zum Beispiel die Wendalinusbasilika in St. Wendel, die infolge der Wendalinusverehrung im 11. und 12. Jahrhundert entstand und zu den schönsten spätgotischen Hallenkirchen im Saarland zählt. Die Abteikirche in Tholey hingegen ist ursprünglich auf den Resten einer römischen Badeanlage errichtet worden. Für das Jahr 2008 sind hier im Rahmen von Renovierungsarbeiten entsprechende Grabungen vorgesehen. Der Hochwalddom in Nonnweiler war in früheren Zeiten als Pilgerkirche bekannt. Ebenso wie die Afrikakapelle auf dem Schaumberg, die ihre Entstehung einer Pieta verdankt, vor der Kriegsgefangene in Marokko um eine glückliche Heimkehr baten, sollen dies nur einige Beispiele sein.
Text: Michael Keller

Daten im Überblick:
Landkreis St. Wendel
Bundesland: Saarland
Verwaltungssitz: St. Wendel
Fläche: 47.614 ha
davon: Landwirtschaft: 23.715 ha,
Wald: 15.540 ha,
Wasser: 449 ha
Einwohner:94.086 (nach Gemeinden im Saarland, Stand 30.12.2005)
Bevölkerungsdichte: 197 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: WND
Kreisgliederung: Städte und Gemeinden: St. Wendel (Kreisstadt, 27.026 Einwohner), Freisen (8.574 Einwohner), Marpingen (11.232 Einwohner), Namborn (7.426 Einwohner), Nohfelden (10.521 Einwohner), Nonnweiler (9.322 Einwohner), Oberthal (6.505 Einwohner), Tholey (13.150 Einwohner).
Landwirtschaftliche Betriebsstruktur:
314 Betriebe insgesamt mit einer Fläche von 16.512 ha
7 Betriebe mit einer Fläche unter 2 ha,
189 Betriebe 2-50 ha,
63 Betriebe 50-100 ha,
55 Betriebe 100 und mehr ha.
16 landwirtschaftliche Betriebe mit Viehhaltung in ökologischer Bewirtschaftung (2003) (Saarland gesamt: 80 Betriebe)
Wappen: Im silber und blau geteilten Schild ein rot bezungter und rot bewehrter Löwe mit gewechselten Farben, belegt mit einem goldenen Herzschild, darin eine rote heraldische Linie.
Literatur
-Die Deutschen Landkreise. Wappen - Geschichte - Struktur, München 1986. (Hrsg. v. Linder, Erich Dieter; Olzog, Günter.) München 1986
-Agrarstrukturerhebung 2003. Strukturdaten der Landwirtschaft. (Sonderheft Nr. 212/2006). (Hrsg. v. Statistisches Landesamt Saarland.) Saarbrücken 2006
-Der Landkreis St. Wendel. Vergangenheit und Gegenwart. (Hrsg. v. Der´Landrat des Landkreises St. Wendel.) St. Wendel 1968
-Saarländische Gemeindezahlen 2006. (Hrsg. v. Statistisches Landesamt Saarland.) Saarbrücken 2006