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Landkreis (Landratsamt) Eichstätt Beschreibung | |
Der Landkreis Eichstätt mit der im Süden angrenzenden kreisfreien Stadt Ingolstadt bildet den nördlichen Abschluss des Regierungsbezirks Oberbayern zu Franken hin. Im Westen wird er durch den Regierungsbezirk Schwaben, im Osten durch die Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern eingegrenzt. Durch die A 9 sowie die Bahnstrecken Ingolstadt-Nürnberg, Ingolstadt-Würzburg und Ingolstadt-Regensburg und den Rhein-Main-Donau-Kanal ist das Kreisgebiet überregional angebunden. Abgesehen von einem südlichen, im Donautal liegenden Randstreifen (Ingolstadt, Großmehring, Pförring), ist das zu betrachtende Gebiet insgesamt der Fränkischen Alb zuzurechnen. Die Albhochfläche besteht aus Jurakalkstein und liegt im Allgemeinen etwa 500 m über dem Meeresspiegel. Einzelne Kuppen überragen die Hochfläche, beispielsweise im Workerszeller Forst, wo mit 585 m die höchste Erhebung des Landkreises liegt. Nach Süden hin, zum Donautal, sinkt die Fläche auf eine Höhe von etwa 360 m über NN ab. 80 % des Kreisgebietes liegen im Naturpark Altmühltal, dem zweitgrößten deutschen Naturpark. Die Entwässerung erfolgt vor allem durch die Donau und ihre Nebenflüsse Altmühl und Schutter.
Je nach Höhenlage sind die Böden der Fränkischen Alb sehr unterschiedlich. Sie reichen von den schweren und nur kurzzeitig zu bearbeitenden "Minutenböden" in den unteren Schichten bis zu den flachgründigen Kalkverwitterungsböden der Hochflächen. Wegen der Wasserarmut und Verkarstungsneigung der Hochalb wurden die dörflichen Siedlungen meist in Geländemulden und Tälern angelegt.
Bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von 8,20 C und durchschnittlichen Jahresniederschlägen von 685 mm wird der Ackerbau bevorzugt. Dies geht aus dem Ackerland : Grünlandverhältnis von 7,6 :1 deutlich hervor. Die vorherrschende Fruchtart ist Getreide, vor allem Weizen. Eine bedeutende Rolle spielt auch der Braugerstenanbau. Hopfen wird, wenn auch nur kleinflächig, um die Siegelorte Kinding und Altmannstein gepflanzt. Der wirtschaftlich wichtigste Zweig der Viehhaltung ist die Schweinehaltung.
Insgesamt nimmt die landwirtschaftlich genutzte Fläche 51 % der Kreisfläche ein, der Wald 40 %, wobei 60 % des Waldes in Staats- oder Körperschaftshand sind. Größere zusammenhängende Waldgebiete sind neben dem genannten Workerszeller der Köschinger, Hofstetter und Schernfelder Forst. In dem letztgenannten Forst wurde von der Bayerischen Forstverwaltung ein Walderlebniszentrum eingerichtet, das viele waldpädagogische Möglichkeiten bietet.
Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe liegt bei rd. 2000, die durchschnittlich 30,5 ha groß sind. Trotzdem liegt der Anteil der Haupterwerbsbetriebe nur bei etwa 40 %, was auf die bescheidenen Ertragsverhältnisse zurückzuführen ist.
Eine baugeschichtliche Besonderheit ist das allerdings vom Aussterben bedrohte Jurahaus, das aus Bruchstein, Kalkmörtel, Holz und Legschieferplatten (Kalkplatten) besteht. Letztere wurden aus den zahlreichen Steinbrüchen geliefert und für die typischen Kalkplattendächer verwendet. Ein schönes Beispiel ist in dem Jura-Bauernhof-Museum in Hofstetten (Gmd. Walting) zu sehen, das 1986 in einem 500 Jahre alten Bauernhof eingerichtet wurde.
Die Steinbrüche, die mit den zugehörigen Schutthalden die Albhochfläche prägen, haben auch schon zahlreiche Versteinerungen aus dem Schlamm des einstigen Jurameeres freigegeben, u. a. den berühmten Urvogel Archaeopteryx, der im Juramuseum in der Willibaldsburg zu Eichstätt zu besichtigen ist.
Der Natur- und Landschaftsschutz spielt im Landkreis Eichstätt eine bedeutende Rolle, auch im Hinblick auf den Tourismus, der für viele Landwirtschaftsbetriebe ein zweites wirtschaftliches Standbein darstellt. An der Spitze steht dabei der erwähnte Naturpark Altmühltal, für den in Eichstätt ein Informationszentrum eingerichtet wurde. Das bedeutendste Naturschutzgebiet im Landkreis ist die 70 ha große Gungoldinger Wacholderheide (Gmd. Walting). Im Donautal liegt das Naturschutzgebiet Königsaue (Gmd. Großmehring), das ein Rückzugsgebiet für 40 bedrohte Vogelarten bietet.
Die Alb ist seit unvordenklicher Zeit besiedelt. In den zahlreichen Höhlen fand der Steinzeitmensch Unterschlupf. Auf die Keltenzeit verweisen eine Reihe sog. Viereckschanzen, vermutlich Kultplätze (z. B. Gmd. Egweil, Gmd. Oberdolling).
Eindrucksvolle Zeugnisse entstammen der Römerzeit. Die römische Reichsgrenze (Limes), 2005 als UNESCO-Welterbe anerkannt, durchzog das nordöstliche Kreisgebiet. Im Köschinger Forst sind Überreste noch besonders gut zu erkennen. Restaurationen und Rekonstruktionen (z. B. Limestürme in Erkertshofen, Gmd. Titting, und Kipfenberg; Kastell Vetoniana in Pfünz, Gmd. Walting; villa rustica in Möckenlohe, Gmd. Adelschlag) lassen diese Epoche lebendig werden. Viele archäologische Funde hieraus sind in dem nahen Römermuseum in Weißenburg (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) zusammengetragen.
In die Zeit der Völkerwanderung führt uns die Nibelungensage, die gleich zwei Orte im Kreisgebiet namentlich als Stelle des Donauübergangs der Nibelungen erwähnt: Moeringen (Großmehring) und Vergen (Pförring).
In diesen unruhigen Jahrhunderten wanderten schließlich die Bajuwaren in das Kreisgebiet ein, die unter dem Hl. Willibald, dem ersten Bischof von Eichstätt, christianisiert wurden. Eichstätt ist bis heute ein geistlicher Mittelpunkt geblieben, der durch sein einheitlich barockes Stadtbild besticht, im Mittelpunkt die ehemalige fürstbischöfliche Residenz und der Dom. Einer der großen Bildhauer des Rokoko, Ignaz Günther (1725-1775), ist in Altmannstein geboren, wo das Ignaz-Günther-Kreuz in der Hl. Kreuz-Kirche und das Ignaz-Günther-Museum an ihn erinnern.
Die Pflege geistigen Lebens hat in Eichstätt und Ingolstadt lange Tradition. War es in Eichstätt das 1564 gegründete Collegium Willibaldinum, aus dem schließlich die Philosophisch-Theologische Hochschule und die Katholische Universität hervorgingen, so war es in Ingolstadt die von 1472 bis 1800 dort bestehende bayerische Landesuniversität. Heute führen in Ingolstadt eine Fachhochschule sowie die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Eichstätt diese Tradition weiter. Noch zur Zeit der Landesuniversität hielt Franz von Paula Schrank (1747-1835) ab 1784 landwirtschaftliche Vorlesungen und richtete 1799 ein Kameralinstitut ein, das sich vor allem mit der wirtschaftlichen Nutzung von Staatsdomänen befasste. 1800 wurde es mit der Universität nach Landshut verlegt. Dies waren die Anfänge einer eigenständigen landwirtschaftlichen Bildung und Forschung in Bayern.
Kunsthistorische Glanzlichter in Ingolstadt sind das gotische Münster, der frühere Betsaal der Marianischen Studentenkongregation Sta. Maria Victoria mit dem Deckenfresko von Cosmas Damian Asam und das Neue Schloss, im Wesentlichen aus der Gotik stammend.
Wirtschaftlicher Schwerpunkt der Region ist die AUDI AG, deren Verwaltungszentrum und wichtigste Produktionsstätte in Ingolstadt angesiedelt sind. 31.000 Beschäftigte verdienen dort ihr Brot. In Eichstätt hat sich das OSRAM-Werk zum größten industriellen Arbeitgeber des Landkreises entwickelt. Eine nach wie vor bedeutende Rolle spielt die Natursteinindustrie. Derzeit werden im Landkreis Eichstätt über 250 Platten- und Marmorbrüche betrieben. Ebenfalls auf eine lange Tradition blickt die Glasindustrie zurück. In den Kipfenberger Glashüttenwerken werden vor allem Medizinglasflaschen hergestellt. Der Süden des Landkreises und der Raum Ingolstadt sind geprägt durch die Energiewirtschaft: die Raffinerie der ESSO Deutschland GmbH in Ingolstadt, das Großkraftwerk der E.ON in Großmehring und das Rohöl-Tanklager der Deutschen Transalpinen Oelleitung GmbH in Lenting. Nicht zuletzt ist das Donau-Wasserkraftwerk Ingolstadt zu erwähnen.
Eine bedeutende Tradition hat auch das Brauwesen, die im Beilngrieser Brauereimuseum Felsen Keller-Labyrinth wieder lebendig wird. Ein weiteres kleines Brauereimuseum wurde im Keller eines ehemals fürstbischöflichen Schlosses in Titting von der dort ansässigen Brauerei eingerichtet.
Der Landkreis Eichstätt besteht aus 30 Gemeinden, darunter die Große Kreisstadt Eichstätt (rd. 13.000 Einw.) und die Stadt Beilngries (rd. 9.000 Einw.) und 11 Märkten. In ihnen leben 123.000 Menschen. Daraus errechnet sich bei 1214 km2 Gesamtfläche eine Bevölkerungsdichte von 101 Menschen je km2. Ingolstadt hat rd. 120.000 Einwohner.
Text: Prof. Dr. Alois Seidl |
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Literatur | |
- | | Sammelblatt des Historischen Vereins (Hrsg. v. Historischer Verein Eichstätt.) Eichstätt 1886 ff. |
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- | | Dorsch, Klaus u. a.: Der Landkreis Eichstätt. (Hrsg. v. Landratsamt Eichstätt.) Eichstätt 2004 |
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