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Landkreis (Landratsamt) Weilheim-Schongau Beschreibung | |
Der Landkreis Weilheim-Schongau liegt im Südwesten von Oberbayern zum Regierungsbezirk Schwaben hin. Durch die A 95 ist er an den Autobahnring München und durch die Bahnlinien München-Garmisch-Partenkirchen und Augsburg-Garmisch-Partenkirchen ebenfalls an das überregionale Verkehrsnetz angebunden.
Landschaftsgeografisch ist der Landkreis dem Alpenvorland zuzurechnen. Die Bodenoberfläche ist zur Gänze eiszeitlich geformt. Die durchschnittliche Meereshöhe der hügeligen Moränenlandschaft liegt zwischen 700 und 800 m. Doch ragen einzelne Berge, insbesondere zu den Alpen hin, höher heraus, so der Hohe Peißenberg (988 m, Gmd. Hohenpeißenberg), der Auerberg (1055 m, Gmd. Bernbeuren) und als höchste Erhebung der Niederbleick (1589 m, Gmd. Wildsteig). Von besonderem allgemein- und agrargeschichtlichem Interesse sind dabei der Hohe Peißenberg und der Auerberg. Auf dem Ersteren wurde schon 1781 eine Wetterstation errichtet. Die Maximumtemperatur auf dieser Bergstation seit Beginn der Aufzeichnungen wurde mit 33,8 Grad C am 29.Juli 1947 gemessen, in einem Trockensommer, der noch in schlimmer Erinnerung ist, die niedrigste Temperatur am 11. Februar 1929 mit minus 29,1 Grad C. Der wärmste Monat war der August 2003 mit einer Durchschnittstemperatur von 20,7 Grad C. Der Hohe Peißenberg ist auch ein agrargeschichtlich bedeutsamer Ort. Während des Bauernkrieges, im Jahr 1525, versammelten sich hier die Bauern der Umgegend und entschieden sich gegen den Aufstand. Dieses Votum, an das eine Gedenktafel an der dortigen Wallfahrtskirche erinnert, trug maßgeblich dazu bei, dass Altbayern vom Aufstand verschont blieb. Der Standpunkt des bayerischen Herzogs, dass "an den Bauern mehr zu verlieren als zu gewinnen sei", trug seine Früchte. Der Auerberg, an dem die Via Claudia vorbeiführte, ist ein Platz fortdauernder Siedlung seit der Jungsteinzeit.
Die Agrarwirtschaft nimmt im Kreisgebiet eine bedeutende Stellung ein. Der Agrarflächenanteil von 88,4 % an der Gebietsfläche, davon 59 % Landwirtschaftsfläche und 29,4 % Waldfläche, unterstreicht dies. Boden- (stark wechselnde Bodenarten und Hanglagen) und Klimabedingungen (durchschnittliche Jahresniederschläge: 1100-1300 mm, Jahresdurchschnittstemperatur: 6,6-7,2 Grad C) begünstigen Grünland- und flächenabhängige Viehwirtschaft. Dementsprechend liegt das Ackerland-Grünlandverhältnis bei 1:12. Der wichtigste Erwerbszweig ist die Milchviehhaltung, daneben der Verkauf von Zucht- und Mastvieh. Die Bedeutung der Milchwirtschaft im Alpenvorland wird in einem Molkereimuseum aufgezeigt (Museum "Untere Käsküche", Gmd. Bernbeuren).
Vorherrschende Fruchtart im Ackerbau ist der Silomais, der das Grünfutter ergänzt.
Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe liegt bei knapp 1.900, wovon etwa zwei Drittel Haupterwerbsbetriebe sind. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt rd. 25 ha, was auf eine mittelbäuerliche Agrarstruktur schließen lässt. 4,7 % der Gesamtbeschäftigtenzahl des Landkreises sind im agrarwirtschaftlichen Bereich tätig.
Zwei Landwirtschaftsbetriebe, beide in der Gmd. Pähl liegend, sind agrargeschichtlich bemerkenswert: das ehemalige Andechser Klostergut Kerschlach, das sich heute dem ökologischen Landbau widmet, und der Hartschimmelhof, Lebensmittelpunkt des bedeutenden bayerischen Agrarhistorikers Heinz Haushofer (1906-1988).
Das Weilheimer Gebiet ist ein bedeutendes Zentrum der Tierzucht, insbesondere der Rindviehzucht. In der Kreisstadt Weilheim haben die "Weilheimer Zuchtverbände e.V." ihren Sitz. In dieser Organisation sind vier Zuchtverbände zusammengeschlossen und zwar für Braunvieh, für Fleckvieh, für Schwarzbunte und für Murnau-Werdenfelser Vieh, eine alte Landrasse, die besonders gefördert wird, um ihr Aussterben zu verhindern. Dass auch die Pferdezucht einen hohen Stellenwert hat, beweisen u. a. der traditionelle Rosstag in Burggen und der Kaltblutfohlenmarkt in Rottenbuch sowie die in Rottenbuch und Wessobrunn stattfindenden Leonhardiritte.
Die bäuerliche Bauweise ist vornehmlich durch den oberbayerischen Einfirsthof bestimmt.
Natur- und Landschaftsschutz haben im Landkreis ein hohes Gewicht. So gibt es 20 Naturschutzgebiete (z.B. NSG Oberoblander Filz in der Gmd. Peiting, NSG Osterseen in der Gmd. Iffeldorf, NSG Litzauer Schleife in der Gmd. Burggen und NSG Paterzeller Eibenwald in der Gmd. Wessobrunn), 18 Landschaftsschutzgebiete und 93 Naturdenkmäler.
Kulturgeschichtlich ist der Landkreis dem Pfaffenwinkel zuzurechnen. Der Name verweist auf die starke geistliche Kulturkomponente, auf den Kirchen- und Klösterreichtum in diesem Gebiet. Die erste kulturgeschichtliche Prägung erfuhr es jedoch bereits in der Kelten- und Römerzeit. Die von Augsburg nach Italien führende Via Claudia durchschnitt das Kreisgebiet und kreuzte sich in Raisting (röm. Urusa) mit der Verbindungsstraße von Kempten nach Salzburg. Das 1956 entdeckte römische Landgut (villa rustica) in Peiting verweist auf die römische Landbewirtschaftung. Den Römern folgten die Bajuwaren diesseits und Alamannen jenseits des Lechs, freilich nicht in strenger geografischer Abgrenzung. Peiting ist die größte Alamannensiedlung östlich des Lechs. Einen der frühesten Texte in althochdeutscher Sprache überlieferte das ehemalige Benediktinerkloster Wessobrunn: das Wessobrunner Gebet. Gründer des Klosters war Herzog Tasssilo III., Gebieter über ein großes, unabhängiges bairisches Herzogtum, Zeitgenosse Karls des Großen, dem er sich schließlich beugen musste. Die uralte Tassilolinde erinnert an ihn. Andere weit zurückreichende Gründungen sind die Klöster der Augustiner Chorherren in Bernried, Polling und Rottenbuch sowie das Prämonstratenserstift Steingaden. In der wirtschaftlichen und kulturellen Erschließung und als Sozialinstitutionen haben diese Klöster Großes geleistet. Sie wurden sämtliche 1803 aufgehoben, z.T. wurden sie wiederbesiedelt. Neben den sehenswerten Klosterkirchen, deren romanische oder gotische Bausubstanz im Regelfall barockisiert wurde, ist die romanische Kirche St Michael in Altenstadt in beindruckender Ursprünglichkeit erhalten.
Bedeutende Künstler des Barock und Rokoko hatten im Gebiet des Landkreises Heimstatt und Betätigungsfeld: die Wessobrunner Stuckateure, unter ihnen die Gebrüder Zimmermann, und der Maler Mathäus Günther aus Hohenpeißenberg, der auch die dortige Wallfahrtskirche ausschmückte. Herausragendes Kunstwerk ist die landschaftlich herrlich gelegene Wieskirche bei Steingaden, eine Gemeinschaftsschöpfung der Brüder Dominikus und Johann Baptist Zimmermann. Aber auch in der Moderne erwies sich dieser Teil des Pfaffenwinkels als fruchtbarer Kulturboden. Ein Beispiel ist Franz Marc (1880-1916), Mitbegründer der Künstlervereinigung "Blauer Reiter". Er schuf in Sindelsdorf seine bedeutendsten Werke. Und in Bernried richtete der Künstler und Sammler Lothar-Günter Buchheim (1918-2007) das Museum der Phantasie ein.
Wichtigster Wirtschaftszweig in der Region war, beginnend im 19. Jahrhundert bis etwa 1970, der Kohlebergbau. Die Pechkohle, eine Hartbraunkohle, die wegen ihres glänzend schwarzen Aussehens so genannt wurde, wurde in Hohenpeißenberg, Peißenberg, Peiting und Penzberg abgebaut. Nachdem der Kohleabbau wegen Unrentabilität aufgegeben werden musste, wurde der Fremdenverkehr verstärkt ausgebaut, aber auch eine Reihe von Industriebetrieben angesiedelt. Größter Arbeitgeber des Landkreises ist der schweizerische Pharmakonzern Roche mit Sitz in Penzberg.
Der Landkreis besteht aus 34 Gemeinden, darunter die Städte Penzberg, Schongau und Weilheim sowie die Märkte Peißenberg und Peiting. Die bevölkerungsreichste Stadt ist die Kreisstadt Weilheim mit rd. 21.000 Einwohnern. Sie ist nicht nur Verwaltungsmittelpunkt, sondern mit ihren zahlreichen Handels-, Gewerbe- und Handwerksbetrieben auch wirtschaftlicher Schwerpunkt des Landkreises. Als Verwaltungssitz hat Weilheim Pähl abgelöst, das diese Funktion Jahrhunderte lang innehatte. Penzberg, heute eine Stadt mit rd. 16.000 Einwohnern verdankt ihre Entstehung dem Kohlebergbau, während Schongau, das rd. 12.000 Einwohner zählt, in die römische Vergangenheit zurückreicht. Beide Städte sind heute bedeutende Industriestandorte.
Insgesamt hat der Landkreis rd. 130.000 Einwohner bei einer Gesamtfläche von 966 qkm. Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 134 Einwohnern je qkm.
Text: Prof. Dr. Alois Seidl
Im "Pfaffenwinkel" spielen die historischen Kriminalromane von Oliver Pötzsch um die Schongauer Henkerfamilie Kuisl: Die Henkerstochter (2008), Die Henkerstochter und der schwarze Mönch (2009). |
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Literatur | |
- | | Der Landkreis Weilheim-Schongau. (Hrsg. v. Landratsamt Weilheim-Schongau.) 2004 |
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- | | Jahrbücher. (Hrsg. v. Historischer Verein Schongau Stadt und Land e. V..) |
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- | | Veröffentlichungen. (Hrsg. v. Heimatverband Lech-Isar-Land e. V..) |
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- | | Haushofer, Heinz: Mein Leben als Agrarier. Eine Autobiographie. München u. a. 1982 |
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- | | Rankl, Helmut: Landvolk und frühmoderner Staat in Bayern 1400-1800. München 1999 |
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