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Landkreis (Landratsamt) Vogelsbergkreis Beschreibung | |
Im Rahmen der Regionalreform 1972 entstand aus den Landkreisen Alsfeld und Lauterbach und zur Abrundung einiger Gemeinden benachbarter Landkreise der Landkreis Vogelsberg mit der Kreisstadt Lauterbach. Der Vogelsberg als Namensgeber ist der größte Vulkan in Mitteleuropa, erloschen und teilweise abgetragen mit dem Taufstein 773 m ü. NN als höchster Erhebung. Mit einer Größe von 1.458 Quadratkilometern umfasst der Landkreis große Teile des Vogelsberges und im nördlichen Teil die Landschaft der Schwalm. Im Osten gehören Teile des Fuldaer Beckens dazu, im Westen begrenzt das Amöneburger Becken den Landkreis. Mit ca. 116.000 Einwohnern ist die Besiedlung relativ dünn, nur 80 Einwohner leben im Schnitt auf einem Quadratkilometer, in Hessen sind es im Schnitt 280. Sie leben in 19 Gemeinden mit 185 Ortsteilen.
Der Vogelsberg mit einem Durchmesser von ca. 60 Kilometern ist das größte zusammenhängende Vulkangebiet Europas. Seine Gestalt wurde durch die immensen Abtragungskräfte vor allem während der Eiszeit stark verändert. Typisch sind die vielen vom Berg strahlenförmig herabfließenden Bäche. Eine stark gegliederte Landschaft mit Wiesen und Weiden, Äckern, Hecken und Wäldern prägt das Landschaftsbild, aufgelockert durch zahlreiche Teiche, Seen und Talsperren. Damit ist der Vogelsberg auch einer der größten Wasserspeicher Deutschlands.
Von der Kreisfläche werden ca. 50 Prozent landwirtschaftlich genutzt, 34 Prozent sind mit Wald bedeckt. Die Basaltverwitterungsböden sind klassische Buchenstandorte, aber nur 32 Prozent des Waldes sind mit Buche bestanden, der Anteil wird aber auf Kosten des hohen Nadelwaldanteiles sukzessive wieder vergrößert. Große Teile des Kreises stehen unter Naturschutz, besonders der Naturpark Hoher Vogelsberg mit 400 Quadratkilometern Größe mit Hochmoor und Quellgebieten, der älteste Naturpark in Hessen und der zweitälteste in Deutschland.
Von den 1908 in der Statistik (2003) aufgeführten landwirtschaftlichen Betrieben sind 1.184 Nebenerwerbsbetriebe, diese Landwirte fahren z. T. bis nach Frankfurt zur Arbeit. Von den 643 Haupterwerbsbetrieben liegen ca. 400 in der Größenordnung über 50 Hektar und haben bei weiterem Wachstum auf Kosten der Nebenerwerbsbetriebe künftig eine Überlebenschance. Der Grünlandanteil liegt bei über 50 Prozent, demnach auch der Anteil viehhaltender Betriebe bei über 60 Prozent. 651 Betriebe halten Milchvieh, ca. 20.000 Milchkühe mit Nachzucht. Die Schweinehaltung spielt regional mit ca. 28.000 Mastplätzen und 8.000 Sauen eine beachtliche Rolle in den Ackerbaugebieten.
Die Böden im Kreisgebiet sind zum großen Teil basaltischen Ursprungs und damit von Natur aus sehr fruchtbar weil nährstoffreich. Allerdings sind sie auch wegen der hohen Niederschläge, bis 1200 mm in den höchsten Lagen, stark ausgewaschen und erodiert. In den Randlagen handelt es sich um pseudovergleyte Lösse und um Auenböden. Die hohen Niederschläge und die niedrigen mittleren Jahrestemperaturen um 6,3 bis 7,5 Grad sind die begrenzenden Wachstumsfaktoren. In trockenen und warmen Jahren werden aber auch in den höheren Lagen beachtliche Getreide- und Silomaiserträge geerntet. Auf dem Ackerland werden auf 66 Prozent alle Getreidearten, auf 10 Prozent Futterpflanzen, überwiegend Silomais, und auf 13 Prozent Winterraps angebaut.
Auf Grund der natürlichen Gegebenheiten, aber auch aus der politischen Randlage herrührend war der Vogelsberg in historischer Zeit eine arme Gegend. Das Großherzogtum Hessen wurde in Wiesbaden und Darmstadt regiert und der Vogelsberg war weit. Arme Hutungen mit hohem Steinbesatz (Basalt) prägten lang Zeit das Bild. Gehalten wurde das bodenständige rote Rind mit hellen Klauen und hellem Flotzmaul, eine genügsame Rasse von ca. 400 bis 450 kg Gewicht als für die Anspannung geeignete Milchkuh. Die Hutungen wurden in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit hohem Aufwand entsteint und mit staatlicher Hilfe eingezäunt. Damit verschwanden in neuerer Zeit das Problem der Hütekinder und andere soziale Probleme. Das Vogelsberger Höhenrind konnte durch eine Initiative zur Rettung von Genressourcen vor dem Verschwinden bewahrt werden.
Heute ist der Landkreis durch Industrie, Handel und Handwerk und eine günstige Verkehrslage zu den Zentren des Rhein-Gebietes nicht mehr die arme Region Hessens, sondern auch durch seine Landschaft und seinen bodenständigen Menschenschlag eine wichtige Naherholungsregion mitten in Deutschland geworden.
Text. Dr. Konrad Graß |
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Literatur | |
- | | Hartke, Wolfgang: Die Hütekinder im Hohen Vogelsberg. Der geographische Charakter eines Sozialproblems. Kallmünz/Regensbuerg 1956 |
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