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Landkreis (Landratsamt) Landsberg am Lech Beschreibung | |
Der Landkreis Landsberg am Lech liegt im Westen des Regierungsbezirks Oberbayern und grenzt an Schwaben, den westlichsten der bayerischen Regierungsbezirke. Er liegt geschichtlich und wirtschaftlich gesehen in dem sich im Kreisgebiet überlappenden Ausstrahlungsbereich der Zentren München und Augsburg. Über die A 96 sowie die Bahnlinien München-Lindau und Augsburg-Füssen ist der Landkreis unmittelbar an die genannten Zentren angebunden. Mit dem S-Bahnhof Geltendorf ist auch der Anschluss an den Münchner Verkehrsverbund (MVV) gewährleistet.
Naturräumlich ist das Kreisgebiet der eiszeitlich geformten, voralpinen Schotter- und Moränenlandschaft zuzurechnen, geprägt durch die angehäuften Schotterflächen des abfließenden Schmelzwassers und dem hügligen Moränenland mit den verstreut darin liegenden Seen und Mooren. Ausgangspunkt der eiszeitlichen Bodenausformung waren im Wesentlichen der Lech- und der östlich anschließende Ammergletscher. Dem hügeligeren Jungmoränenland im südlichen Landkreis vorgelagert sind in seinem nördlichen Teil die sanftgewellten bis ebenen Altmoränen der "Landsberger Platte", einer ertragreichen Ackerlandschaft, größtenteils auf Löß. Ihr schließt sich östlich des Lechs die Schotterfläche des "Lechfelds" an.
Die Kreisfläche wird vornehmlich durch den Lech entwässert, der sie von Süd nach Nord durchfließt und bei Rain am Lech (Lkr. Donau-Ries) in die Donau mündet. Kleinere, im Kreisgebiet entspringende Flüsse sind die Windach und die Paar, die ebenfalls der Donau zufließen. Die größte Wasserfläche ist der Ammersee, der von der in den Voralpen entspringenden Ammer gespeist wird und über die Amper abfließt. Die durchschnittliche Meereshöhe liegt bei 550 bis 700 m, nach Süden ansteigend. Die höchste Erhebung ist der Kalvarienberg (Eichberg), eine Moränenkuppe in der Gemeinde Rott, mit 752 m über NN.
Die natürlichen Ertragsvoraussetzungen für die Land- und Forstwirtschaft sind durch stark wechselnde Bodenarten gekennzeichnet, die von leichten Sand- und Kiesböden über lehmige Sand- (= Lößböden) bis zu schweren Lehmböden reichen. Die Bandbreite der durchschnittlichen Niederschläge erstreckt sich auf etwa 870 bis 1270 mm, die der durchschnittlichen Jahrestemperatur auf 7,4 bis 6,7 Grad C, jeweils von Nord nach Süd gerechnet. Der Anteil der Agrarfläche an der Gesamtkreisfläche von 804,4 qkm liegt bei 82,2 %, davon entfallen auf die Landwirtschaftsfläche 54,2 %, auf die Waldfläche 28 %. Während der Nordteil des Landkreises verhältnismäßig waldarm ist, weist der Süden einen hohen Waldanteil und große geschlossene Waldgebiete (z. B. Sachsenrieder Forst, Forst Bayerdießen) auf.
Das Ackerland-Grünlandverhältnis ist mit durchschnittlich 1,1:1 fast ausgeglichen. Dabei überwiegt jedoch im Norden des Landkreises der Ackerbau, im Süden die Grünlandwirtschaft. Agrargeschichtlich bedeutsame Bodennutzungsformen waren dementsprechend die alte Dreifelderwirtschaft mit der Folge Wintergetreide, Sommergetreide, Brache im Norden, die Egartwirtschaft mit einer unregelmäßigen Folge ackerbaulicher und Grünlandnutzung (= Feldgraswirtschaft) im Süden. Zeugnisse vorindustrieller Ackerkultur sind die Hochäcker, hochgewölbte Ackerbeete von zwei bis vier Meter Breite. Sie entstanden durch Zusammenpflügen mehrer Erdbalken dort, wo bei seichter Humusauflage auf Kies nur dadurch die nötige Krumentiefe oder bei schwerem Boden nur so die notwendige Wasserabführung erreicht werden konnte. Spuren sind vereinzelt noch erhalten (z. B. Gmd. Denklingen, Gmd. Hurlach, Gmd. Thaining), doch sind die einst verbreiteten Hochäcker längst dem Ebenbau gewichen. Hauptfrüchte des Ackerbaues sind der Getreidebau und der Ackerfutterbau, insbesondere Silomais. Bedeutendster Viehhaltungszweig ist die Milchwirtschaft.
Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe über 2 ha liegt bei rd. 1.250, was bei einer LF von rd. 32.000 ha eine durchschnittliche Betriebsgröße von 31 ha, also eine mittelbäuerliche Betriebsstruktur ergibt. Etwa die Hälfte der Betriebe sind Haupterwerbsbetriebe. Der Anteil der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen liegt bei 4,7 %. Ungeachtet des zurückgegangenen Gewichts der Landwirtschaft ist der Landkreis nach wie vor stark agrarisch geprägt und bietet ein reiches agrarkulturelles Erbe.
Die bäuerliche Besiedlung geht bis in die Jungsteinzeit zurück, wie die Funde von Pestenacker (Gmd. Weil) beweisen. Viele Bodendenkmäler (Viereckschanzen, Hügelgräber) weisen auf eine verbreitete keltische Siedlungstätigkeit hin. Aus der Römerzeit stammen eine Reihe von Gutshöfen (villae rusticae). Wichtige Standorte sind Erpfting (Stadt Landsberg) und Weil (vom lat. villa), wo auch der Ortsname schon darauf hinweist. Von großer Bedeutung für die Erschließung in der Römerzeit war die Via Claudia, die von Norditalien ausgehend durch den Landkreis nach Augsburg führte und deren Trasse vielerorts noch sichtbar ist. Diese Nord-Südverbindung kreuzte sich in Epfach (Gmd. Denklingen) mit der Ost-West-Route von Bregenz nach Gauting bei München. An dem Kreuzungspunkt, der auch einen Lechübergang einschloss, entwickelte sich die für Epfach namengebende Römersiedlung Abodiacum. Entlang der Via Claudia entstanden nach dem Untergang des weströmischen Reiches die germanischen Ursiedlungen, als Alemannen und Bajuwaren in die nur mehr dünn bevölkerten Räume südlich der Donau einströmten. Die Grenzlinie ihrer Siedlungsgebiete war in etwa der Lech, doch sind auch östlich des Lechs, im Lechrain, einem etwa 15 bis 20 km breiten Streifen zum Ammersee hin, noch alemannische (= schwäbische) Einflüsse zu spüren. Auf das hohe Alter dieser Dörfer weisen die zahlreichen patronymischen, d. h. auf Eigennamen zurückgehenden Ortsnamen auf -ingen (z. B. Denklingen) im schwäbischen bzw. auf -ing (z. B. Eching a. Ammersee) im altbairischen Siedlungs- und Sprachraum. Am letztgenannten Beispiel zeigt sich auch deren Überlappung, denn Eching erscheint in alten Urkunden auch als Echingen. Und auch die Lechrainer Mundart ist eine Mischung aus Schwäbisch und Bairisch. Mehrere Goldblattkreuzfunde, beispielsweise in Spötting (Stadt Landsberg a. Lech) verweisen auf frühes Christentum.
Die ländliche Siedlungsstruktur ist überwiegend dörflich. Die typische Dorfform ist westlich des Lechs das Straßen-, östlich desselben das Haufendorf. Als Hofform herrscht der einfirstige Hof mit der Anordnung Stall-Tenne-Wohnhaus (= Mittertennbau) vor. Die Giebel sind z. T. verschalt und auch Kniestöcke mit Bundwerk sind zu finden. Schöne Beispiele sind u. a. in Asch (Gmd. Fuchstal), Erpfting (Stadt Landsberg), Oberschondorf (Gmd. Schondorf a. Ammersee) und Pürgen zu sehen. Gut erhaltene Kornkästen stehen in Dienhausen (Gmd. Denklingen) und Dießen a. Ammersee.
Als Beispiel lebendigen ländlichen Brauchtums seien die Leonhardiritte in Kaufering, Reichling, Utting und Wengen (Markt Dießen a. Ammersee) genannt. Bei der Wallfahrtskirche Vilgertshofen, auch ein kunstgeschichtliches Juwel, findet alljährlich die sog. Stumme Prozession mit Szenen aus dem Alten Testament und der Passion statt.
Wichtige museale Bewahrungsstätten für das Agrarkulturerbe sind das Dorfmuseum Rott und das Heimatmuseum Pittriching. Ein reicher Bestand bäuerlicher Kulturgegenstände ist in einem neuerbauten Depot in der Stadt Landsberg a. Lech untergebracht. Ein literarisches Denkmal hat der Historiker Rainer Beck dem Dorf Unterfinning (Gmd. Finning) in seinem Buch "Unterfinning" gesetzt, in dem er die natürlichen, sozioökonomischen und kulturellen Entwicklungsvoraussetzungen dieses Bauerndorfes und das daraus hervorgehende dörfliche Leben beschreibt.
Ein Schwerpunkt der Agrarbildung ist das Agrarbildungszentrum Landsberg am Lech, das aus der 1873 gegründeten landwirtschaftlichen Winterschule und der 1878 von Schleißheim hierher verlegten Ackerbauschule hervorgegangen ist.
Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete des Landkreises betreffen vor allem Flusstäler (z. B. Lechtal, Windachtal), Moore (z. B. Ampermoos, Ammermoos, Dettenhofener Filz, Erlwiesfilz) und stehende Gewässer (Ammersee mit westlichem Umland).
Der Landkreis Landsberg umfasst 31 Gemeinden, darunter die Große Kreisstadt Landsberg a. Lech (rd. 27.500 Einw.) und den Markt Dießen a. Ammersee (rd. 10.000 Einw.). Diese beiden Gemeinwesen verkörpern in besonderer Weise die politische und Kulturgeschichte des Landkreises. Zunächst lag der Schwerpunkt in Dießen, im Herrschaftsbereich der Grafen von Andechs-Meranien. Nach deren Aussterben übernahmen die Wittelsbacher das Territorium, die die aus einer Ansiedlung am Lechübergang hervorgegangene Stadt Landsberg als Handels- und Verwaltungszentrum ausbauten. In Dießen hatten die Andechser ihr Hauskloster errichtet, ein Augustiner-Chorherren-Stift. Die herrliche, barocke Klosterkirche von Johann Michael Fischer mit dem Bühnenaltar von Francois Cuvilliés zieht noch heute unsere Bewunderung auf sich. Eindrucksvoll und kunstgeschichtlich bedeutend ist auch die spätgotische, später barock überformte Landsberger Stadtpfarrkirche, vom Baumeister des Ulmer Münsters, Matthäus von Ensingen, erbaut. Das ausgehende 17. und 18. Jahrhundert waren für die Region eine große Blütezeit der Künste. Vor allem war es das Wirken des zeitweise in Landsberg ansässigen Wessobrunner Baumeisters und Stuckateurs Dominikus Zimmermann , der mit der Fassade des Rathauses, dem Rosenkranz-Altar in der Stadtpfarrkirche und der Johanniskirche in Landsberg sowie der Schloss- und Wallfahrtskirche in Pöring (Stadt Landsberg) das Bau- und Ausstattungsgeschehen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusste. In Dießen lebte und wirkte Carl Orff (1895-1982), der die bis zur Säkularisation in der Klosterbibliothek von Benediktbeuern (Lkr. Tölz-Wolfratshausen), heute in der Bayer. Staatsbibliothek verwahrten "Carmina Burana" vertonte. Ein Carl-Orff-Museum pflegt die Erinnerung an den berühmten Komponisten, der in Andechs (Lkr. Starnberg) begraben ist.
Landsberg ist ein bedeutender Wirtschaftsschwerpunkt. Von agrarhistorischem Interesse ist die dort 1891 gegründete Bayerische Pflugfabrik. Der "Landsberger Pflug" erfreute sich großen Ansehens und schon 10 Jahre nach der Gründung waren 100.000 Pflüge verkauft. Die heutige Landmaschinenproduktion läuft unter der Regie der österreichischen Firma Pöttinger. Eine wirtschaftlich aufstrebende Gemeinde ist Kaufering (rd. 10.000 Einw.). Nach einem traurigen Zwischenkapitel als Namengeber für mehrere im Umfeld eingerichtete Konzentrationslager und Rüstungsstandort für den Bau von Düsenstrahljägern im 2. Weltkrieg sowie der nachfolgenden Aufnahme einer großen Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen wurde Kaufering zu einem Schwerpunkt industriell-gewerblicher Entwicklung im Landkreis. Größter Arbeitgeber ist heute die japanische Firma Hilti, die hier ihre Deutschland-Zentrale hat.
Ein Mittelpunkt geistlichen Lebens ist das 1887 gegründete Benediktinerkloster St. Ottilien (Gmd. Eresing), das auch einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb führt.
Der Landkreis hat 112.000 Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von 139 Einw. je qkm entspricht.
Text: Prof. Dr. Alois Seid |
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Literatur | |
- | | Heimatbuch für Landkreis Landsberg am Lech. (Hrsg. v. Landkreis Landsberg am Lech.) Landsberg am Lech 1982 (2. Aufl.) |
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- | | Landkreis Landsberg - Der Wirtschaftsstandort im Westen von München. (Hrsg. v. Landkreis Landsberg am Lech.) Landsberg am Lech 2007 |
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- | | Landkreis Landsberg am Lech - Informationen. (Hrsg. v. Landkreis Landsberg am Lech.) Landsberg am Lech 2006 |
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- | | Landsberger Geschichtsblätter. (Hrsg. v. Historischer Verein für Stadt und Kreis Landsberg am Lech.) Landsberg am Lech 1902 ff. |
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- | | Beck, Rainer: Unterfinning. Ländliche Welt vor Anbruch der Moderne. München 1993 |
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- | | Huber, Anton: Stadt und Landkreis Landsberg am Lech. Geschichte, Zeugnisse, Informationen. Landsberg am Lech 2004 |
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- | | Weißhaar-Kiem, Heide: Stadt und Landkreis Landsberg am Lech. Kunstschätze in der Region. Landsberg am Lech 2007 |
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